Düsseldorf. . In seiner Rede erinnert Oberbürgermeister Thomas Geisel an die Ereignisse des Jahres und mahnt, „sich nicht von der Angst anstecken“ zu lassen.
Oberbürgermeister Thomas Geisel hat sich in einer Video-Ansprache zum Jahreswechsel 2016/17, die ab 31. Dezember auf seinen Seiten in den Sozialen Netzwerken (www.twitter.com/OB_ThomasGeisel, www.facebook.com/OBThomasGeisel) und YouTube, sowie seiner Seite www.duesseldorf.de/ob zu sehen sein wird, an die Bürger Düsseldorfs gewandt. Er rief sie dazu auf, sich - trotz des „feigen und terroristischen Mordanschlags“ in Berlin - „von der Angst nicht übermannen zu lassen“.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Wenn die Angst regiert, dann haben die Terroristen schon gewonnen. Und wenn wir uns nicht mehr trauen, unsere Lebensweise und unsere Lebensfreude offen in aller Öffentlichkeit zu leben, auch dann haben die Terroristen bereits gewonnen“. Er stellte aber auch klar: „Menschen, die für diese Lebensweise nur Verachtung übrighaben und die anderen das Existenzrecht absprechen, die haben in unserer Gesellschaft nichts zu suchen“.
Ein Blick auf die Tour de France
In der gut neunminütigen Ansprache erinnert er aber auch an Ereignisse des Jahres 2016, an die er gerne zurück denkt, wie zum Beispiel die Präsentation Düsseldorfs in Paris als Ausrichter des Grand Départ der Tour de France 2017, das NRW-Fest, die Eröffnung der Wehrhahn-Linie und die Grundsteinlegung für das Albrecht-Dürer-Kolleg, und wirft einen Blick ins Jahr 2017.
In Bezug auf die Haushaltslage erklärt Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Deswegen stellen wir viele Dinge auf den Prüfstand, etwa auch dort, wo wir vielleicht mit einem Düsseldorfer Standard gewissermaßen überausgestattet sind. In einem Punkt allerdings werden wir nicht sparen. Wir werden an den Investitionen nicht sparen, die notwendig sind, um die Zukunft unserer Stadt zu sichern. Und hier geht es in erster Linie um Investitionen in Bildung, um Investitionen in Kinder und Jugend.“
Städtebauliche Entwicklung wird im Fokus stehen
Auch die städtebauliche Entwicklung des Viertels um den Hauptbahnhof und das Projekt „Smart City“ werden Schwerpunkte des kommenden Jahres.
Vor allem aber: „Die größte Herausforderung in unserer Stadt ist und bleibt,“ so Oberbürgermeister Thomas Geisel, „wie wir sicherstellen können, dass Düsseldorf eine Großstadt für alle bleibt, in der sich die Menschen wohlfühlen, unabhängig davon, wie dick der Geldbeutel ist, den sie mitbringen.“
Daher gelte auch für 2017: „Bauen, bauen, bauen.“ Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Wir wollen bauen, um sicherzustellen, dass Düsseldorf bezahlbar bleibt. Wir wollen keine Verhältnisse wie im Mittelalter, als die reichen Menschen in der Stadt und die armen Menschen vor der Stadt wohnten. Wir wollen eine Großstadt für alle sein, in der sich niemand ausgeschlossen fühlt und jeder ein Zuhause findet.“
Die Ansprache im Wortlaut
Die Ansprache von Oberbürgermeister Thomas Geisel zum Jahreswechsel 2016/17 im Wortlaut:
„Liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, heute ist Silvester. Das gibt mir Gelegenheit, den Blick zurückzuwerfen auf das zurückliegende Jahr, aber auch nach vorn auf das Jahr 2017, das morgen beginnt.
Viele von uns stehen noch unter dem Eindruck der Ereignisse von Berlin. Auf einem Weihnachtsmarkt, auf dem sich die Menschen eigentlich heiter und unbeschwert einstimmen lassen wollten auf das Weihnachtsfest, sind viele Menschen Opfer eines feigen und terroristischen Mordanschlages geworden.
Wir sind betroffen - aber bitte lassen Sie sich von der Angst nicht übermannen. Wenn die Angst regiert, dann haben die Terroristen schon gewonnen. Und wenn wir uns nicht mehr getrauen, unsere Lebensweise und unsere Lebensfreude offen in aller Öffentlichkeit zu leben, auch dann haben die Terroristen bereits gewonnen.
Und wenn wir Abstriche machen von der Lebensweise in unserer Gesellschaft, die geprägt ist vom gegenseitigen Respekt, auch vor unterschiedlichen Lebensentwürfen, vor Menschen mit unterschiedlichem religiösen, geographischen, kulturellem Hintergrund, wenn wir davon abkommen, auch dann haben die Terroristen bereits gewonnen.
