Düsseldorf. . Im Düsseldorfer Hauptzollamt sammelt sich jeden Tag kuriose Schmuggelware. Die beteiligten Zöllner berichten von unglaublichen Dingen.

„Soll mein Sohn denn unbewaffnet in die Schule gehen?“ Diese Antwort schleuderte der Vater eines 15-jährigen Sohnes den Zollbeamten am Düsseldorfer Flughafen entgegen, der bei dem Versuch, einen Schlagring nach Deutschland einzuführen, ertappt wurde. Eine sehr eigene Auffassung väterlicher Fürsorge.

Betritt man den Eingangsbereich des Hauptzollamtes in Lierenfeld, fällt der erste Blick auf eine Glasvitrine, in der weitere abenteuerliche Produkte ausgestellt sind. Von Schuhen aus Seehundfell über Pottwalzähne bis hin zu Elfenbein-Schnitzereien sind verschiedenste Kuriositäten dabei. Alles natürlich beschlagnahmt. Michael Walk und Stefan Py, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, kommentieren: „Da gibt es noch ganz andere sehenswerte Sachen.“

Je nach Tierart wird Ordnungswidrigkeit zur Straftat

So wurden an einem Mittwoch Anfang März Personen, die aus einem Flieger aus Vietnam stiegen, mit zwei Flaschen Schlangen-Schnaps (Snake Wine) festgehalten. Zur Erläuterung: Schlangen – in diesem Fall Baby-Kobras – werden in einer Flasche in Schnaps eingelegt. Die Wirkung soll heilend sein. Für die Menschen, nicht für die Schlangen. „Die Personen waren völlig überrascht, als wir ihnen erklärten, dass das nicht erlaubt sei. Sie fanden das witzig“, erzählt Michael Walk und schüttelt ungläubig den Kopf. „Vor allem wissen die meisten nicht, dass das je nach Tierart keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat ist“, ergänzt er.

Grundsätzlich seien Aufgriffe, die den Artenschutz verletzen, aber ein geringeres Problem in Düsseldorf. Im Jahr 2015 gab es 15 Fälle, im bundesweiten Vergleich sei das wenig.

Fast täglich wird Goldschmuck aus der Türkei eingeführt

Die Überwachung des Warenverkehrs ist die Hauptaufgabe des Zolls. Fast täglich wird Goldschmuck aus der Türkei unangemeldet eingeführt, 2015 waren es etwa 42 Kilogramm im Wert von 1,3 Millionen Euro. Unerlaubte Zigaretten-Einfuhren sind der Klassiker.

Aber auch Medikamenten- und Drogenschmuggel wird nicht selten aufgedeckt. „Kommt ein Flieger aus Curaçao an, wird vor allem nach geschmuggelten Drogen gesucht“, erzählt Py. Sowohl Eigenkonsumenten als auch Kuriere führen die Substanzen illegal ein. „Die Kuriere erhalten, wenn sie viel bekommen, bis zu 5000 Euro für einen Dienst. Dafür können sie ein bis zwei Jahre ihre Familien in Südamerika durchbringen“, berichtet Py.

Elf Kilo Kokain im Rollstuhl versteckt

Schlagzeilen machten Ende vergangenen Jahres elf Kilo Kokain, die in einem elektrischen Rollstuhl entdeckt wurden. Stefan Py: „Die Hürde, einen Mann im Rollstuhl zu untersuchen, war bereits groß. Dann aber noch den Rollstuhl auseinanderzunehmen, war eine noch größere Überwindung.“

Aber die Beamten hatten ganz offensichtlich den richtigen Riecher. Wer herausgepickt und überprüft wird, würde nach Bauchgefühl entschieden, sagt Michael Walk. „Das nur vom persönlichen Erscheinungsbild abhängig zu machen, ist nicht möglich. Täter sind sowohl Europäer, als auch Südamerikaner und Afrikaner, Senioren, junge Erwachsene und Middle-Ager.“ Die Gründe für den illegalen Warenverkehr reichten von Ignoranz über Unwissenheit bis hin zu absichtlichem, kriminellen Schmuggel.

Ein weiteres großes Problem: der illegale Waffenschmuggel. Ob Schlagstöcke, Messer, Wurfsterne oder Elektroschocker, die erschreckend überzeugend als Handys und Taschenlampen getarnt werden – die Zollbeamten sammeln alles mögliche ein. „Vor allem aus Bulgarien werden die Waffen eingeführt. Dort gibt es die Dinger am Kiosk zu kaufen“, weiß Walk. „In Deutschland gelten viel strengere Gesetze als in anderen Ländern“, ergänzt Kollege Py. Gefährlich seien solche Waffen vor allem, weil sie verdeckt getragen und plötzlich gezückt werden können.

Zoll beschäftigt 750 Mitarbeiter

Die Aufgaben des Zolls gehen jedoch über die Überprüfung des Warenverkehrs, der auch die gewerbliche sowie die Postverzollung umfasst, hinaus. So gehören beispielsweise auch die Vollstreckungsstelle, die Finanzkontrolle Schwarzarbeit und die Kfz-Steuer-Kontaktstelle dazu. Bisher sind die Bereiche in unterschiedlichen Liegenschaften untergebracht, das kann sich aber ändern: „Man ist natürlich versucht, alles zusammenzulegen. Das gestaltet sich aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen an ein Gebäude aber schwierig“, sagt Stefan Py. Ein Bereich benötigt eine Waffenkammer, ein anderer muss aufgrund des täglichen Kundenverkehrs die Voraussetzungen eines Bürgerbüros erfüllen.

Außerdem benötigt das Gebäude eine gewisse Größe, denn der Düsseldorfer Zoll beschäftigt rund 750 Personen, davon aber etwa 200 Angestellte am Flughafen.