Düsseldorf/Palma. Der Düsseldorfer Wirt Michael Bohrmann darf seinen Kultladen an der Playa de Palma nicht öffnen. Spanien ist hart getroffen von der Pandemie.
An der Playa de Palma wäre an diesem Wochenende der Start in die Saison gewesen. Mit dem Opening des Kultlokals „Bierkönig“. Massenweise wären die ersten Mallorca-Touristen in die Läden an Bier- und Schinkenstraße geströmt, hätten feiernd die Saison eröffnet. „Auch mein Laden ist dann das erste Mal im Jahr wieder so richtig voll. Rappelvoll“, sagt Michael Bohrmann. Der Düsseldorfer lebt seit 1990 auf Mallorca und betreibt mit seiner Frau Feli das „Deutsche Eck“. Ein Lokal, das er 2004 übernommen hat und zu den Kult-Läden an der Playa gehört. Doch statt Touristen: Gähnende Leere in den Gassen und am Strand.
Rausgehen? Das geht in Spanien gerade gar nicht
Denn Spanien gehört zu den am stärksten von der Pandemie getroffenen Ländern Europas, hat seit 15. März den „Alarmzustand“ mit striktem Ausgangsverbot und Kontaktsperre. Nur mal so auf die Straße oder an den Strand? „Das geht gar nicht“, sagt Michael Bohrmann. „Gerade einmal 100 Meter mit dem Hund raus. Das war’s.“ Die Kontrollen sind streng in Spanien. Und besonders auf Mallorca. Die Insel hat sich abgeschottet. Der Luftraum ist schon lange dicht. Flüge und Fähren gehen nur für Warenverkehr.
Ruhetag? Denn gab es im Deutschen Eck bisher nie
Für den Düsseldorfer Mallorca-Wirt ein finanzielles Desaster. Denn eigentlich hat die Gaststätte immer auf. 365 Tage im Jahr. Ohne Ruhetag. Seit 2004. Seit 15. März ist sie geschlossen.
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Doch statt Trübsal zu blasen, nimmt es Michael Bohrmann gelassen. „Ich habe ja immer schon davon geträumt, mal länger zuzumachen und einen Monat lang Dinge zu tun, zu denen ich nicht komme“, erzählt er lachend. Die Zeit hat er nun – und nutzt sie. „Ich bin viel Zuhause, räume auf, entmiste Kleiderschränke, kümmer’ mich um den Garten“, sagt er. Und wenn ich keine Lust mehr habe, mache ich einfach am nächsten Tag weiter.“ Es gebe ja keine Termine und keinen Druck – und keinen vollen Laden, um den er sich kümmern muss.
Renovieren ist für Michael Bohrmann jetzt angesagt
Da ist er allerdings trotzdem mehrfach pro Woche. Renovieren war und ist angesagt. „Wir haben die Theke auseinander gefriemelt, Stromkabel neu verlegt, die Küche rausgerupft“, sagt der Wirt, geboren in Flingern und aufgewachsen in Garath. „Das musste ja sowieso irgendwann gemacht werden...“
Aus Mallorca-Szene nicht wegzudenken
Das Deutsche Eck wurde 2004 als kleines Lokal von Michael Bohrmann übernommen. Er und seine Frau Feli haben es immer mehr erweitert, heute hat der Laden innen und außen 350 Stühle. Aus einer kleinen Kneipe wurde eine solide Eck-Gaststätte an der Bierstraße der Playa de Palma, die deutsche Hausmannskost anbietet. Und das richtig gut. Für einen richtig guten Preis. Dazu gibt’s deutsches Bier, unter anderem Füchschen Alt. Geöffnet ist ab 8 Uhr bis tief in die Nacht. Das Traditionslokal ist aus der Mallorca-Szene nicht mehr wegzudenken. (gömi)
Finanziell kommt er derzeit über die Runden. Der Mann, der bis zur Schließung 21 Mitarbeiter hatte und in der Hochsaison bis zu 35, hat Rücklagen. Von staatlicher Hilfe hält er nichts. Auch wenn es Kredite zinslos gibt, zurückgezahlt werden müssten die ja doch, sagt der Düsseldorfer. Noch, so sagt er, läuft es bei ihm auch ohne Einnahmen. Und auch bei seinen Mitarbeitern. Die bekommen einen Großteil ihres Gehaltes vom Staat. Es gibt in Spanien auch ein Kurzarbeit-System. Michael Bohrmann ist froh, dass seine Leute versorgt sind bis es wieder los geht.
„Dis-Tanz in den Mai“ wird für die Wiedereröffnung geplant
Und wann wird das sein? Bohrmann ist optimistisch. Auch wenn der Alarmzustand in Spanien wieder verlängert wurde. Dieses Mal bis einschließlich 25. April. Aber Bohrmann sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir im Mitte Mai wieder aufmachen dürfen.“ Und: „Wenn wir Glück haben, vielleicht schon am 31. April.“ Und dann gibt es, so verspricht der Wirt vom Vereinslokal des „Fortuna Fanclub Mallorca“ einen „Dis-Tanz in den Mai“.
Michael kümmert sich um Tochter Leonie (4)
Bis dahin hat Michael noch ganz viel Zeit, sich um Garten und Familie zu kümmern. Tochter Leonie (4) freut sich, dass Papa jetzt so oft zu Hause ist. Für sie und seine Frau Feli kocht Michael. Jeden Tag. Er genießt es. Und sagt lachend: „Eigentlich habe ich noch gar keine Zeit, den Laden wieder aufzumachen...“