Düsseldorf. . Bahnhofsvorplatz, der Hofgarten oder die Ulmer Höh’ könnten Stätte für Denkmal für die verfolgten Homosexuellen in Düsseldorf werden.

Das geplante Mahnmal zum Gedenken an die Ausgrenzung und Verfolgung von homo- und transsexuellen Menschen, über das die NRZ am Samstag berichtet hatte, erfährt in Düsseldorf breite Unterstützung. Dabei ist die Idee, ein Denkmal zu setzen, nicht neu. Seit es das „Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans-Gruppen“ gibt – seit zehn Jahren etwa – sei man „an dem Thema dran“, so Dirk Jehle, Vorsitzender der NRW Schwusos (Homosexuelle in der SPD).

Doch als die AfD in den Stadtrat einzog, wurde das Thema seitens der Rechten okkupiert und „das wollten wir nicht mitmachen“, so Jehle. Seit zwei Jahren werde es aber nun neu befeuert, gerade auch von Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. Denn was viele nicht (mehr) wissen: Düsseldorf war damals das Zentrum der Verfolgung. Damals hatte Düsseldorf „die größte Szene“, so Jehle. „Früher war Düsseldorf das, was heute Köln ist für die Szene.“

Dirk Jehle setzt sich für die Entstehung des Denkmals ein.
Dirk Jehle setzt sich für die Entstehung des Denkmals ein.

400 Männer von Gestapo verhaftet

Doch allein bis August 1938 wurden etwa 400 Männer nach Paragraf 175 Reichstrafgesetzbuch von der Gestapo verhaftet (NRZ berichtete). Viele Düsseldorfer Homosexuelle kamen in Konzentrationslagern ums Leben. Auch nach dem Krieg und dem Ende der Nazi-Zeit gab es Diskriminierung.

Um an all das Leid zu erinnern, soll nun ein Mahnmal entstehen. Es sei jedoch wichtig, dass eben nicht nur der homosexuellen Opfer während des Nazi-Regimes gedacht wird. Es gehe nicht nur um Verfolgung, sondern auch um Ächtung, so Jehle. Das sieht auch Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski so. „Nur an die Vernichtung in der Nazi-Zeit zu gedenken wäre zu wenig.“

Kein Platz für Diskriminierung

Dem pflichtet auch Thorsten Nolting, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Düsseldorf, bei. „Es geht nicht nur darum, der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch zu zeigen, dass Diskriminierung heute keinen Platz mehr hat.“

Unterstützung gibt es ebenfalls von den Düsseldorfer Jonges und Baas Wolfgang Rolshoven. „Wir wollen das Projekt sowohl ideel als auch finanziell unterstützen.“ In welchem Umfang das passiert, überlege man noch. Denn Diskrimnierung hat keinen Platz.

Auch die Jüdische Gemeinde und ihr Verwaltungsdirektor Michael Szentei-Heise unterstützen das Vorhaben. „Homosexuelle galten lange Zeit als Bäh-Gruppe“, so Szentei-Heise. Die Unterstützung der Gemeinde sei für ihn „eine Selbstverständlichkeit“. Juden und Homosexuelle seien im Dritten Reich gleichermaßen verfolgt worden.

„Das macht grundsätzlich Sinn“

Für Kalle Wahle, Organisator des schwul-lesbischen Straßenfestes CSD in Düsseldorf, macht das Vorhaben „grundsätzlich Sinn“. Gerade jetzt, wenn rechte Ströme wie die AfD oder Dügida ihr Unwesen treiben. Für ihn ist aber auch wichtig, dass ein guter Platz für das Denkmal gefunden wird. „Es muss die Menschen zum Nachdenken anregen und sie ansprechen.“ Das Mahnmal in Berlin, „der Betonklotz“, spreche ihn nicht an.

Das gut sichtbare ist auch für Thorsten Nolting wichtig. „Das Mahnmal sollte nicht am Rand positioniert werden. Man sollte nicht noch einen Ausschluss vornehmen, sondern einen Platz für Begegnung schaffen.“

Workshop am 10. März

Am 10. März findet dazu ein Workshop statt. Dort soll darüber diskutiert werden, wie das Denkmal aussehen – und wo es stehen könnte. „Die Drumherum-Kultur ist wichtig. Wir wollen keine Stätte, zu der man einmal im Jahr geht und einen Kranz hinlegt“, findet Jehle. Auch für Czerwinski kommt nur ein „sichtbarer“ Ort in Frage.

Norbert Czerwinski (Grüne)
Norbert Czerwinski (Grüne)

Jehle hat sich auch schon seine Gedanken zu einem möglichen Standort gemacht. „Der Hofgarten ist bekannt, aber wird nicht unbedingt von allen frequentiert. Die Reuterkaserne in der Altstadt, die zur SS-Kaserne wurde, wäre eine Möglichkeit – genauso die Ulmer Höh. Dort wurden damals die Homosexuellen inhaftiert“, erklärt Jehle. Auch Wahle hat schon ein paar Ideen. „Auf dem neuen Bahnhofsvorplatz wäre doch schön. Da kommen viele vorbei – oder im neuen Bereich am Kö-Bogen II.“

>> UNTERSTÜTZER UND ZUSAMMENARBEIT

Gerne hätte das Forum bei den Mahnmal-Plänen mit der Kunstakademie zusammengearbeitet. Laut „Forum Düsseldorfer Lesben, Schwule und Trans-Gruppen“ allerdings gab es auf ein Schreiben keine Antwort von dort.

Das Projekt wird in Düsseldorf von vielen Organisationen, Gruppen und Vereinen unterstützt. Unter anderem von Awo, Diakonie, Jüdische Gemeinde, Stadtjugendring, FDP, SPD und Grünen.