Düsseldorf. Die Uniklinik kämpft weiter mit großen Technikproblemen. Immer weniger Patienten sind in Düsseldorf untergebracht. Experten prüfen Hackerangriff.

Auch vier Tage nach dem vermeintlichen Hackerangriff auf das hauseigene IT-System kämpft die Uniklinik Düsseldorf weiterhin mit erheblichen Technikproblemen. „Wir befinden uns im Ausnahmezustand“, sagte ein Sprecher am Montag. Neben dem Mail-Programm seien auch das Bestellsystem und das Patientenversorgungsprogramm betroffen. „Darin sind alle Informationen hinterlegt, die zur Aufnahme neuer Patienten notwendig sind.“ Lediglich die Telefonanlage ist seit Samstag wieder in Betrieb. Die Staatsanwalt Köln prüft Anhaltspunkte für einen gezielten Cyberangriff.

Das IT-System war in der Nacht zu Donnerstag um 3 Uhr nachts ausgefallen. Kurz darauf wurde das Uniklinikum vorsorglich vom normalen Betrieb und der Notfallversorgung abgemeldet. Rettungswagen fahren die Klinik nicht mehr an, Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, andere Krankenhäuser anzusteuern. „Es werden jeden Tag weniger Patienten“, so ein Sprecher. Am Freitag habe die Uniklinik rund 800 Menschen versorgt, Montagmorgen waren nur noch 574 Patienten in Düsseldorf untergebracht. „Normalerweise versorgen wir bei uns rund 1000 Patienten.“

Trotz Ausfall des IT-Systems: Kein zusätzliches Risiko bei OPs

Auch die Zahl der Operationen wurde drastisch zurückgefahren. Für Montag waren nach Klinik-Angaben lediglich zehn Operationen geplant. „Dabei geht es um die Weiterversorgung von Patienten, die bereits im Haus untergebracht sind.“ Im Normalbetrieb fänden pro Tag 70 bis 120 OPs statt. „Es läuft jetzt vieles auf Papier, das macht es für alle Mitarbeiter komplizierter“, sagte ein Sprecher. Die geplanten Operationen könnten aber ohne Einschränkungen oder zusätzliche Risiken durchgeführt werden. „Medizintechnisch funktioniert alles.“

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Bereits aufgenommene Patienten würden normal versorgt, technische Geräte seien weiterhin einsetzbar. „Die Art, wie wir aktuell arbeiten, funktioniert, um die Menschen im Haus zu versorgen, aber neue Patienten kriegen wir derzeit nicht bewältigt“, erklärt ein Sprecher. So könnten beispielsweise nach wie vor MRT- oder Röntgen-Aufnahmen erstellt werden. „Nur haben wir jetzt kein hausübergreifendes System mehr.“

Enormer Verwaltungsakt: „Sind stolz auf unsere Beschäftigten“

Statt Informationen bequem von verschiedenen Rechnern der Uniklinik abrufen zu können, müssten Daten nun auf verschiedenen Wegen zwischen den Abteilungen hin und her transportiert werden. Ein enormer Verwaltungsakt. „Wir sind stolz auf unsere Beschäftigten, die trotz der schwierigen Umstände die Patientinnen und Patienten in unserem Haus exzellent versorgen. Dafür möchten wir uns als Vorstand bedanken“, so Ekkehard Zimmer, Kaufmännischer Direktor des Uniklinikums.

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Die Zentrale für Internetkriminalität der Staatsanwaltschaft in Köln hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. „Die Hinweise verdichten sich“, sagte Staatsanwalt Dr. Christoph Hebbecker am Montag. „Es deutet vieles darauf hin, dass ein Hackerangriff stattgefunden hat.“ Cybercrime-Experten seien derzeit damit beschäftigt, den Sachverhalt zu rekonstruieren und auch eine technische Panne zu prüfen. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir Ende der Woche mehr Klarheit haben“, so Hebbecker.

Die Uniklinik Düsseldorf zeigte sich am Montag in einer Pressemitteilung hoffnungsvoll, die technischen Störungen beheben zu können. „Allerdings ist noch nicht absehbar, wie viel Zeit dies in Anspruch nehmen wird, weil es schwerwiegende Fehler in mehreren Teilbereichen der IT-Struktur gibt“, heißt es in dem Schreiben. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Ausfälle Schritt für Schritt in den nächsten Wochen überwinden“, wird Prof. Dr. Frank Schneider, Ärztlicher Direktor der Uniklinik, zitiert. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass Daten dauerhaft zerstört worden sind.

Mögliche Cyberattacke auf das siebtgrößte Krankenhaus in NRW

Am Universitätsklinikum Düsseldorf werden jährlich mehr als 50.000 Patienten stationär versorgt und etwa 300.000 Patienten im Jahr ambulant behandelt. Gemessen an der Bettenzahl ist es das siebtgrößte Klinikum in NRW.

In Nordrhein-Westfalen waren das Lukaskrankenhaus im benachbarten Neuss (im Jahr 2016) und das Forschungszentrum Jülich sowie mehrere Unternehmen in der Vergangenheit Ziele von Hackerangriffen. Große Krankenhäuser werden zur sogenannten kritischen Infrastruktur gezählt, die es besonders zu schützen gilt. Für sie gibt es branchenspezifische Sicherheitsstandards. (mit dpa)

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