Düsseldorf. Vorzeitiges Vertragsende Ende Mai nach jährlichen Millionen-Verlusten. Eine erneute Bewerbung hält Kötter nach der Neuausschreibung für möglich.

Das Sicherheitsunternehmen „Kötter Aviation Security“ ist ab Ende Mai nicht mehr für die Fluggastkontrollen am Düsseldorfer Flughafen zuständig. „Der Vertrag zwischen „Kötter Aviation Security“ und dem Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums wurde in beiderseitigem Einvernehmen zum 31. Mai kommenden Jahres aufgehoben“, heißt es in einer Pressemitteilung von Donnerstagabend.

Drei Mitarbeiter-Versammlungen am Freitag

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Die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle erwarten daher mit Spannung, was ihnen ihr Arbeitgeber am Freitag mitteilen wird. Drei Mitarbeiter-Versammlungen hat „Kötter Aviation Security“ kurzfristig angesetzt, um möglichst viele der 1100 am Düsseldorfer Flughafen eingesetzten Fluggastkontrolleure zu erreichen. Für die „Luftsicherheitsassistenten“ geht es um die berufliche Zukunft: Ihr Arbeitgeber hatte einen Antrag auf vorzeitige Beendigung des Vertrages mit der Bundespolizei zum 31. Mai 2020 gestellt. Ursprünglich läuft der bis Ende 2020. Der vorzeitigen Vertragsauflösung zum 31. Mai 2020 haben die für die Bundespolizei zuständigen Stellen unter Bedingungen zugestimmt. Kötter hat den Aufhebungsvertrag Donnerstagabend unterschrieben. Und ist damit erst einmal raus aus der Sicherheitskontrolle am Flughafen.

Verluste in Millionen-Höhe in Köln und Düsseldorf

Den Grund für die vorzeitige Vertragsauflösung macht Peter Lange deutlich, Chef von „Kötter Aviation Security“: „Wir machen an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf jährliche Verluste in Millionen-Höhe.“ Die seien für das Unternehmen nicht mehr tragbar. Lange wies Vorwürfe der Gewerkschaft Verdi zurück, man hätte sich bei der Annahme der seit 1. Januar 2015 laufenden Vertragsverlängerung „verkalkuliert“. Vielmehr hätten sich die Rahmenbedingungen verändert, die man bei Abschluss der Neuvergabe der Sicherheitskontrolle 2014 zum Januar 2015 nicht absehen konnte: „Es gab nur Erfahrungen aus der Vergangenheit und eine Prognose für 2015“, so Peter Lange. „Das war’s.“

Wegen steigender Kosten musste die Reißleine gezogen werden

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Stark steigende Spitzen bei den Passagierzahlen, immer mehr zu kontrollierendes Handgepäck, immer weiter verbesserte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter – all’ das führte zu steigenden Kosten, so dass Kötter die Reißleine ziehen musste. Während die beantragte Vertragsauflösung in Köln/Bonn abgelehnt wurde, wurde sie in Düsseldorf von der Bundespolizei akzeptiert.

Neuausschreibung der Sicherheitsaufgaben noch in diesem Monat

Nach der jetzt erfolgten Vertragsunterzeichnung wird das zuständige „Bundesbeschaffungsamt“ die Gepäck- und Sicherheitskontrollen am Düsseldorfer Flughafen neu ausschreiben. Wahrscheinlich noch diesen Monat. Kötter hat Interesse bekundet, an dieser Ausschreibung teilzunehmen. Doch nicht unter allen Umständen, wie Peter Lange sagt: „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“ So dürfte in der Ausschreibung beispielsweise nicht stehen, dass während der Laufzeit mögliche Änderungen im Manteltarifvertrag des Sicherheitspersonal durch das beauftragte Unternehmen zu übernehmen seien. Dadurch werde das unternehmerische Risiko einfach zu groß. Außerdem werde die Dienstleistung am Flughafen Düsseldorf teurer werden: Neue mit dem Betriebsrat zu vereinbarenden Schicht- und Pausenregelungen zugunsten der Mitarbeiter und damit erhöhte Personalanforderungen und Kosten würden in einem Kötter-Angebot berücksichtigt.

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Wie groß das vom Bund auf die Sicherheitsdienstleister abgewälzte unternehmerische Risiko ist, erlebt Kötter derzeit: Nach Problemen bei der Sicherheitskontrolle wurden mehr als 250 neue Luftsicherheitsassistenten eingestellt. Seit dem gab es zehn Ferienzeiten, die problemlos am Düsseldorfer Flughafen liefen.

Zu längeren Wartezeiten von einer Stunde zu Stoßzeiten kam es zuletzt Allerheiligen und zwei Wochen zuvor. Die Schlange wartender Menschen zog sich durch das Terminal-Gebäude. Das Personal konnte den Passagier-Andrang nicht schneller bewältigen. Kötter sieht das Problem nicht bei sich: „Wir haben die an uns gestellten Personalanforderungen mit mehr als 99 Prozent erfüllt“, sagt Peter Lange. Vorwürfe von Verdi, man habe Personal bewusst nicht eingesetzt, um an Allerheiligen Feiertagszuschläge zu sparen, seien absurd.

Düsseldorfer Flughafen an den infrastrukturellen Grenzen angelangt

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Nach Informationen unserer Redaktion wurden zu wenig Mitarbeiter angefordert. In Expertenkreisen wird auch über die infrastrukturellen Grenzen des Flughafens Düsseldorf diskutiert. Besonders im Fokus steht eine technische Optimierung der 48 Kontrollstrecken.

Der Betriebsrat informiert die Mitarbeiter am Montag

Der Kötter-Betriebsrat lädt am Montag zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung ein. „Die Beschäftigten sollen dort die Möglichkeit erhalten, Fragen zu stellen und über mögliche Perspektiven informiert werden“, so die Gewerkschaft Verdi. Daran nimmt auch Thomas Kutschaty teil, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag.