Düsseldorf. Zuwachs im Düsseldorfer Karneval: In diesem Jahr fährt der erste muslimische Karnevalsverein „Orient-Okzident-Express“ auf dem Toleranzwagen mit.

Karneval steht vor der Tür, und die Planung des Toleranzwagens für den Rosenmontagszug geht in den Endspurt: Jetzt wurde das finale Design des Wagens, der die vier Religionen – Judentum, Christentum (evangelisch/katholisch) und Islam – umfasst, vorgestellt.

Der Toleranzwagen, der christliche, jüdische und muslimische Symbole repräsentiert, feierte bereits im vergangenen Jahr Premiere – damals jedoch noch ohne offizielle Vertretung der muslimischen Gemeinde auf dem Wagen. Diese Aufgabe übernimmt nun Ataman Yildirim, Vorsitzender des ersten muslimischen Karnevalsvereins „Orient-Okzident-Express“.

Extremismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit haben keinen Platz

„Der Toleranzwagen ist eigentlich ein Konzept, welches selbstverständlich sein sollte“, sagte Superintendent Heinrich Fucks während der Präsentationsveranstaltung am Montag. Ziel sei es, die Erfolgsgeschichte des Toleranzwagens für die Session 2020 fortzuschreiben und im gemeinsamen Schulterschluss mit den großen Düsseldorfer Religionsgemeinden zu signalisieren, dass Extremismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit keinen Platz in der Gesellschaft haben.

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Oberbürgermeister Thomas Geisel betonte ebenfalls den integrativen Charakter des Düsseldorfer Karnevals: „Karneval ist ein Frohsinnsangebot an alle Mitmenschen. Und zwar ganz unabhängig von Herkunft und kulturellen Bezügen.“ Auch wenn die Gesellschaft in vielen Bereichen auseinanderdrifte, zeige der Karneval, dass ein friedliches gemeinsames Beisammensein immer möglich sei, so der Oberbürgermeister.

Muslimischer Verein ist erstmals auf dem Wagen mit dabei

Für den muslimischen Verein Orient-Okzident-Express wird es das erste Mal sein, auf einem Karnevalswagen zu stehen. Der Vereinsvorsitzende Ataman Yildirim freut sich daher besonders auf den kommenden Rosenmontagszug: „Karneval ist ein besonderes Fest und bedeutet für uns gelebte Vielfalt. Wir als Muslime wollen nicht nur das Angebot annehmen, sondern auch aktiv mitgestalten. Mir geht es darum, gemeinsam jeck zu sein.“ Der Verein versteht sich nicht als exklusiv muslimisch, jeder sei willkommen.

Beim Toleranzwagen dabei (v.l.): Superintendent Heinrich Fucks, Michael Szentei-Heise, Ataman Yildirim, Brauchtumsmanager Walter Schuhen und Kommissarischer Stadtdechant Frank Heidkamp.             
Beim Toleranzwagen dabei (v.l.): Superintendent Heinrich Fucks, Michael Szentei-Heise, Ataman Yildirim, Brauchtumsmanager Walter Schuhen und Kommissarischer Stadtdechant Frank Heidkamp.             © Philipp Rose

Auf dem Toleranzwagen wird nun auch das Emblem des Orient-Okzident-Express zu sehen sein. Es zeigt eine Figur aus einer islamischen Geschichte namens Nasreddin Hodscha – eine Art Till Eulenspiegel des Orients, wie Ataman Yildirim verrät. Am restlichen Design des Wagens, der von Jacques Tilly und seinem Team gebaut wird, soll sich hingegen nicht viel ändern.

NRW-Landtagspräsident fährt auf dem Toleranzwagen mit

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, hatte die Idee des Toleranzwagens vor zwei Jahren angestoßen und freut sich über den neuen Zuwachs: „Ich bin froh, dass die muslimische Gemeinde nun mit dabei ist“, sagte er. Vorläufer der Toleranz-Idee war der Wagen der jüdischen Gemeinde 2018 gewesen, damals unter dem Motto: Heinrich Heine – der berühmteste jüdische Sohn der Stadt“.

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32 Personen dürfen auf dem neuen Wagen mitfahren: jede Religion stellt acht Gäste. Einer von ihnen wird NRW-Landtagspräsident André Kuper sein. Von den derzeitigen Festivitäten abgesehen bleibt die Zukunft des Toleranzwagens jedoch ungewiss. Denn: Dieselben Karnevalswagen dürfen eigentlich nur zweimal am Umzug teilnehmen. Eine Lösung soll bald gefunden werden „und wenn der Wagen nicht mehr fährt, so lebt zumindest die Bewegung weiter“, so die Veranstalter.