Düsseldorf. Der Düsseldorfer Flughafen füllt sich merklich zu Beginn der Weihnachtsferien. In Deutschland gilt Lockdown – welche Gründe gibt es für Reisen?
Zu Beginn der Weihnachtsferien lassen sich vom Düsseldorfer Flughafen zweierlei Geschichten erzählen. Steigt man aus dem großen Aufzug aus, der aus dem Parkhaus über die Ankunftshalle in den Abflugbereich führt, wird es entweder eine Geschichte über verwaiste Gänge und Schalter, geschlossene Restaurants und vereinzelte Grüppchen, die verloren in der riesigen Halle stehen. Oder man erwischt einen anderen Bereich, sieht dichte Warteschlangen, Familien mit Sehnsucht nach Sonne und Heimat sowie Andrang am Corona-Testzentrum.
Auch Niki Deligiannidou steht am Freitagvormittag mit ihrer Familie in einer der Warteschlangen zum Check-in. Fünf Erwachsene und zwei kleine Mädchen, die erwartungsvoll auf den Schultern ihrer Väter sitzen. In ein paar Stunden geht es nach Griechenland. „Wir waren zu Besuch in Deutschland und fliegen jetzt nach Hause, nach Thessaloniki,“ erzählt Deligiannidou noch aus der Schlange heraus. „Wir haben uns heute Morgen am Flughafen auf Covid testen lassen, das hat drei Stunden gedauert.“
Seit einer Woche füllt sich der Düsseldorfer Flughafen wieder
Duysu Sahna hat den ganzen Reise-Trubel gut im Blick. Ihr Kaffeestand in der Abflughalle wirkt wie eine einzelne, geöffnete Insel in einem Meer aus geschlossenen Läden. Immer wieder kommen Reisende zu ihr, um sich einen schnellen Espresso oder eine Cola zu genehmigen. „Erst seit Montag ist es hier wieder voll, wochenlang ist kaum etwas los gewesen.“ Es habe Tage gegeben, an denen nur 30 Euro Umsatz gemacht wurden.
In dieser Woche habe sie außerdem noch eine weitere Veränderung bemerkt. „Die Leute sind genervt und unfreundlich. Sie haben sich entschieden, in den Urlaub zu fliegen, regen sich dann aber über die erforderlichen Corona-Tests auf“, erzählt sie lachend. „Es gibt auch immer wieder Passagiere, die nicht fliegen dürfen, weil ihr mitgebrachter Test für ihren Flug nicht ausreichend ist, die müssen dann umbuchen.“
Zwei Umzüge in zwei Wochen – trotz Quarantäne und Lockdown
Unfreundlichkeit sei auch einer der Gründe, warum sich Anne mit ihrer kleinen Tochter heute am Flughafen aufhält. Erst vor zwei Wochen war die gebürtige Deutsche, die 20 Jahre lang in England und den USA lebte, wieder nach Deutschland gezogen. „Wir waren fünf Tage in Quarantäne und haben dann den Test gemacht“, erklärt sie.
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Doch jetzt seien ihre Möbel schon wieder auf dem Weg zurück nach Manchester. „Ich halte es in Deutschland nicht mehr aus. Die Leute waren so unhöflich und kinderunfreundlich. Hier will ich einfach nicht leben.“ Auch in England müsse sie nach ihrer Rückkehr in Quarantäne und sich erneut testen lassen. „All dieser Aufwand mit Umzug und Flug während Corona sind es mir aber wert.“ Ihre deutsche Familie wird sie weiterhin nur bei Besuchen sehen.
Flüghafen Düsseldorf: Lange Wartezeiten am Corona-Testzentrum
Die Schlange am Corona-Testzentrum ist lang, einige Personen sitzen erschöpft auf dem Boden. Wer hier wartet, muss Zeit mitbringen. Marcus Wever und Christian Kramer haben es bis nach ganz vorne geschafft. Ein Ordner weist sie ein. Seit 15 Minuten nichts gegessen? Keine Symptome? Dann noch die Hände desinfizieren, bevor in den halbverborgenen Räumen ein Abstrich für den Corona-Test von ihnen genommen wird. „Vier Stunden haben wir schon in den Schlangen gewartet,“, erzählt Wever.
Erst hatten sie sich online für den Test registriert, dann am Flughafen bezahlt und jeweils ein eingeschweißtes Test-Kit bekommen, mit dem nun der Abstrich genommen wird. Am Sonntag soll es nach Gran Canaria gehen. Als wir sie treffen, wissen sie noch nichts von der aktuellen Reisewarnung.
Reisen in Corona-Zeiten: Viele Formulare ausgefüllt
Auch Isabelle Buslei und Denise Krelu sind auf dem Sprung. Um 13 Uhr geht ihr Flugzeug nach Fuerteventura. „Acht Tage Strand, Meer, Sonne und 23 Grad“, erzählt die neunzehnjährige Isabelle Buslei freudig. Im Vorhinein hätten sie viele Formulare ausfüllen müssen, den Test hatten sie schon in Wiesbaden gemacht.
Einige in ihrem Umfeld hätten sie um den Urlaub beneidet, sich aber den damit verbundenen Stress nicht zumuten wollen. Andere hätten aber mit Unverständnis reagiert. „Angst vor Corona habe ich beim Fliegen keine“, meint Isabelle Buslei. „Wir kommen aus einem Gebiet mit einer Inzidenz über 200 und haben uns bewusst kein Risikogebiet ausgesucht.“
Während die beiden jungen Frauen im Flieger sitzen, erklärt das RKI die gesamten Kanarischen Inseln zum Risikogebiet. Allerdings erst ab Sonntag.
Flughafen Düsseldorf rechnet mit 100.000 Passagieren
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Am Düsseldorfer Flughafen wird zum Jahreswechsel mit 100.000 Passagieren gerechnet sowie rund 1500 Starts und Landungen. Das entspricht knapp einem Viertel des für die Zeit vor Weihnachten üblichen Passagieraufkommens, jedoch einem erhöhten Verkehrsvolumen von etwa 20 Prozent im Vergleich zu den vorherigen Wochen. Besonders gefragt sind die Kanaren, Ziele in der Türkei und europäische Metropolen wie Wien, Zürich oder Moskau.
Am Flughafen Weeze sind Ziele wie Marrokko und auch Fuerteventura sind in der Wintersaison vergleichsweise gut nachgefragt. Durch die Pandemie würden nur zehn bis 20 Prozent der Passagiere im Vergleich zum Vorjahr in den Flieger steigen, hieß es.
In Köln-Bonn seien nur zehn Prozent der Vorjahrespassagiere prognostiziert. Neben Inlandsflügen stehen auch hier Flüge nach Spanien, wie Kanaren und Palma de Mallorca auf dem Flugplan.