Düsseldorf. Dass Richard Wagner ein Antisemit war, ist längst bekannt. Auch viele andere Namen tauchen auf der Liste der Düsseldorfer Straßenkommission auf.
Als überzeugter Antisemit ist der Komponist Richard Wagner längst bekannt. So tauchte die Wagnerstraße (Stadtmitte), neben einer Reihe weiterer, schon im Februar im ersten Teilgutachten der Kommission auf. Mit solchen Werken wie „Tristan und Isolde“ oder „Der fliegende Holländer“ und erst Recht mit dem Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ gilt der Komponist als einer der Bedeutendsten des 19. Jahrhunderts.
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Doch schon 1850 veröffentlichte Wagner mit „Das Judentum in der Musik“ eine rassistische Schrift, die seinen Antisemitismus zweifelsfrei belegt. Auch die Familie Wagner begrüßte die Stilisierung des Komponisten „zum ideologischen Pionier des Nationalsozialismus“, stellt die Kommission fest.
Der Schriftsteller Gerhart Hauptmann gilt als einer der wichtigsten Dramatiker Anfang des 20. Jahrhunderts und wurde mit dem Stück „Die Weber“ weltweit berühmt. Trotzdem steht der Namensgeber der Gerhart-Hauptmann-Straße (Mörsenbroich) in der Kritik, weil der Literatur-Nobelpreis-Träger auch nationalistische Kriegslyrik publizierte und erst dem Ersten Weltkrieg euphorisch gegenüberstand, dann, nach dem Ende der Weimarer Republik, die nationalsozialistische Machtübernahme begrüßte, weil er auf eine deutsche Vormachtstellung hoffte.
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Allerdings lehnte Hauptmann die Rassenideologie des Dritten Reichs ab und hatte zwiespältige Gefühle dem Judentum gegenüber, in dem er zwar öffentlich durchaus antisemitische Äußerungen traf, gleichzeitig aber Kontakt zu jüdischen Freunden pflegte.
In direkter Nachbarschaft des Dramatikers befindet sich ebenfalls in Mörsenbroich die Erwin-Rommel-Straße. Der Generalfeldmarschall der Wehrmacht wurde schon für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg mit der Tapferkeitsmedaille „Pour le Mérite“ ausgezeichnet.
Im Zweiten Weltkrieg war Rommel Kommandant des Führerhauptquartiers und an den Feldzügen in Polen und Frankreich beteiligt. Wegen seiner Leistungen wurde er Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika – Spitzname „Wüstenfuchs“.
Rommel gilt als glühender Bewunderer Hitlers, wurde aber nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wegen des Verdachts am Widerstand beteiligt zu sein, zum Selbstmord gedrängt. Indes ließ sich eine Beteiligung Rommels beim Anschlag nicht zweifelsfrei belegen oder ausschließen.
Entdeckung neuerer Zeit: Gurlitt
Hildebrand Gurlitt gilt als einer der geschäftstüchtigsten Kunsthändler der NS-Zeit.
Als bei seinem Sohn Cornelius Gurlitt 2013 das beachtliche Erbe mit knapp 1280 Werken gefunden wurde, erweckte der, als Schwabinger Kunstfundbekannt gewordene, Fall den Anschein, es handele sich dabei um Raubkunst.
Tatsächlich handelte es sich bei dem Namensgeber der Gurlittstraße (Bilk) um einen Kunsthistoriker, der als sogenannter „Vierteljude“ die Leitung des Hamburger Kunstvereins und des Zwickauer König-Albert-Museums abgeben musste.
Hildebrand Gurlitt machte sich entsprechend als Kunsthändler selbstständig und profitierte in der Folge der Rassengesetze immer mehr von der NS-Gesetzgebung. Gurlitt kaufte viele Bilder unter Wert, um sie teuer weiter zu verkaufen – bis er sogar zum Haupteinkäufer für ein geplantes Führermuseum wurde.
Allerdings missachtete Gurlitt auch oft genug die nationalsozialistischen Gesetze und verkaufte die als „entartet“ eingestufte Kunst auch häufig verbotenerweise im Inland.
Aus der Sammlung des Sohnes konnten zudem bisher nur fünf Werke als Raubkunst identifiziert werden.
Die Rolle des großen Düsseldorfer Schauspielers und Theatermannes Gustaf Gründgens im Dritten Reich ist nicht zuletzt durch den Schlüssel-Roman „Mephisto“ seines einstigen Schwagers und Freundes Klaus Mann weithin bekannt.
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Gründgens arrangierte sich recht früh mit der politischen Situation nach der Weimarer Republik und stand unter dem persönlichen Schutz des NS-Politikers Hermann Görings. Nach seiner freiwilligen Meldung zum Dienst in der Wehrmacht, wurde er Gründgens von Göring zurückgeholt und auf die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen. Der Gustaf-Gründgens-Platz liegt unmittelbar in der Stadtmitte vor dem Schauspielhaus.
Deutsch-Französischer Krieg
Der 6. August 1870 ist ein Tag, der lange Zeit in der deutschen Geschichte als ein Datum historischen Ausmaßes wahrgenommen wird.
Die Schlacht von Spichern, nach der der Spichernplatz und die Spichernstraße (beides Derendorf) benannt sind, ist ein Gefecht an der Grenze bei Saarbrücken gewesen, das gerne als entscheidende Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges ausgelegt wurde.
Die französischen Truppen hatten sich, angesichts der nahenden preußischen Soldaten, die Besetzung Saarbrückens aufgegeben und sich auf die Spicherer Höhen zurückgezogen. Die Preußen stürmten die Höhen und siegten.
Düsseldorf war im 19. Jahrhundert eine Garnisonsstadt. Ab dem Jahr 1822 war das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5 in der Stadt stationiert.
Die Lanzenreiter, nach denen die Ulanenstraße und die Straße An der Ulanenkaserne (beides Derendorf) benannt sind, kämpften in den deutschen Befreiungs- und Einigungskriegen und nahmen auch am Ersten Weltkrieg teil.
Da das Kavallerieregiment sehr zentral in Düsseldorf untergebracht war, waren die Reitübungen der Soldaten stadtweit bekannt. Ebenfalls beteiligt waren die Ulanen an der Niederschlagung der Düsseldorfer Unruhen während der Revolutionsaufstände in den Rheinprovinzen 1848 und 1849. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Regiment 1919 aufgelöst. neben den beiden Straßen gibt es noch ein Ulanen-Denkmal am Beuys-Ufer.