Düsseldorf. Der zum Abstellplatz verkommene Hilarius-Gilges-Platz erinnert an Düsseldorfs erstes NS-Opfer. Für die Stadt kein Grund zum Handeln.
Der Hilarius-Gilges Platz erinnert an das erste Opfer des Nationalsozialismus in Düsseldorf. Gilges war einer der wenigen Afrodeutschen, die vor dem ersten Weltkrieg geboren wurden. 1933 wurde er von SA- und SS-Angehörigen ermordet. Der Platz soll an sein Schicksal erinnern, verkommt jedoch zu einem Abstellplatz für Fahrräder. Die Stadt sieht jedoch keinerlei Anlass zu Handeln.
Von SA und SS ermordet
Hilarius Gilges wurde am 28. April 1909 geboren und wuchs im Arbeiterviertel der Altstadt auf. Die Mutter war Textilarbeiterin, der leibliche Vater unbekannt. Als Jugendlicher trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei, der Jugendorganisation der KPD und wurde Laienschauspieler.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 ging er in den Untergrund, was jedoch wegen seiner Bekanntheit und seiner Hautfarbe kein leichtes Unterfangen war. Am 20. Juni 1933 wurde er in seiner Wohnung in der Ritterstraße 36 von sechs Angehörigen der SA und SS angegriffen. Hilarius Gilges wurde zum Rheinufer verschleppt und dort misshandelt und schließlich ermordet. An seinem Körper befanden sich sowohl Schuss- und Stichverletzungen, die Arme waren ausgekugelt, und in der Lunge wurde Sand gefunden. Zu einem Gerichtsverfahren gegen die Täter ist es auch nach dem Ende der Nazi-Diktatur nie gekommen. Seine beiden Kinder und seine Witwe erhielten 1949 einige Tausend DM als Entschädigung.
Platz und Steele erinnern an Gilges
Zum Gedenken an Gilges wurde der kleine Platz neben der Kunstakademie, an der Eiskellerstraße und der Ritterstraße, in der er wohnte, 2003 nach ihm benannt. 2015 wurde außerdem an seinem Todestag eine Steele aufgestellt und ein Halbrelief der Künstlerin Hannelore Köhler angebracht, um an Hilarius Gilges zu erinnern.“ Die Mahn- und Gedenkstätte gedenkt ihm mit einer Dauerausstellung mit Bild und Tafel“, erklärt Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. „An seinem Todestag findet zusätzlich jedes Jahr eine Veranstaltung statt. Außerdem gibt es eine eigene Internetseite für ein virtuelles Gedenken.“
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Dass der nach Gilges benannte Platz nun zu einem Abstellplatz für Fahrräder geworden ist und die angrenzende Mauer mit diversen Graffitis versehen ist, sieht die Stadt nicht als Grund zum Handeln. „Es gibt keine Pläne, an dem Platz etwas zu verändern“, hieß es von Seiten der Stadt auf Anfrage. „Der offizielle Gedenkort ist die Steele am Rheinufer. Der Platz ist kein Gedenkort.“
Linke: Den Platz würdig gestalten!
Dem widerspricht Udo Bonn, Kreisvorsitzender der Linken Düsseldorf: „Jenseits davon, ob der Platz ein offizieller Gedenkort ist, oder nicht, sollte er würdig gestaltet werden“, kritisiert Bonn. „Denn wenn es darum geht, einem Menschen zu gedenken, dann muss dieser Platz ein Aufenthaltsort für Menschen sein und nicht für Fahrräder.“
Auch Wolfgang Rolshoven, Präsident des Heimatvereins „Düsseldorfer Jonges“ wünscht sich eine Verschönerung: „Es ist uns ein Anliegen, diesen Platz zu verschönern.“