Wir müssen festhalten an unserer Lebensweise, aber eines muss auch klar sein: Menschen, die für diese Lebensweise nur Verachtung übrighaben und die anderen das Existenzrecht absprechen, die haben in unserer Gesellschaft nichts zu suchen.
An die Tour denkt OB Geisel gerne
Liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, wenn ich auf das Jahr 2016 zurückblicke, fallen mir viele Erlebnisse und Ereignisse ein, an die ich gerne zurückdenke. Beispielsweise die Pressekonferenz im Januar, bei der Düsseldorf als Ausrichterstadt für den Grand Départ der Tour de France 2017 vorgestellt wurde.
Düsseldorf wurde auch vom französischen Botschafter geadelt als die Hauptstadt der deutsch-französischen Freundschaft, und dieser Geist wurde auch deutlich beim Finale der Tour auf den Champs-Élysées und insbesondere im Oktober, als die Strecke der Tour 2017 präsentiert wurde. Düsseldorf hat sich präsentiert und wird sich präsentieren als die Stadt, die sie ist, als die Stadt, als die wir sie so lieben, und als die Stadt, als die wir sie präsentieren möchten, nämlich als weltoffene Stadt, als gastfreundliche Stadt, als eine Stadt, die große Ereignisse professionell organisieren kann, eine Stadt die sportbegeistert ist und ganz einfach eine Stadt, in der sich die Menschen wohlfühlen.
Und dass wir gute Gastgeber sind, haben wir auch in diesem Jahr schon gezeigt, nämlich als wir das NRW-Fest im August ausgerichtet haben. 600.000 Menschen aus allen Teilen unseres Bundeslandes kamen in ihre Hauptstadt und fühlten sich wohl hier.
Eröffnung der Wehrhahn-Linie als Highlight
Sehr gerne blicke ich auch zurück auf die Eröffnung der Wehrhahn-Linie im Februar. Mit dieser Linie ist uns, glaube ich, wirklich ein Hingucker gelungen, der selbst in der New York Times für Furore gesorgt hat. Dank der wunderbar künstlerisch gestalteten Bahnhöfe haben wir hier ein echtes Alleinstellungsmerkmal für Düsseldorf geschaffen.
Und natürlich hat mich sehr gefreut auch die Grundsteinlegung für das Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Benrath. Wie lange haben wir darauf gewartet! Jetzt ist es soweit. Und noch im Jahr 2017 soll der Bau fertigwerden, und dann können die Berufsschülerinnen und Berufsschüler hier in Benrath an neuer Wirkungsstätte tätig werden.
Wirtschaftlich steht Düsseldorf nach wie vor sehr gut da. In dem Zusammenhang habe ich mich ganz besonders über die großen Projekte von Handelsblatt, von Trivago, von HSBC und L’Oréal gefreut, die nicht nur ein klares Bekenntnis zum Standort Düsseldorf abgegeben haben, sondern eben auch in ganz erheblichem Umfang in unserer Stadt investieren. Dies ist gut, dies schafft Arbeitsplätze, aber vor allem ist damit das wirtschaftliche Rückgrat, die Prosperität in unserer Stadt auch weiterhin gesichert.
Manch einer macht sich Sorgen um unseren Haushalt. Ich räume ein, liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, diese Sorgen sind auch mir nicht völlig fremd.
Auch wenn ich betonen möchte, dass unsere Stadt, insbesondere im Quervergleich mit anderen Kommunen Nordrhein-Westfalens, sehr sehr gut dasteht. Dennoch können wir nicht verkennen, wir haben in den letzten Jahren über unsere Verhältnisse gelebt. Wir haben mehr Geld ausgegeben als eingenommen.
Und deshalb prüfen wir, wo wir sparen können. Deswegen stellen wir viele Dinge auf den Prüfstand, etwa auch dort, wo wir vielleicht mit einem Düsseldorfer Standard gewissermaßen überausgestattet sind.
In einem Punkt allerdings werden wir nicht sparen. Wir werden an den Investitionen nicht sparen, die notwendig sind, um die Zukunft unserer Stadt zu sichern. Und hier geht es in erster Linie um Investitionen in Bildung, um Investitionen in Kinder und Jugend. Sie wissen, wir haben eine ganze Reihe von Schulausbau- und Neubaumaßnahmen durch den Rat beschließen lassen. Diese werden wir jetzt zügig umsetzen, einfach deshalb, weil wir dem Bedarf nachkommen müssen, den eine wachsende Einwohnerzahl und insbesondere eine wachsende Schülerzahl an uns stellt. An der Bildung dürfen wir nicht sparen.
