Düsseldorf. OB Geisel wird für einen Videodreh mit Skandal-Rapper Farid Bang heftig kritisiert – und hält daran fest. Die SPD distanziert sich.

Skandal um Skandal-Rapper in Düsseldorf: Ein Video von Farid Bang wird zum politischen Desaster für Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Die CDU fordert eine Sondersiztung des Stadtrates, die SPD-Führung geht auf Distanz zu Geisel. Und die Jüdische Gemeinde ist verwundert und erstaunt über die Aussage eines Stadtsprechers. Der hatte behauptet, dass ein Videodreh des Oberbürgermeisters mit dem Düsseldorfer Skandal-Rapper Farid Bang mit dieser abgesprochen sei. Das sei jedoch nicht der Fall.

„Ich kann bestätigen, dass weder eine schriftliche noch eine mündliche Anfrage der Stadt Düsseldorf über ein Video der Stadt mit dem Rapper Farid Bang bei uns eingegangen ist. Dies gilt für die sich im Urlaub befindenden Vorstandsmitglieder ebenso wie für unsere Presseabteilung und mich in meiner Eigenschaft als Gemeindedirektor“, so Michael Rubinstein, seit April Gemeindedirektor, in eienr Pressemitteilung.

Düsseldorfs OB und Farid Bang: Kontroverse Diskussion um Vorbildfunktion

Hinsichtlich der bevorstehenden Kommunalwahl sei es aus Sicht der Jüdischen Gemeinde mehr als unglücklich, gerade in diesem Zusammenhang fälschlicherweise zitiert zu werden. „Als eine Gemeinde, die sehr viele Nationalitäten innerhalb ihrer Mitglieder aufweist, verstehen wir selbstverständlich die Bedeutung einer zielgerichteten Ansprache bestimmter Zielgruppen, insbesondere aktuell beim Thema Coronavirus.“ Eine Vorbildfunktion von Farid Bang in diesem Zusammenhang vor dem Hintergrund seiner Texte und Aussagen kann und muss jedoch sicherlich kontrovers diskutiert werden, so Rubinstein weiter.

Geisel rudert zurück: „Das hat mein Pressesprecher missverstanden“

Bei einer am Mittwoch einberufenen Pressekonferenz gab OB Geisel zu, dass es keine offizielle Absprache gegeben habe. „Das hat mein Pressesprecher missverstanden“, ruderte der OB zurück. Vielmehr sei mit zwei Vertretern gesprochen worden, dass sie es sein kann, dass Bilder vom Videodreh bei ihnen auftauchen. Etliche Passanten hätten den Dreh gefilmt.

Für die Stadt hatte OB Thomas Geisel auf der Freitreppe am Burgplatz ein Video gedreht – eben mit Farid Bang. Dieser hatte gemeinsam mit dem Rapper Kollegah 2018 für Aufsehen gesorgt, als die beiden gemeinsam für den Musikpreis Echo nominiert wurden – obwohl ihre Texte als antisemitisch kritisiert wurden. In dem Video, was der OB nun mit Bang gedreht hat, geht es zwar nur um Corona-Regeln, dennoch kommt die Wahl des Drehpartners überhaupt nicht gut an in Düsseldorf.

FDP-Kandidatin ist der Jüdischen Gemeinde dankbar

Die OB-Kandidatin der Düsseldorfer FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist der Jüdischen Gemeinde „zutiefst dankbar, dass sie sofort so klar Stellung bezogen hat“. Strack-Zimmermann begrüße ausdrücklich, dass die Jüdische Gemeinde das Vorgehen von Stadt und Oberbürgermeister „nicht akzeptiert und dass jemand, der durch antisemitische Sprüche aufgefallen ist“, nun so ein Forum bekomme.

Die Düsseldorfer FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (ist entsetzt darüber, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel ein Video gedreht hat mit Skandal-Rapper Farid Bag.
Die Düsseldorfer FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (ist entsetzt darüber, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel ein Video gedreht hat mit Skandal-Rapper Farid Bag. © dpa | Christophe Gateau

Strack-Zimmermann schrieb in einem Brief an OB Geisel, sie könne verstehen, „dass man, um Aufsehen zu erregen, im Wahlkampf auf ungewöhnliche Ideen kommt“. Dass sich Geisel dabei aber hinreißen lasse, Rapper Farid Bang auszuwählen, mache sie „fassungslos“: „Demokraten sollten sich nicht in eine Reihe mit Farid Bang stellen. Ihr Verhalten empört mich“, schrieb die FDP-Frau Ein Rapper, dessen Texte auf viele Menschen antisemitisch und frauenfeindlich wirken, können kaum Jugendliche mit Migrationshintergrund dazu bewegen, Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten.

