Düsseldorf. . Der Itter Friedhof liegt eigentlich in Holthausen. Dort wird für Moslems sogar auf die religiösen Riten geachtet – einzigartig in Düsseldorf.
Früher verliefen die Grenzen anders, und so kommt es, dass der Friedhof Itter eigentlich in Holthausen liegt. Mittlerweile sind jegliche Gebiete südlich der Münchener Straße/B8 zu Holthausen angehörig. Macht nichts, denn auf dem städtischen Friedhof Itter können sich so oder so alle beerdigen lassen: Menschen aus Itter oder Holthausen, Menschen jeglicher Konfession, Katholiken, Protestanten oder Moslems, für sie wird sogar auf die religiösen Riten geachtet. Das ist einzigartig in Düsseldorf.
Wie alt ist das älteste Grab?
„Der Itter Friedhof ist ein sehr alter Friedhof“, weiß Friedhofsleiter Jürgen Reiß. Bereits vor der Eingemeindung der Gebiete um Itter und Holthausen hat er existiert, um 1800 nach Christus. Wie alt das älteste Grab genau ist, das wisse man allerdings nicht. Das Problem: Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Akten ausgelagert, danach habe man sie nie wiedergefunden. Auch die ältesten Familiengräber lassen nicht auf das tatsächliche Alter des Friedhofs schließen, sagt Reiß, da ein Grabstein überarbeitet werde, wenn zu viele Namen draufstünden, würden alle entfernt werden.
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13 600 Gräber existieren derzeit auf dem Gelände, welches 18,5 Hektar umfasst. Die kleine urige Kapelle, die auch das Bild des Geländes prägt, wurde 1953 gebaut und ist seit einem Neubau (1980) nicht mehr in Benutzung. Seitdem die Stadtteile zu Düsseldorf gehören, wurde die konfessionelle Trennung auf dem Friedhof aufgelöst.
Rückgang des erforderten Platzes
Während man nach dem Bau der ersten Kapelle den Friedhof noch nach hinten erweitert hat, stellt Friedhofsleiter Reiß heutzutage einen Rückgang des erforderten Platzes fest. Das liege an den veränderten Wünschen der Menschen: „Wir haben jetzt 50 bis 55 Prozent Urnenbestattungen, das wird immer mehr, da brauchen wir den Platz hinten nicht mehr so“, sagt er.
Noch ein Grund, warum mehr Fläche frei wird: Immer mehr Menschen sorgen sich selbst um die Grabpflege, weshalb sich auch immer mehr ein Urnen- oder Erdrasengrab wünschen. „Das ist nicht zu verwechseln mit einer anonymen Bestattung“, erklärt Reiß. Neben der gemeinsamen Fläche für viele Urnen oder Särge gebe es einen Ort, wo Blumen abgelegt werden können und eine gemeinsame Tafel, auf der die Namen der Bestatteten stünden.
Aus Friedhöfen sind Naturrefugien geworden
Dadurch ist mehr Platz für andere Nutzung entstanden. „Sehr viele Friedhöfe sind Naturrefugien geworden“, so Reiß. Dort könne man auch mal eine Distel stehen lassen und damit Insekten bedienen. Viele Friedhöfe gestatten Imkern sogar, ihre Bienenkästen aufzustellen. Den Friedhofsleiter freut es, er ist von Haus aus Förster.
Auf einem anderen Teil wurden ganz besondere Grabfelder geschaffen. Neben dem Friedhof Itter ist der Südfriedhof theoretisch der einzige, der eine islamische Bestattung anbietet. Theoretisch, weil auf dem Südfriedhof nach Reiß alle Flächen belegt seien, momentan würden Moslems praktisch nur religiös in Itter bestatten können. „Wir haben die Grabflächen Richtung Mekka ausgerichtet“, berichtet Reiß. Im Vergleich zu einer christlichen Beerdigung gebe es Gemeinsamkeiten und Unterschiede, so Reiß. Bevor der Leichnam nach Itter gebracht wird, findet eine traditionelle Waschung am Südfriedhof statt und der Körper wird in ein Leinentuch gehüllt. Beerdigt werden die Moslems dann ebenfalls mit Blick Richtung Mekka. Ohne Sarg. Das ist möglich, seitdem die Bundesrepublik die Sargpflicht für islamische Bestattungen aufgehoben hat. Zudem ist eine sehr schnelle Beerdigung vorgesehen, was aufgrund der bürokratischen Prozesse in Deutschland nicht immer funktioniere.
Lustige Anekdoten auf dem Friedhof
Allen Beerdigungen gleich sei die Trauer, die Gebete, die schwarze Kleidung. Obwohl es das tägliche Brot des Friedhofleiters ist, gehen ihn trotzdem manche Beerdigungen nahe, vor allem bei jungen Menschen. Einiges sei aber auch schön, wenn alte Menschen gedacht wird und Anekdoten erzählt werden, die oftmals auch lustig sind.
Denn die meisten Menschen, die in Itter bestattet werden, seien alt geworden, sagt Reiß.