Ein Schwerpunkt der städtebaulichen Entwicklung im Jahr 2017 wird die Gegend um den Bahnhof sein. Dies ist eine Gegend, die viele Jahre lang vernachlässigt wurde, und ich glaube, Sie werden mir zustimmen, der Bahnhofsvorplatz ist alles andere als eine Visitenkarte für Düsseldorf. Deswegen sind wir im Gespräch, in sehr zielführenden Gesprächen mit der Deutschen Bahn, dass wir den Bahnhofsvorplatz neu gestalten. Aber es geht nicht nur um den Bahnhofsvorplatz. Es geht um den Konrad-Adenauer-Platz. Es geht um die Umwandlung der Hauptpost am Konrad-Adenauer-Platz in eine Zentralbibliothek der Landeshauptstadt Düsseldorf. Sie wissen, die Entwicklung auf der Harkortstraße, hier entsteht Wohnungsbau, hier entstehen Hotels, und hinter dem Hauptbahnhof werden wir den Bertha-von Suttner-Platz neu gestalten, in der Nachbarschaft des Quartiers Grand Central, der ehemaligen Paketpost, auf der über 1000 Wohnungen entstehen werden. Ich bin sicher, in vier Jahren wird jeder sagen: „Der Hauptbahnhof Düsseldorf und seine Umgebung ist in der Tat eine Visitenkarte, ein Entrée, wie es unserer schönen Landeshauptstadt würdig ist.
Die Digitalisierung der Metropole Düsseldorf
Liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, viel wird dieser Tage geredet von Smart City. Was damit gemeint ist, ist die Frage, wie wir auf die Herausforderung der Digitalisierung in einer Metropole wie Düsseldorf antworten. Das Thema hat viele Komponenten. Es wird praktisch alle Lebensbereiche erfassen.
Konkret haben wir uns hier in Düsseldorf vorgenommen, zwei Themen unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung zu beleuchten. Das eine: unsere Verwaltung. Hier stellt sich die Frage: „Wie können wir Prozesse in der Verwaltung effizienter gestalten durch die Nutzung moderner Technologie?“ Stichwort hier ist elektronische Akte. Aber noch wichtiger ist der Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern. Wie können wir über das Internet Prozesse, Anträge, Antragsverfahren vereinfachen? Wie können wir den Umgang zwischen Verwaltung und Bürger besser, kundenfreundlicher, bürgerfreundlicher gestalten. Darum wird sich ein Projekt im kommenden Jahr kümmern. Und ich bin sehr gespannt darauf, welche Ergebnisse wir in hoffentlich kurzer Frist bereits vorlegen können.
So soll der Großstadtflair erhalten bleiben
Liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, die größte Herausforderung in unserer Stadt ist und bleibt, wie wir sicherstellen können, dass Düsseldorf eine Großstadt für alle bleibt, in der sich die Menschen wohlfühlen, unabhängig davon, wie dick der Geldbeutel ist, den sie mitbringen.
Ganz besonders zeigt sich das beim Thema Wohnen. Düsseldorf ist eine wachsende Stadt; der Nachfragedruck auf dem Wohnungsmarkt ist nach wie vor ungeheuer groß. Wir haben darauf reagiert. Wir haben das Handlungskonzept „Wohnen“ vereinfacht. Wir stellen sicher, dass überall, wo größere Wohnprojekte getätigt werden, auch im nennenswerten Umfang öffentlich geförderter und bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.
Und das Wichtigste ist, wir bauen, bauen, bauen. Wir haben die Schlagzahl dramatisch erhöht im Bauplanungsamt, im Bauaufsichtsamt. Noch nie wurden in Düsseldorf so viele Bauanträge genehmigt wie im zurückliegenden Jahr. Wir wollen bauen, um sicherzustellen, dass die Menschen hier sich wohlfühlen können, dass Düsseldorf bezahlbar bleibt. Wir wollen keine Verhältnisse wie im Mittelalter, als die reichen Menschen in der Stadt und die armen Menschen vor der Stadt wohnten. Wir wollen eine Großstadt für alle sein, in der sich niemand ausgeschlossen fühlt und jeder ein Zuhause findet. Übrigens, unabhängig davon, wo die Menschen herkommen. Ob es Flüchtlinge sind oder Menschen, die aus dem Umland nach Düsseldorf kommen. Sie alle sind uns gleichermaßen willkommen und ihnen allen fühlen wir uns gleichermaßen verpflichtet.
In diesem Sinne, liebe Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, darf ich Ihnen ein glückliches, vor allem gesundes und friedvolles Jahr 2017 wünschen.
Lassen Sie uns gemeinsam unsere Stadt nach vorne bringen.“