Düsseldorf. Thomas Geisel scheitert mit 44,01 Prozent der Wählerstimmen bei der Stichwahl in Düsseldorf. Stephan Keller CDU ist neuer Oberbürgermeister.
Thomas Geisel ist ein fairer Verlierer, das muss man ihm lassen. Als feststand, dass es für ihn in der Stichwahl zum Oberbürgermeister nicht reichen wird, ging er mit Gattin Vera und seinen Kindern die paar Schritte vom großen Versammlungssaal in der ersten Rathaus-Etage Richtung Plenarsaal. Dort hatte sich die CDU versammelt, und unter ihnen natürlich auch der neue Verwaltungschef Stephan Keller. Um 19.03 Uhr schüttelten sich beide die Hand, umringt von einer Horde Fotografen und Kameraleuten. Geisel wirkte nicht überrascht vom Ergebnis, gleichwohl sah er mitgenommen aus. Herausforderer Keller hatte am Ende 55,99 Prozent der Wählerstimmen gesammelt, Geisel nur 44,01 Prozent (Wahlbeteiligung 45,27 Prozent).
Bei der SPD flossen die Tränen
Zuvor waren bei einigen Sozialdemokraten, die schon vor zwei Wochen bei der Kommunalwahl mit nur 17,09 Prozent an Wählergunst eine herbe Niederlage erlitten hatten, die Tränen geflossen. Um kurz nach 18 Uhr, als die Wahllokale schon dicht hatten, erklärte zunächst Andreas Rimkus seinen Rücktritt als Düsseldorfer SPD-Chef. Eine gute halbe Stunde später kam Thomas Geisel. Geknickt, aber gefasst. Für ihn war der Ausgang der Stichwahl „keine große Überraschung“. Jeder habe gewusst, „dass es wahnsinnig schwer werden würde, zumal ja auch die Grünen und die FDP keine Wahlempfehlung abgegeben haben“.
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Ganz anders natürlich die Stimmung im konservativen Lager. Je höher der schwarze Klotz gegen Abend auf den Balkendiagrammen kroch, desto stürmischer der Applaus der CDU-Leute im Plenarsaal. Und irgendwann machte dann auch der sonst so zurückhaltende Keller die ersten Selfies mit den Parteifreunden. In der Stunde des Triumphs verkaufte sich der 50-Jährige, der sogar seine Eltern mitgebracht hatte, als Teamplayer. „Wir alle haben diese Wahl gewonnen, es haben so unglaublich viele Menschen an diesem Erfolg mitgewirkt“, sagte Keller und sprach von einem „deutlichen Sieg“. Er habe in den vergangenen zwei Wochen die Wechselstimmung in der Stadt gespürt, „wir sind bei den Menschen auf große Begeisterung gestoßen“.
Grüne: Keine Vorentscheidung für eine Farbkonstellation im Rat
Der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek war einer der ersten Gratulanten. „Vor sechs Jahren war das für uns das Ende einer Ära“, sagte er. „Viele haben nicht daran geglaubt, dass sich die CDU Düsseldorf innerhalb von nur einer Wahlperiode berappeln kann.“
Glückwünsche gab es auch von den Grünen, die am Sonntag mit einer großen Abordnung im Rathaus vertreten waren. „Herzlichen Glückwunsch an den Wahlsieger, es ist aber keine Vorentscheidung für eine Farbkonstellation im Rat“, betonte Stefan Engstfeld, der vor zwei Wochen ebenfalls als OB-Kandidat ins Rennen gegangen war. „Wir werden jetzt Montag, Dienstag abwarten, wenn alle Parteien und Fraktionen beraten haben und dann die Sondierungsgespräche aufnehmen. Wir haben immer gesagt, wir reden mit allen demokratischen Parteien.“
Wird es nun doch noch eine Verlängerung der Ampelpartnerschaft zwischen SPD, FDP und Grüne geben? „Wir wollten die Abwahl von Geisel, das hat geklappt und darüber freue ich mich“, sagte am Abend FDP-Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf NRZ-Anfrage. Und sie betonte: „Der OB wurde abgewählt, die Ampel nicht.“
Geisel geht „ohne jede Bitterkeit“
Und was macht Thomas Geisel jetzt? Der 57-Jährige ließ das zumindest am Sonntag noch offen. Spekulationen darüber, ob er möglicherweise als SPD-Fraktionschef zurückkehrt, wollte er nicht beantworten. „Das würde ich erst gerne mit meiner Familie besprechen.“ Eines könne er aber in jedem Fall schon sagen. Er blicke „ohne jede Bitterkeit“ auf die vergangenen sechs Jahre zurück. „Diese Jahre waren großartige Jahre – für mich, und ich denke auch für Düsseldorf.“