Düsseldorf. 1947 gegründet, galt Auto Becker lange Zeit als eines der traditionsreichsten Düsseldorfer Unternehmen. Dann folgte 2002 die Insolvenz.
Von dem einstigen Autohaus „Auto Becker“ ist nichts mehr zu sehen. Die ehemalige Anlage wurde platt gemacht – und wartet nun auf eine Bebauung. Dabei war „Auto Becker“ einst fast schon ein Traditionsunternehmen. Bereits Ende der 40er Jahre, 1947, von Wilhelm Becker im Düsseldorfer Stadtteil Bilk gegründet. Dabei kam er da damit fast wie die Jungfrau zum Kinde. In der Kriegszeit war Becker als Polizeifuhrpark- und Werkstattleiter erst in Polen und Russland, später auch in Norwegen.
Nach zwei weiteren Jahren als Kriegsgefangener ging er nach Düsseldorf. Zunächst versuchte er dort in einer Niederlassung eines Autofabrikanten unterzukommen. Doch es gelang ihm nicht. Denn kurz nach dem Krieg mussten erst die eigenen Mitarbeiter untergebracht werden. In der Not bekam Becker eine ganz andere Idee. Zur Gründungszeit wollte er ursprünglich ein Geschäft entwickeln, bei dem gebrauchte Autoteile getauscht werden. Darauf war er gekommen, weil ein Bekannter einen falschen Reifensatz gekauft hatte – 17er Reifen, statt 16er. Ein anderer Bekannter hatte auch das Problem – er benötigte die 17er, hatte aber 16er.
Der große Coup
Doch bereits ein Jahr später nahm man von der Idee abstand – der Handel mit Gebrauchtwagen folgte. So führte Becker 1949 sogar den Ausdruck „zweite Hand“ ein – bis dahin noch völlig ungebräuchlich. Zudem verlagerte sich das Geschäft auch in die Bereiche In- und Export. Besonders ab 1953 boomte dieser – die Wagen gingen zunächst nur in die USA und nach Norwegen.
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Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Autohauses – der Umzug in die ehemalige Papierfabrik Schulte und Zinken. Denn die Firma wuchs und wuchs weiter.
Doch auch damit war kein Ende der Entwicklung in Sicht. Ein wahrer Aufstieg des Autohauses begann, der später darin gipfelte, dass Becker Vertragshändler für namhafte Marken wie Aston Martin, Rolls-Royce und Ferrari wurde. Insgesamt auf 100 Automobilmarken kam man dort im Laufe der Jahre in einer Partnerschaft als Vertragshändler.
Doch nicht nur der Automarkt im klassischen Sinne boomte – Becker brachte ab 1970 sogar seine eigene Zeitschrift mit dem Titel „auto welt“ heraus.
Die großen Pläne
Auch einen Besucherrekord stellte er auf dem Gelände auf, nämlich als die IAA 1971 kurzfristig abgesagt wurde, veranstaltete der Automobilmogul sein eigenes Event, auf dem eigenen Gelände – mit 100.000 Besuchern. Umso erstaunlicher ist die Misswirtschaft, die in der Insolvenz 2002 mündete – unter Beckers Sohn Helmut, der als alleiniger Geschäftsführer fungierte.
Lange Zeit danach lag das Gelände brach. Erst jetzt tut sich so langsam wieder etwas. Bereits 2011 hatte die Firma Quantum die Projektentwicklung übernommen. „Wir hatten das ehemalige Auto-Becker-Grundstück in Düsseldorf vier Jahre im Bestand und haben nach dem Architektenwettbewerb gemeinsam mit der Politik und den Architekten die Planreife für das Projekt „Karolinger Höfe“ entwickelt“, sagt Nicole Düvier von Quantum. Die „Karolinger Höfe“ sind ein Großprojekt für die rund 3,7 Hektar umfassende Fläche.
Abriss der alten Hallen stockt
Dort soll ein „familienfreundliches Wohnquartier mit 340 Wohnungen“ entstehen, wie es auf der Internetseite der Firma heißt. Zwar hatte man 2014 mit dem Abriss der beckerschen Hallen begonnen, doch dann ruhte wieder alles. „Wir haben das Projekt Karolinger Höfe, welches auf dem ehemaligen Auto-Becker-Gelände entstehen wird, veräußert. Wir sind nicht mehr Eigentümer des Grundstücks“, heißt es von Nicole Düvier, einer Projektentwicklerin bei Quantum.
Nun läuft es weiter über die BPD Immobilienentwicklung GmbH. BPD wird auf Basis des gerade erteilten Planrechtes etwa 340 Wohnungen realisieren, von denen rund 20 Wohnungen im geförderten Segment angeboten werden. Die hochbauliche Planung wird von den drei Architekturbüros RKW Architekten, msm meyer schmitz-morkramer und schenk+waiblinger Architekten umgesetzt.
Der Abbruch erwies sich teilweise als schwierig – es habe noch alte Grundmauern und den Restbestand von Auto Becker gegeben. Im ersten Bauabschnitt entsteht dann vor allem geförderter Wohnraum. Im zweiten Bauabschnitt plane man 121 Eigentumswohnungen, sagt Sandra Joern von BPD. Über die Corpus Sireo Makler GmbH gehen die Wohnungen bereits ab jetzt in den Vertrieb. Ende 2017/2018 rechnet man mit den ersten Bewohnern.