Düsseldorf/Playa de Palma. . An der Playa de Palma betreibt der Garather Michael Bohrmann (49) mit seiner Frau Feli und 30 Mitarbeitern die traditionsreiche Gaststätte.
Leben, wo andere Urlaub machen. Für viele ein Traum. Doch was alles daran hängt, wird schnell übersehen. Michael Bohrmann (49) ist so einer, der das scheinbar schöne Leben eines Aussteigers hat. Auf Mallorca. An der Bierstraße an der Playa de Palma. Dort, wo von Mai bis September im wahrsten Sinne des Wortes der Bär tobt, gehört ihm und seiner Frau Feli das Traditionslokal „Deutsches Eck“. Das hat der Düsseldorfer, geboren in Flingern und aufgewachsen in Garath, im Juni 2004 übernommen.
Michael Bohrmann wollte mehr als eine Trink-Kneipe
„Das Lokal stand leer, es gab nur die Theke“, erinnert sich der gelernte Bäcker. Vorher war der große Eck-Laden ein reines Trinklokal, die Besitzer wechselten jedes Jahr. Doch Bohrmann wagte mit dem „Deutschen Eck“ einen Neuanfang. Der Düsseldorfer, der schon seit 1990 auf Mallorca lebt, wollte mehr als eine Kneipe. Er kaufte nach und nach Tische, richtete eine Küche an, bot schon nach wenigen Wochen neben Getränken auch Frühstück und kleine Speisen an.
Das Konzept ging auf: Heute ist das „Deutsche Eck“ (mit dem Namenszusatz „bei Feli und Michael“) aus der Mallorca-Szene nicht wegzudenken. Michael und Feli Bohrmann haben viele Mitarbeiter, die mit ihnen den Laden schmeißen. „Ich habe mit 30 Brötchen angefangen, jetzt habe ich 30 Mitarbeiter“, erzählt Michael Bohrmann lachend. Das Team, darunter vier deutsche Köche, sorgt dafür, dass der Laden läuft. Von 8 bis 0 Uhr, 365 Tage im Jahr. „Seit der Eröffnung 2004 gab es noch keinen Ruhetag“, sagt Michael. Auch nicht Weihnachten, Silvester oder Neujahr. Dann sind der Laden (350 Stühle) und die Außenterrasse rappelvoll. Ebenso am 11.11. und an den Karnevalstagen – das Deutsche Eck wird Treffpunkt der Feierwütigen. „Und fast alle kommen verkleidet“, lacht Michael. „Inklusive Chef und Chefin ...“
Bei Fortuna-Spielen gibt es für Fanclub-Mitglieder 10 Prozent Rabatt
Auch zu Fortuna-Spielen ist der Laden gut besucht – für Mitglieder des „Fortuna Fanclub Mallorca“ gibt es während der Spielzeit 10 Prozent auf alles. Auch während der kommenden Fußball-WM wird es eng im Deutschen Eck. Nicht nur, weil es zehn riesige Bildschirme für Live-Übertragungen gibt, sondern vor allem deutsches Bier und deutsches Essen. Das kommt an bei den Touristen, die gute Speisen für gutes Geld bekommen.
Das „Super-Frühstück“ gibt’s für 6,50 Euro
Das „Super-Frühstück“ für 6,50 Euro zum Beispiel ist beliebt. Schinken, Käse, Wurst und Marmelade liegen so viel auf dem großen Teller, dass letztlich nicht alles auf die drei Brötchen passt. Dazu gibt’s ein Ei, O-Saft und Kaffee bis zum Abwinken. Kann man damit noch Geld verdienen? „Kaum“, sagt Michael Bohrmann. Aber er ist pfiffiger Gastronom, will letztlich Geld verdienen und bietet mit dem Super-Frühstück und einigen anderen Sachen von der Karte „Lock-Angebote“. Die ziehen und kommen bei den Kunden an. Aber auch die anderen Sachen auf der Karte gibt es zu einem fairen Preis. Nicht umsonst brummt der Laden.
Morgens ab 8 Uhr arbeitet Michael Bohrmann
Aber dass hat auch seinen Preis. Michael Bohrmann erledigt ab 8 Uhr Büro-Kram und kümmert sich um Waren-Bestellungen, steht später selbst in der Küche. Nachmittags dann fährt er nach Hause. In der Urbanisation Bellavista, zwölf Autominuten entfernt vom Ballermann, hat er ein Haus, wo er mit seiner Frau und der zweieinhalbjährigen Tochter Leoni in Ruhe abschalten kann. „Dann schlafe ich, um so umzuschalten auf das Abend-Geschäft“, sagt Michael. Das ist ganz anders als das tagsüber. Da ist das Publikum anders, da hat er auch ganz anderes Personal im Einsatz.
Abends „Animationstrinken“ mit den Gästen
Abends fährt Michael wieder in sein „Deutsches Eck“. Dann ist er bei den Kunden. Kontakt zu Gästen ist ihm wichtig. Sich sehen lassen, quatschen, trinken – auch das sind Aufgaben des Chefs eines der bekanntesten Lokale an der Playa de Palma. „Animationstrinken“, nennt Michael Bohrmann das. Er macht seinen Gästen ordentlich Konkurrenz: „Eine Flasche Killepitsch am Abend ist für mich nichts“, lacht er. „Aber da sind ja Kräuter drin. Die sind gesund...“ Gegen 1 Uhr nachts kommt er aus dem Laden. Dann ist Feierabend eines ganz normalen Arbeitstages, der um 8 Uhr neu beginnt.
Im Juli und August, wenn hauptsächlich Familien auf der Insel sind, ziehen sich auch Feli und Michael aus dem Laden zurück und treten kürzer. Wenn er dann vorbeischaut, meist nur für eine Stunde. Und eigener Urlaub ist zwischendurch für ein paar Tage in Düsseldorf angesagt. Und länger nach dem 11.11. bis vor Weihnachten, wenn das „Deutsche Eck“ wieder ausgebucht ist.
Macht das eigentlich noch Spaß?
Und Michael, macht das alles noch Spaß? „Ja klar“, sagt er. Und fügt aber hinzu: „Manchmal fragen wir uns, warum wir das alles noch machen. Dann schlage ich vor, alles zu verkaufen und in einer Garage neu aufzumachen.“ Aber wer Michael kennt, weiß, dass das nur gesponnen ist. Und wenn er es wirklich umsetzen würde, hätte er schnell wieder so ein rasantes Wachstum wie beim „Deutschen Eck“. Und so wird er wohl alles so lassen, wie es jetzt ist. Und das sehr zur Freude seiner vielen Stammgäste...