Die ehemalige Seifenpulverfabrik an der Erkrather Straße ist zum florierenden Gebäudekomplex geworden

Dr. Richard Thompson und Ernst Sieglin gelingt es in Bradford, England, Seife zu pulverisieren. Das war 1877. Danach ging es zunächst zurück nach Aachen, wo Sieglin die Produktion von Seifenpulver voran trieb. Das „Dr. Thompson’s Seifenpulver Marke Schwan“ war geboren. Drei Jahre später erhielt Sieglin das alleinige Vertriebsrecht für die Niederlande, Belgien und Deutschland. Darauf folgt auch eine Umbenennung der Firma in Ernst Sieglin, Fabrik von Dr. Thompson’s Seifenpulver. Zudem wollte man neue Wege erschließen, neue Standorte schaffen. Daher errichtete Sieglin 1896 ein Werk an der Erkrather Straße in Flingern.

Kreative treffen hier auf Industriekultur

Bis ins Jahr 2005 war dort nicht nur die Produktionsstätte ansässig, sondern auch noch die Verwaltung der Henkel Bautechnik. Fritz Henkel war es dann auch, der sich zunächst an der Firma beteiligte, 1933 sogar alle Anteile übernahm. Bis eben 2005 wurde dort weiter produziert.

In den 115 Jahren davor war das etwa 37 000 Quadratkilometer große Gelände Dreh- und Angelpunkt für die Industrie.

Der Umbau an den Schwanenhöfen war dort noch in vollem Gange.
Der Umbau an den Schwanenhöfen war dort noch in vollem Gange.

Nun ist dort ein Quartier entstanden, dass sowohl Dienstleistungen als auch Kultur beherbergt. Rund 50 Millionen Euro sind darin investiert worden. Einer, der mit dafür verantwortlich ist, dass die riesige Fläche nicht dem Zerfall überlassen wurde, ist Thomas Walten. Denn er hat sich seit vielen Jahren auf ganz besondere Immobilienentwicklung spezialisiert. Sein Ziel: alte Gebäude und Industrieanlagen entwickeln, neue Räume schaffen. Ebenfalls wichtig ist ihm, den alten Flair beizubehalten. „Gerade deshalb haben wir uns für dieses Areal entschieden“, sagt Walten. „Es ist ästhetisch sehr interessant. Die Bausubstanz ist zudem sehr solide.“

Doch nicht nur das war ein Grund, das Gelände zu kaufen. „Die Anbindung ist auch fantastisch.“ Schließlich liegen die Schwanenhöfe mitten in Flingern und verbinden somit das Kreative gleich noch einmal mit dem Industriellen.

Das Gebäude ist zu 100 Prozent vermietet

Das Projekt Schwanenhöfe hat Walten mit seinen Partnern Klaus-Dieter Hölz und Volker Busse gemeinsam gemeistert. Geplant waren, dort Gewerbe- und Dienstleistungefirmen anzusiedeln – und das ist ihnen geglückt. Rund 60 Mietparteien sind in die insgesamt zehn renovierten Gebäudekomplexe eingezogen. „Wir haben die Gebäude zu 100 Prozent vermietet“, ist Walten stolz.

Ein Dinosaurier wacht an den Schwanenhöfen.
Ein Dinosaurier wacht an den Schwanenhöfen.

Bei der Umsetzung des Projekts habe es allerdings noch ein paar Überraschungen gegeben, gibt Walten zu. „Wir hatten bestimmte Decken anders eingeschätzt von der Bausubstanz. Das waren teilweise dünne Betondecken.“ Diese seien dann noch einmal aufgespritzt worden. Auch durch die Zusammensetzung der neuen Mieter habe es noch ein paar Änderungen gegeben. So sind nun auf dem Gelände zwei Hochschulen. „Dadurch verändert sich die Lage bei den Brandschutzbestimmungen.“

Keine große Expansion geplant

Auf das Endergebnis ist Walten stolz. „Wir wollten hier gewerbliche Mieter, die zusammenpassen, die voneinander profitieren, lernen und die sich ergänzen.“ Und das wurde geschafft. „Es ist eine exklusive Immobilie, die sich durch die Qualität der Mieter auszeichnet. Sie können hier ihr individuelles Image ausleben. Das geht in so alten Gemäuern einfach besser“, sagt Walten.

Für die Zukunft gäbe es auch noch eine kleine Chance, noch einen neuen Teil hinzuzubauen. „Aber richtig groß expandieren kann man hier nicht mehr.“ Tragisch ist das allerdings nicht, denn auch so ist das Projekt Schwanenhöfe ein voller Erfolg. „Zu uns kommen Bauaufsichtsämter und studieren das Gebäude, um daraus zu lernen. Auch ehemalige Henkelmitarbeiter kommen zu uns und gucken sich an, was aus dem Gebäude geworden ist. Das freut nicht nur die Arbeiter, sondern auch uns.“