Das Personal im Düsseldorfer Gesundheitsamtes arbeitet seit Wochen im Akkord. Trotzdem verzichtet die Stadt auf Hilfe der Bundeswehr. Ein Fehler.

Die Corona-Pandemie stellt die Gesundheitsämter bundesweit vor massive Herausforderungen. Täglich müssen die Mitarbeiter dutzende Kontakte zurückverfolgen, Familien in Quarantäne betreuen und die Fragen besorgter Bürger beantworten. Viele Gesundheitsämter arbeiten seit Wochen an ihrer Belastungsgrenze – und teilweise auch darüber hinaus. Mit dem exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen steigt das Arbeitspensum der städtischen Mitarbeiter weiter an. Eine Mammutaufgabe.

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Dass die Düsseldorfer Verwaltung in dieser Ausnahmesituation Mitarbeiter aus anderen Fachbereichen abzieht, um das Gesundheitsamt zu verstärken, ist völlig nachvollziehbar – selbst wenn dadurch ein Teil der Stadtbüchereien auf unbestimmte Zeit schließen muss. Das Problem: Es hätte mit dem Einsatz von Bundeswehrsoldaten eine kostenlose und vermutlich ebenso effektive Alternative gegeben. Andere Kommunen und Kreise haben es bereits vorgemacht. Mit dem Ergebnis, dass dort bislang keine städtischen Einrichtungen dichtgemacht werden mussten.

Der Versuch, die Kontaktnachverfolgung zunächst aus eigener Kraft zu gewährleisten, mag löblich sein. Spätestens als die Infektionszahlen Anfang Oktober wieder rasant in die Höhe schossen, hätte die Düsseldorfer Verwaltung aber reagieren müssen. Wieso bis heute offenbar keinerlei Versuche unternommen wurden, personelle Unterstützung durch Bundeswehrsoldaten zu beantragen, ist unklar. Weitere Schließungen städtischer Einrichtungen seien aktuell nicht geplant, könnten aber nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, heißt es. Bevor es dazu kommt, sollte die Verwaltung dringend ihre Strategie überdenken – und auch die Hilfe der Bundeswehr in Betracht ziehen.