Düsseldorf. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat den Auftrag zum Videodreh an Rapper Farid Bang verteidigt. Auch über die Kosten sprach er.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat seinen Angaben zufolge positive und negative Reaktionen auf das Corona-Video des umstrittenen Rapper Farid Bang bekommen. Der 34-jährige Musiker Farid Bang hatte sich im Auftrag von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) vor die Kamera gestellt, um für die Einhaltung der Corona-Regeln zu werben. Dafür hagelte es öffentlich Kritik an Geisel.

Der Rapper Farid Bang war mit antisemitischen und frauenfeindlichen Texten bekannt geworden ist. 2018 verursachte er mit der Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ im Song „0815“ einen bundesweit beachteten Skandal. Deshalb gab es scharfe Kritik, dass der Rapper in einem Video an die Düsseldorfer Partyszene für die Corona-Regeln wirbt. Im Interview erklärt der Oberbürgermeister nun, warum der Rapper per Video für die Corona-Regeln in Düsseldorf werben sollte:

Die öffentliche Meinung ist bei diesem Thema stark gegen Sie – Zeit zum Umdenken?

Geisel: „Zurzeit bekomme ich sehr gemischte Reaktionen zu diesem Thema. Negativ sind sie meiner Wahrnehmung nach eher in der veröffentlichten als in der öffentlichen Meinung. Und dazu zähle ich natürlich auch die Versuche anderer Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters, dieses Thema in den sozialen Medien für den Wahlkampf auszuschlachten. Die Reaktionen auf den städtischen Instagram- und Youtube-Seiten sind dagegen überwiegend positiv. Das zeigen die von uns ausgewerteten Zahlen. Das kann sicherlich auch mit der Altersstruktur der Nutzer zu tun haben. Wir sind natürlich ständig in einem Abwägungsprozess, ob wir das Ziel dieses Videos noch erreichen können oder die Botschaft durch die Polarisierung in den sozialen Medien und den klassischen Medien nicht zu sehr in den Hintergrund tritt.“

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Von Katharina Gilles und Götz Middeldorf

Haben Sie im Nachhinein das Gespräch mit der Jüdischen Gemeinde gesucht? Oder gab es einen Anruf von dort?

Geisel: „Ich bin regelmäßig mit der jüdischen Gemeinde im Austausch. Das Verhältnis zwischen der Stadtverwaltung und der Gemeinde ist hervorragend. Ich habe am Mittwochabend persönlich mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Oded Horowitz telefoniert. Er hat mir noch mal versichert, dass er mein Wirken für das jüdische Leben in Düsseldorf sehr schätzt. Die jüdische Gemeinde hat am Mittwoch ja auch in zwei Pressemitteilungen sehr differenziert ihre Meinung zu dem Thema zum Ausdruck gebracht.“

Missverständnis in der Stadtverwaltung

Geisel: „Es gab lediglich verwaltungsintern ein Kommunikationsmissverständnis, mit welchem Vertreter jüdischen Lebens in Düsseldorf ich im Vorfeld der Veröffentlichung gesprochen hatte. Die Gemeinde hat Kenntnis von dem Besuch von Farid Bang in Auschwitz, der ihn damals sehr beeindruckt hat. Lassen Sie es mich noch einmal klipp und klar sagen: Die Zusammenarbeit zwischen der Landeshauptstadt und der jüdischen Gemeinde ist vorbildlich und sehr vertrauensvoll. Das hat sich auch durch die Veröffentlichung des Videos in keiner Weise geändert.“

Gab es Reaktionen aus Ihrer Partei in Deutschland oder aus Düsseldorf?

Geisel: „Ja, ich habe verschiedene Reaktionen dazu bekommen, auch aus der Bundespartei. Positiv und unterstützend, aber auch negative. Die Düsseldorfer SPD sieht die Veröffentlichung des Videos eher kritisch, das ist ihr gutes Recht. Ich hoffe, dass ich die Genossinnen und Genossen noch davon überzeugen kann, dass uns die Botschaft dieses Videos bei der schwierigen Situation an den Wochenenden in der Altstadt helfen kann. Die schiere Anzahl der erreichten Menschen über unsere Instagram- und Youtubekanäle lässt mich da hoffen.“

Was hat das Video gekostet, wer zahlt?

Geisel: „Farid Bang hat sich für diesen Appell unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das Video wurde von einem festangestellten Videojournalisten aus dem Amt für Kommunikation gedreht und geschnitten. Insofern fallen keine gesonderten Kosten an.“

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