Düsseldorf. . Kaum ein anderer Stadtteil ist derart durch die Industrialisierung geprägt worden wie Lierenfeld. Darum ist er aber auch wunderbar vielfältig.

Lierenfeld – das Viertel der Brachen. Kaum eine andere Gegend in Düsseldorf ist derart durch die Industrialisierung geprägt wie der Stadtteil im Südosten unserer Rheinmetropole. Lierenfeld ist heute noch weitgehend durch produzierendes Gewerbe geprägt, dessen Flächenanteil tatsächlich etwa doppelt so groß ist wie des für den Wohnungsbau genutzten Areals. Das sagt schon alles zur Struktur. Aber es zeigt auch, wie besonders Lierenfeld ist. Die Menschen, die hier leben, tun das in der Regel sehr gern.

Manche sagen, Lierenfeld sei schäbig. Na gut, das liegt immer im Auge des Betrachters. Es gibt andere, die finden die teuren Klamotten derjenigen Leute hässlich, die auf der Kö flanieren gehen. Es ist also immer eine Frage der Perspektive.

„Durchfahrstadtteil“ mit wichtigen Verkehrsadern

Möchte man dieses immer noch sozial eher schwache Arbeiterviertel abschätzig bewerten, dann ist es für viele so etwas wie ein Durchfahrstadtteil, in dem es sich nicht lohnt, Halt zu machen. Lierenfeld ist umschlossen von den Stadtteilen Oberbilk im Westen, Flingern im Norden und Eller/Vennhausen im Südosten. Drei wichtige Verkehrsadern ziehen sich durch Lierenfeld, einmal die Königsberger Straße im großflächigen Gewerbegebiet, dann die in der Rush-Hour gern verstopfte Erkrather Straße und schließlich die Kreativmeile Ronsdorfer Straße, die die Grenze zu Flingern bildet.

Locator Düsseldorf Lierenfeld.jpg

Lierenfeld ist viel mehr als Transit und Maloche. Leerstehende Fabrikhallen haben in den 1990er Jahren eine urbane Subkultur sowie die Disko- und Partyszene angezogen. Die ehemalige Mannesmann-Industrieanlage Stahlwerk ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein bekannter Szenetreff.

Hier wird eine der bekanntesten Bands Deutschlands gemanagt

Oder die Alten Farbwerke, einige hundert Meter weiter: Hier sind in den vergangenen Jahren hochwertige Büros, Lofts sowie Lager- und Produktionsflächen auf dem teilweise denkmalgeschützten, historischen Fabrikgelände entstanden. Die Tote Hosen- und Broilers-Plattenfirma JKP hat dort ihr Zuhause, ebenso die Theaterkantine und neuerdings die Bürgerbühne. Dort ist es ein bisschen so wie im Medienhafen, nur mit echten Menschen.

Bevölkerung  
 LierenfeldDüsseldorf
Gesamt10.545628.437
weiblich5304 (50,3 %)323.676 (51,5 %)
männlich5241 (49,7 %)304.761 (48,5 %)
unter 6 Jahre614 (5,8 %)35.569 (5,7 %)
6 bis 17 J.1196 (11,3 %)60.585 (9,6 %)
30 bis 49 J.1799 (17,1 %)194.636 (31,0 %) 
50 bis 64 J.2051 (19,4 %)121.591 (19,3 %)
65 bis 79 J.1433 (13,6 %)87.365 (13,9 %)
80 J. und älter485 (4,6 %)32.688 (5,2 %)
   
Kinder & Jugend  
Kitas6342
Sollplätze32821.028
Städtische Schulen1143
Grundschüler37319.819
Gymnasiasten16313.599
Realschüler1586714
Hauptschüler1092972
Gesamtschüler1844543
Förderschüler661819
   
Ausländer  
gesamt3256135.109 (21,5 %)
davon:  
Türkei764 (23,5 %)13.010 (9,6 %)
Griechenland258 (7,9 %)10.268 (7,6 %)
GUS-Staatler175 (5,4 %)9186 (6,8 %)
Marokko172 (5,3 %)4656 (3,4 %)
Italiener193 (5,9 %)7619 (5,6 %)
Stand: 31. Dezember 2015 / Daten: Stadt Düsseldorf

Weiter hinten dann der Betriebshof der Rheinbahn, an dem nach dem Umzug des Verkehrsunternehmens aus Heerdt vieles komplett neu ist. Dann das Bowlingcenter, die Sportler vom traditionsreichen DSV 04, die Musiker im Probebunker am Gatherweg, und, und, und...

Industrie und Selbstversorgung

Auch historisch gibt es Interessantes aus Lierenfeld zu berichten. In den 1920er Jahren etwa wurde die Siedlung Heimgarten im Stil holländischer Wohnhöfe erbaut. Rund um zwei zentrale Plätze wurden damals in einheitlicher Bauweise Reihenhäuser errichtet. Die Siedlung lag damals isoliert und ohne Infrastruktur zwischen Industriegebiet und Feldern. Zum Teil wurde dieser Mangel durch die hinter den Häusern liegenden Nutzgärten gemildert. Der Vorteil für die Bewohner lag in der Nähe zu den Industriearbeitsplätzen bei gleichzeitiger Möglichkeit einer gewissen Selbstversorgung.

Im Jahr 1855 lebten nur 219 Menschen in Lierenfeld

Das Gebiet, auf dem sich der heutige Stadtteil Lierenfeld befindet, gehört seit 1384 zu Düsseldorf. In der waldreichen und sumpfigen Gegend, die weit außerhalb der Stadtmauer lag, gab es vereinzelte Höfe. Noch 1855 lebten nur 219 Menschen in Lierenfeld. Dann kamen belgische Einwanderer, die Ziegeleien in Lierenfeld anlegten. 1919 verlegte der Düsseldorfer Unternehmer Albert Schöndorff seinen Waggonbaubetrieb von Derendorf nach Lierenfeld. Dies legte den Grundstein für die industrielle Entwicklung des Stadtteils.

Das neue Rheinbahn-Verwaltungsgebäude.
Das neue Rheinbahn-Verwaltungsgebäude. © Laura Schömann

Schon gewusst? Zum 1. Januar 2006 wurde die Stadtteilgrenze zwischen Lierenfeld und Eller verändert, was dazu führte, dass Lierenfeld um 29 Hektar wuchs.

Das alles und noch viel mehr ist Lierenfeld – das werden wir für Sie, liebe Leserinnen und Leser, ab heute täglich aufbereiten. Weil dieser Stadtteil so bunt und so vielfältig ist, weil er so viele interessante Menschen hat, genau deshalb haben wir diesem Lierenfeld eine Stadtteilserie gewidmet.

Wohnen Sie in Lierenfeld? Oder haben Sie persönliche Erinnerungen an diesen Stadtteil. Dann schreiben Sie uns: NRZ, Immermannstraße 40, 40210 Düsseldorf, lok.duesseldorf@nrz.de. Auch alte oder neue Fotos aus Lierenfeld können Sie uns dabei gerne schicken.