Düsseldorf. Düsseldorfs OB Geisel wird für einen Videodreh mit Skandal-Rapper Farid Bang heftig kritisiert. CDU, FDP und Grüne lehnen Gesprächsangebot ab.

Die Aufregung um das umstrittene Video der Stadt Düsseldorf mit dem Skandal-Rapper Farid hat sich auch am Wochenende nicht beruhigt. Oberbürgermeister Thomas Geisel, der das Video veranlasst hat und sich weigert, es aus dem Internet zu nehmen, bleibt unter Beschuss. Geisels Brief an seine Wahlkampf-Unterstützer und die SPD-Mitglieder hat das nicht besser gemacht. Im Gegenteil: Die politische Konkurrenz empfindet es als Frechheit, dass Geisel zwar ein Versäumnis einräumt, aber nicht zu einer Entschuldigung fähig ist.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert weiter den Düssledorfer OB wegen des Rapper-Videos. Ihr Parteifreund Manfred Neuenhaus, Fraktionschef im Stadtrat, spricht gar von einer „Affäre Geisel“.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert weiter den Düssledorfer OB wegen des Rapper-Videos. Ihr Parteifreund Manfred Neuenhaus, Fraktionschef im Stadtrat, spricht gar von einer „Affäre Geisel“. © dpa | Christophe Gateau

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Oberbürgermeister-Kandidatin der FDP, legte am Sonntag nach: „Ich hätte erwartet, dass er sich entschuldigt und sich nicht vor seinen Leuten rechtfertigt. Er sollte sich entschuldigen bei der Jüdischen Gemeinde, den Düsseldorferinnen und Düsseldorfern und allen Menschen die von den homophobe, frauenverachtenden und antisemitischen Texten dieses Rappers betroffen sind, dafür entschuldigen, dass er so daneben gegriffen har. Ich hätte nie angenommen, dass der OB derartig sein Gespür verliert für diese Stadt und ihre Menschen.“

Rapper-Video: Grüner lehnt Geisels Einladung ab

In dem Brief hatte Thomas Geisel auch angekündigt, die Fraktionschef zu einem Gespräch einzuladen und das Video dann zu löschen, wenn es dafür eine Mehrheit gibt. Dass die politisch längst da ist, wie aus den Stellungnahmen hervorgeht, ignoriert Geisel. Der Grünen-Sprecher im Stadtrat, Norbert Czerwinski, hat bereits gesagt, dass er für ein derartiges Treffen nicht zur Verfügung steht, ebenso die Fraktionschefs von CDU und FDP.

Dafür hat Geisels liberale Gegenkandidatin Verständnis: „Denn erstens hat er die Fraktionsvorsitzenden vorab nicht gefragt, ob er das Video einstellen sollen. Das ist ausschließlich Sache von Herrn Geisel gewesen: Er hat es eingestellt und kann es auch wieder umgehend aus dem Netz nehmen.“ Und zweitens, so Strack-Zimmermann, „er will jetzt die Fraktionsvorsitzenden mit ins Boot holen, das jetzt absäuft“. Aber so etwas sei typisch für ihn.

„Das war ein Riesenfehler“, sagt Stefan Engstfeld

Auch Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Grünen, legte nach und fordert von Geisel eine Entschuldigung. Und: Er müsse das Video sofort löschen und zugeben, „dass es ein Riesenfehler war, sich mit einem Rapper einzulassen, der für Homophobie, Antisemitismus und Frauenverachtung steht.“

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Farid Bang hatte nach einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister ein Video gedreht, in dem er seine Fans und Altstadt-Besucher auf die Corona-Schutzverordnung aufmerksam macht und auffordert, Masken zu tragen und Sicherheitsabstände einzuhalten. Stadt und OB argumentieren damit, dass Bang damit gut die problematische Altstadt-Zielgruppe erreichen könne.

Auffällig ist, dass in dem umstrittenen Video lediglich der Rapper spricht. Ebenfalls gemeinsam gedrehte Szenen mit ihm und dem OB beim Plaudern auf der Altstadt Freitreppe, sind nicht zu sehen.

Unerwartete Lemmer-Unterstützung

Torsten Lemmer springt dem OB zur Seite.  
Torsten Lemmer springt dem OB zur Seite.   © privat

Unerwartete Unterstützung für Thomas Geisel gibt es unterdessen von Torsten Lemmer. Der Spitzenkandidat der Freien Wähler bei der Kommunalwahl sagte gestern: „Die Intuition von Thomas Geisel in Sachen Farid Bang war und ist richtig. Die auffälligen Altstadt- und Treppenbesucher erreicht man nicht mit Presseerklärungen in Schlips und Anzug, sondern nur mit einer Ansprache, die sie auch verstehen und vor allem verstehen wollen.“ Nichtsdestotrotz, so Lemmer, müssten die Ordnungskräfte der Stadt aufgestockt werden und deutlicher Präsenz zeigen.