Düsseldorf. . Nach 30 Prozent mehr Kosten für das Schauspielhaus: FDP fordert mehr Transparenz bei Bauprojekten, SPD und CDU ein „anderes System“.

Öffentliche Bauaufträge werden erheblich teurer. Diesen Eindruck gewinnt man schnell, wenn man sich in jüngster Zeit den steigenden Kosten beim Aquazoo, der Wehrhahn-Linie oder aktuell dem Schauspielhaus zuwendet. Denn lag der Aquazoo bei seinem Umbau zunächst bei 12, 8 Millionen Euro, wurden daraus schnell 20,9 Millionen; bei der Wehrhahn-Linie stiegen die Kosten zuletzt um über 40 Millionen an und auch beim Schauspielhaus liegt eine Steigerung von 30 Prozent der Kosten (NRZ berichtete) vor.

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„Höchst ärgerlich“ findet Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski, verweist aber gleichzeitig auf die Besonderheiten der genannten Bauprojekte. „Wir reden hier schließlich nicht von normalen Bauten wie einfachen Büros“, so Czerwinski. Dennoch sei ein Problem sicher, dass nicht alles über „eine Hand läuft“: „Der eine bestellt, ist aber nicht für das Controlling zuständig“, so Czerwinski. Zudem müsse im jeweiligen Einzelfall geschaut werden, was genau „falsch gemacht“ wurde.

Durchschnittsbeträge werden nach unten korrigiert

Für FDP-Ratsfrau Marie Agnes Strack-Zimmermann spielt aber auch die „politische Willensbildung“ eine Rolle. „Damit alle einem Projekt zustimmen, wird der Durchschnittsbetrag nach unten korrigiert.“ Das hält sie für falsch, „man sollte ehrlich sein“.

Im Fall des Schauspielhauses war in einem Bedarfsausschluss 2016 von 15 Millionen Euro die Rede. Andreas Hartnigk, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Bauausschusses, räumt ein, dass dieser „eventuell hätte höher ausfallen“ müssen. Dennoch seien damals viele heute bekannte Faktoren noch nicht so klar gewesen. „Die Baupreise sind angestiegen, der Abbruch der Fassade war teurer als gedacht.“ Zudem gibt es nur zwei Anbieter, die sich mit der Fassade befassen können – auch das lässt die Preise ordentlich in die Höhe klettern. Ein weiterer Kostenpunkt: das Gründach. „Wir dachten nicht, dass die Denkmalpflege das genehmigt, hat sie aber nun getan – was ja eigentlich positiv ist“, so Hartnigk weiter.

Utopische Beträge

Der Betrag, mit dem einst für die Wehrhahn-Linie geplant wurde, hält SPD-Chef Markus Raub von Anfang an für utopisch. „Wer damals dran geglaubt hat, dass das Projekt für 496 Millionen Euro zu bewerkstelligen ist, der ist ein Träumer.“ Es haben aber vor allem unvorhersehbare Dinge zu den erhöhten Kosten geführt, wie etwa der Jüdische Friedhof sowie die Vereisung unter dem Kaufhof. Dennoch hält er den „spontanen“ Anstieg von weiteren 40 Millionen Euro für grenzwertig, zumal diese Kosten erst drei Tage vor Abschluss kommuniziert wurden. „Das hat man sicher eher gewusst.“

Grundsätzlich sei aber festzuhalten, „dass nicht schlecht gearbeitet“ wurde, und es auch keinen politischen Hintergrund habe, sondern letztendlich etwas sei „mit dem man nun leben muss“, findet auch Hartnigk. Außer man würde das Gesetz ändern.

Andere Länder berücksichtigen steigende Kosten

„Bei Bauarbeiten in der Schweiz oder etwa in den Niederlanden bleiben die Städte meist im Budget“, so Hartnigk. Darauf verweist auch Markus Raub. „In anderen Ländern wird vorher geguckt, ob und wie etwa Lohn- und Rohstoffkosten steigen.“ Soll heißen: „Dort wird schon vorher festgehalten, dass mit einem Anstieg um Betrag X zu rechnen ist“, so Raub weiter. Sowohl Hartnigk als auch Raub verstehen allerdings nicht, warum es in Düsseldorf beziehungsweise in Deutschland nicht möglich ist. „Man sollte in Berlin einfach mal über ein anderes System nachdenken“, so Hartnigk weiter.

Von vornherein einen festen Betrag X auszumachen, hält Hartnigk für „unseriös“. Zudem bestünde die Gefahr, dass Unternehmen dann ohnehin die höhere Summe nehmen, ganz gleich, wieviel es sonst gekostet hätte.