Düsseldorf. . Ein weiterer ehemaliger Mithäftling des mutmaßlichen Wehrhahn-Attentäters behauptet, dieser habe ihm die Tat hinter Gittern gestanden.

Der Angeklagte im sogenannten Wehrhahn-Prozess hat die Tat nach Angaben eines Mithäftlings vor wenigen Monaten im Gefängnis gestanden. Das bekräftigte der ehemalige Mitgefangene am Montag bei seiner Zeugenaussage im Düsseldorfer Landgericht. Er hatte nach seinem Hinweis im Gefängnis die Aussage vor Gericht zunächst verweigert und war sogar in Beugehaft genommen worden.

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Bei dem Bombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn waren am 27. Juli 2000 zehn Menschen aus einer zwölfköpfigen Gruppe verletzt worden, einige von ihnen lebensgefährlich. Ein ungeborenes Baby starb im Mutterleib. Bei den Opfern handelt es sich um Zuwanderer aus Osteuropa, viele von ihnen jüdischen Glaubens. Der Angeklagte soll die Bombe aus Fremdenhass gezündet haben. Er bestreitet die Tat.

„Das nennt man dann wohl gelungene Euthanasie.“

Der Mithäftling berichtete vor Gericht, bei einem gemeinsamen Hofgang habe der Angeklagte zu ihm gesagt, der Bombenanschlag sei anders verlaufen als geplant: „Eigentlich sollten dabei alle draufgehen.“ Als er selbst gesagt habe, es sei doch ein Kind gestorben, habe der 52-Jährige erwidert: „Das nennt man dann wohl gelungene Euthanasie.“

Auch ein Motiv habe der Angeklagte ihm genannt: Er habe die aus Russland nach Deutschland „geschleusten“ jüdischen Sprachschüler aus seinem Laden heraus täglich beobachtet, „wie sie den deutschen Staat ausnehmen“, habe er gesagt. Als Deutscher und als Soldat habe er sich verpflichtet gefühlt, dagegen etwas zu tun.

Später habe der Angeklagte ihn hinter seinem Rücken bei Gefangenen und Wärtern als Spitzel schlecht gemacht. Weil der Beschuldigte sogar Interna aus seiner Zelle und seinen Briefen kannte, habe der Mithäftling vermutet, dass mindestens ein Wärter den Rechtsradikalen mit Informationen versorge.

Kampagne gegen den Staatsanwalt des Verfahrens

Der mutmaßliche Wehrhahn-Attentäter habe auch angekündigt, eine Internetkampagne gegen den Staatsanwalt des Verfahrens zu starten und angekündigt: „Jeder, der für den Staatsanwalt gearbeitet hat, ist dran.“ Entsprechende Bemühungen des Angeklagten gegen den Staatsanwalt auf Facebook wurden im Gerichtssaal gezeigt und verlesen.

Weil er die Situation im Gefängnis nicht ausgehalten habe, habe er dann versucht, sich das Leben zu nehmen, sagte der Zeuge. Er sitzt als mutmaßlicher Geiselnehmer in Untersuchungshaft. Der 47-Jährige soll in suizidaler Absicht in Krefeld eine Geisel genommen haben, um erschossen zu werden.

Der Angeklagte wies die Aussage zurück: „Jeder Depp kann daher kommen und irgendwas behaupten, was ich gesagt haben soll. Ich habe ihm niemals etwas erzählt.“ Der Prozess soll am kommenden Donnerstag fortgesetzt werden - mit den Plädoyers. (dpa)