Düsseldorf-Pempelfort. . In der Zeit des Nationalsozialismus war der Prinz-Georg-Straße eine der einflussreichsten Gestapo-Zentralen Deutschlands.

Heute sieht das Haus an der Prinz-Georg-Straße aus wie so viele andere Wohnhäuser in Düsseldorf. Es ist ein helles, dreistöckiges Gebäude im Jugendstil. Auf dem Gehweg stehen angeschlossene Fahrräder und an den Briefkästen wird darum gebeten, keine Werbung einzuwerfen. Wer heute durch Pempelfort schlendert und an diesem Haus vorbei kommt, der würde nie auf den Gedanken kommen, dass von hier schreckliche Dinge ausgingen. Nur eine kleine, halb verwitterte Bronzetafel erzählt von der Geschichte dieses Ortes. Denn hier stand einst eines der wichtigsten Hauptquartiere der Gestapo.

© Dominik Schneider

Bis 1945 fest in der Hand der Nazis

In der Zeit zwischen 1933 und 1945 war Düsseldorf wie alle deutschen Städte fest in der Hand der Nazis. Propaganda, Unterdrückung und Gewalt waren die Mittel des monströsen Staatsapparates, mit dem Hitlers Gefolgsleute die Bevölkerung unterdrückten. Zentrales Organ diese Maschinerie war die Geheime Staatspolizei, die Gestapo.

Ursprünglich war die Gestapo-Zentrale im Stadthaus in der Altstadt

In Düsseldorf hatte sie ihre Leitstelle ursprünglich im Stadthaus, wo heute die Mahn- und Gedenkstätte an die Verbrechen dieser Zeit erinnert. Nach einer kurzen Zeit an der Cecilienallee bezog die Gestapo schließlich ihr Hauptquartier in Pempelfort, an der Prinz-Georg-Straße. Von dort aus wurde des gesamt Regierungsbezirk Düsseldorf verwaltet, vermutlich war das nach Berlin der zweitgrößte Zuständigkeitsbereich in Deutschland.

Hilarius Gilges war eines der ersten Düsseldorfer Gestapo-Opfer

Für eine so große und machtvolle Behörde war die Gestapo in Düsseldorf personell schwach besetzt. Ein großer Teil der nationalsozialistischen Polizeiarbeit wurde von der durch Propaganda geblendeten oder von der Gewalt eingeschüchterten Bevölkerung übernommen. Juden, Homosexuelle und Systemkritiker wurden von Freunden, Nachbarn und sogar der eigenen Familie gemeldet, die Gestapo musste sie nur noch verhaften. Das erste Opfer dieser Terrorherrschaft war der farbige, kommunistische Schauspieler Hilarius Gilges, der schon im Sommer 1933 von Schlägertrupps der SA und SS aus seiner Wohnung auf der Ritterstraße entführt und am Rheinufer brutal ermordet wurde. Nach Gilges ist heute der Platz vor der Kunstakademie unweit seines Wohnhauses benannt.

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Die Zusammenarbeit zwischen der staatlichen Polizei, der Gestapo, und paramilitärischen Organisationen wie SA und SS, die im Kampf gegen Systemkritiker einen rechtsfreien Raum vorfanden, erwies sich als äußerst effektives Mittel. Anders als ihr Name behauptet, arbeitete die Gestapo keineswegs geheim. Ihre Gebäude, wie das an der Prinz-Georg-Straße, waren repräsentative Sitze, eingebettet in Wohngebiete. So wurde die alltäglich Unterdrückung für die Bevölkerung noch besser spürbar.

1944 wurde die Gestapo-Leistelle von Pempelfort nach Ratingen verlegt

Erst kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, 1944, wurde die Gestapo-Leitstelle aus Pempelfort abgezogen und nach Ratingen verlegt, um sie vor alliierten Luftangriffen auf das Stadtzentrum zu schützen. Mit dem Ende der Nazi-Herrschaft kehrte der friedliche Alltag nach Düsseldorf zurück. Heute steht das ehemalige Hauptquartier der brutalen Staatspolizei zwischen einer Kirche und einer Grundschule. Und zum Glück erinnert nur noch eine halb verwitterte Bronzetafel an die grausame Geschichte dieses Ortes.