Farid-Bang-Video: Engstfeld (Grüne) fordert Veröffentlichungs-Stopp

Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Grünen, fordert die Veröffentlichung des Videos sofort zu stoppen. „Farid Bang ist mehr als einmal mit frauenfeindlichen, antisemitischen und gewaltverherrlichenden Äußerungen aufgefallen“, so Engstfeld. Das so jemandem eine Plattform geboten werde, sei beschämend. „Mit dem Video soll um jeden Preis Aufmerksamkeit erregt werden“, findet der Grüne.

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Udo Bonn, OB-Kandidat für die Linke, könne zwar verstehen, dass der OB versucht das Publikum anzusprechen mit jemanden aus der Musikszene. Aber die Wahl des Drehpartners kritisiert er heftig. „Da hätte der OB vielleicht lieber mal mit den Leuten vom Zakk reden und sich informieren sollen, wer dafür geeignet ist, statt sich so einen merkwürdigen Rapper zu suchen.“ Dies sei nun eine Hofierung von Bang, aber auch eine Herabwürdigung des Altstadt Publikums.

CDU fordert Sondersitzung des Stadtrates

Am Dienstag äußerte sich bereits OB-Kandidat der CDU, Stephan Keller. Ihm sei es „völlig unverständlich, wie man sich mit jemanden verbünden kann, der bundesweit bekannt ist für antisemitische Provokationen und gewaltverherrlichende und frauenverachtende Texte und Einstellungen“. Die Düsseldorfer CDU forderte am Mittwoch eine Sondersitzung des Düsseldorfer Stadtrates. Der Stadtrat müsse ein klares Signal der Distanzierung setzen, so der Fraktionsvorsitzende Rolf Tups.

Was sagt der Düsseldorfer OB Thomas Geisel?

Auf einer Pressekonferenz verteidigte Thomas Geisel (SPD)am Mittwoch das Video mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang, das ein Appell an die Jugendlichen der Landeshauptstadt sein sollte, sich an die Corona-Abstandsregeln zu halten.
Auf einer Pressekonferenz verteidigte Thomas Geisel (SPD)am Mittwoch das Video mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang, das ein Appell an die Jugendlichen der Landeshauptstadt sein sollte, sich an die Corona-Abstandsregeln zu halten. © dpa | Roberto Pfeil

Trotz massiver Kritik hat Thomas Geisel ein Video des umstrittenen Rappers Farid Bang mit einem Appell zum Respekt vor den Corona-Regeln am Mittwoch veröffentlichen lassen. Auf die zudem geplante Veröffentlichung eines gemeinsamen Videos mit dem wegen frauenfeindlicher und antisemitischer Texte kritisierten Düsseldorfer Rapper verzichtet Geisel allerdings. Er wisse, dass Farid Bang eine „ausgesprochen kontroverse Figur“ sei, sagte Geisel am Mittwoch in Düsseldorf. „Ich halte manches, was er gemacht hat, für widerwärtig.“ Der Musiker habe aber seine früheren Texte bereut.

Mit dem Farid-Bang-Video wolle die Stadt eine Zielgruppe erreichen, die für andere Vertreter der Stadt nicht zugänglich sei. Konkret gehe es um junge Menschen, die nachts in der Altstadt am beliebten Rheinufer die Corona-Regeln nicht einhielten, Anweisungen der Ordnungsdienste nicht befolgten, in Poser-Szenen die Automotoren aufheulen ließen und sogar ihre Notdurft auf der Straße verrichteten. „Da herrschen Zustände, die wir in Düsseldorf nicht haben wollen“, sagte Geisel.

Überwiegend prägten dieses Bild junge Männer und unter ihnen vor allem Männer mit Migrationshintergrund, sagte Geisel. Es bestehe die Gefahr, dass sich eine Parallelgesellschaft entwickele. In dem Video wirbt Farid Bang für Respekt vor dem Ordnungsdienst. „Benehmt Euch, hört auf, Unfug zu machen“, sagt der 34-Jährige darin.

Das Video, in dem der Oberbürgermeister nicht auftaucht, steht unter https://www.youtube.com/watch?v=6RQz5Ltjpp8