Düsseldorf. . Gedenken an Ausgrenzung und Verfolgung von homosexuell liebenden Menschen. Düsseldorf war unter den Nazis ein Zentrum der Verfolgung.
„Düsseldorf ist eine liberale Stadt, die das nicht raushängen lässt“, sagt Gabriele Bischoff. Offen, tolerant, weltoffen, unaufgeregt. Leben und leben lassen eben. Und daher ist es für homosexuell liebende Menschen kein Problem, in dieser Stadt „ganz normal“ zu leben.
Das war nicht immer so, weiß Gabriele Bischoff vom „Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans-Gruppen“. Unter Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) gab es für Homosexuelle Stillstand. „Es war frustrierend“, so Gabriele Bischoff. Erwin forderte, Homosexuelle sollten doch nach Köln gehen...
Viele nicht gelebte Leben
Sexuelle Bedürfnisse verleugnen, sogar den Menschen den man liebt – andernfalls droht der Tod. Unvorstellbar, welches Leid Schwule und Lesben unter den Nationalsozialisten, in der Zeit davor und danach in Düsseldorf erleben und erleiden mussten. Es ist entsetzlich, dass Düsseldorf Vorreiter war in der Schwulen-Verfolgung.
Daher ist es richtig, das daran erinnert wird. Und an die vielen „nicht gelebten Leben“ in unserer Stadt – weil Frauen und Männer nicht so leben konnten wie sie leben wollten. Dieser Wunsch, dieser Traum wurde ihnen genommen.
Das dürfen wir nie vergessen.
Ein Kommentar von Götz Middeldorf
Aber das war harmlos zu dem, was sich unter den Nationalsozialisten in Düsseldorf tat. Um daran zu erinnern, plant das „Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans-Gruppen“, in dem Düsseldorfer Vereine und Gruppen zusammengeschlossen sind, ein Denkmal für ein angemessenes Gedenken zur Ausgrenzung und Verfolgung von Lesben, Schwulen und Trans-Menschen in Düsseldorf. „Als Teil der Stadtgesellschaft wollen wir mit der Politik die Forderung danach umsetzen und mitgestalten“, sagt Gabriele Bischoff. Denn: „Düsseldorf war Zentrum der Verfolgung.“
Bis August 1938 wurden 400 Männer nach Paragraf 175 verhaftet
Laut Mahn- und Gedenkstätte verhaftetet die Gestapo allein bis August 1938 etwa 400 Männer nach Paragraf 175 Reichstrafgesetzbuch: „Damit war Düsseldorf die Stadt mit den meisten Festnahmen nach § 175 in ganz Westdeutschland.“ Weitere Beispiele für homosexuelle Verfolgung in Düsseldorf: Gastwirten drohte Anfang der 1920er Jahre der Entzug der Schankkonzession, wenn sie Gruppen der Selbstorganisation Homosexueller wie den homosexuellen Bund für Menschenrechte, in ihrem Lokal tagen ließen. Der damalige Polizeidezernent Dr. Haas erklärte, solange der § 175 bestehe, keine Ortsgruppe dieses Bundes in Düsseldorf dulden zu wollen. 1933 wurden mit Erlass des Düsseldorfer Polizeipräsidenten viele der „vorhandenen verdächtigen Gaststätten“ geschlossen. Zeitgleich wurde die homosexuelle Presse in Düsseldorf verboten. Düsseldorfer Homosexuelle kamen in Konzentrationslagern ums Leben.
Werkstatt-Gespräch und Spendenaufruf
In der Mahn- und Gedenkstätte gibt es am Samstag, 10. März, ein Werkstattgespräch zu dem geplanten Düsseldorfer Denkmal für ein angemessenes Gedenken zur Ausgrenzung und Verfolgung von Lesben, Schwulen und Trans-Menschen. Nicht nur Lesben und Schwulen nehme daran teil. Bis zu 60 Teilnehmer werden erwartet. Eventuell gibt es dann schon weitere Infos zu Art und Ort eines Mahnmals.
Das Denkmal-Projekt hat viele Unterstützer, unter anderem Awo, Diakonie, Mahn- und Gedenkstätte, Jüdische Gemeinde, Stadtjugendring.
Spenden für das Projekt sind möglich unter dem Stichwort Denkmal Düsseldorf an Arcus-Stiftung, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE80 3702 0500 0001 2012 01
Auch nach Ende der Nazi-Diktatur gab es Diskriminierung homosexuell Liebender in der Stadt. Homosexualität wurde erst 1969 verboten, und auch in Düsseldorf wurden bei Behörden „rosa Listen“ geführt, auf denen schwule Männer standen.
Das Denkmal muss zu Düsseldorf passen
Um dieses Leid der vergangenen 100 Jahre deutlich zu machen, soll es ein Mahnmal geben, „das gut zu Düsseldorf passt“, sagt Gabriele Bischoff. Wo es stehen soll, wie es aussehen soll, ist völlig offen. „Wir können uns alles vorstellen“, sagt Gabriele Bischoff. Nur: „Es muss zu Düsseldorf passen.“
Unterstützung für das Projekt gibt es von SPD, Grünen, FDP – die „Ampel“ hat die Notwendigkeit dafür in ihrer Kooperationsvereinbarung. Auch die Mahn- und Gedenkstätte unterstützt ein Mahnmal, das es in Städten wie München, Köln, Berlin oder Nürnberg längst gibt.