Düsseldorf. . Das Rudelgucken findet in der Landeshauptstadt breite Zustimmung. Die Düsseldorfer Politiker sehen keine Kapazitäts-Probleme auf dem Marktplatz.
Public Viewing auf dem Marktplatz vor dem Rathaus: Am 12. Juni, wenn die deutsche Fußball-Nationalelf während der EM auf die Ukraine trifft, soll es dort das erste Rudelgucken geben. Die Rechte hat sich wie berichtet eine Agentur aus Wetter gesichert, die Stadt hat im Prinzip grünes Licht geben. Lediglich die Bauaufsicht muss noch eine Genehmigung erteilen, weil es sich um einen eingezäunten Bereich handelt. Die Ankündigung einer Fanmeile stößt bei den Politikern auf breite Zustimmung.
„Endlich müssen die fußballbegeisterten Düsseldorfer nicht mehr sehnsüchtig auf die Nachbarstädte schauen“, freut sich etwa Martin Volkenrath (SPD), Vorsitzender im Ordnungs- und Verkehrsausschuss. Der Mann setzt sich seit Jahren fürs Public Viewing in der Rheinmetropole ein. „Ein solches Angebot war in Düsseldorf lange überfällig.“ Volkenrath begrüßt, dass unter neuer Stadtspitze und Ratsmehrheit „juristische und ordnungspolitische Bedenken, die einem Public Viewing in der Vergangenheit im Wege gestanden haben, zügig ausgeräumt werden konnten“. Man habe jahrelang gefightet. Diese Entscheidung pro Fanmeile sei auch „Ausdruck der neuen Farbenlehre im Rathaus“.
Gut für die Gastronomen in der Altstadt
Auch die CDU-Fraktion hat nichts zu meckern. Ordnungs- und Verkehrsexperte Andreas Hartnigk: „Ich bin zwar kein Fan von Fußballgucken in der Menge, das mache ich lieber mit Freunden in der Kneipe oder eben zuhause. Aber für Düsseldorf ist eine Fanmeile gut und natürlich auch für die Gastronomen in der Altstadt.“
In Düsseldorf gab es in der Vergangenheit immer wieder Streit wegen Public Viewing-Veranstaltungen in Rahmen einer Fußball-WM oder -EM. Ein passender Ort für die Fanmeile wurde nie wirklich gefunden. Events am Flinger Broich und vor allem in der Arena floppten. Beim jüngsten großen Turnier – der WM in Brasilien – gab’s im Vorfeld monatelangen Zoff zwischen dem Veranstalter, der Weissen Flotte, und der Stadt wegen diverser Genehmigungen.
5000 Menschen sollen zum Rudelgucken kommen können
Jetzt also der Platz vor dem Rathaus. „Wir begrüßen dieses Vorhaben sehr“, sagt die Düsseldorfer FDP-Vorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann. „Allerdings wundern wir uns darüber, dass Ordnungsderzent Stephan Keller in den sechs Jahren zuvor unter OB Elbers eine solche Veranstaltung stets verhindert hat. Und zwar unter drohendem Geklapper, wie gefährlich so etwas denn sei.“
Die Polizei hält sich bedeckt, was potenzielle Sicherheitsauflagen auf dem doch eher überschaubaren Platz angeht, auf dem bei der EM laut der Pläne 5000 Menschen pro Veranstaltung dabei sind. Sprecher Marcel Fiebig: „Das können wir erst dann bewerten, wenn die Pläne konkret an uns heran getragen werden.“
Martin Volkenrath sieht auf dem Marktplatz keinen „Engpass“. Er erinnert an ein Public Viewing in den Neunzigern, als die DEG gegen die Kölner Haie in letzter Sekunde Deutscher Eishockey-Meister wurde: Da standen rund 7000 Menschen vor dem Rathaus, da war es rappelvoll, aber es ging.“
Ein Kommentar von Stephan Wappner
Man kann darüber streiten, ob es für den Fußballliebhaber Sinn macht, inmitten einer Masse zu stehen, in der es um Themen geht wie: Der Reus hat ja schon wieder eine neue Frisur. Oder: Ist der Özil immer noch mit der Mandy von der Dingens-Band zusammen? Oder: Die Trikots von den Franzosen sind auf jeden Fall die schönsten. Wenn der Sport bedingt wichtig ist und die Party dazu wichtiger, dann ist Public Viewing eine tolle Veranstaltung. Und der Marktplatz scheint dafür perfekt, auch die Gastronomen in den Altstadtgassen werden sich freuen. Ein Lob an Stadt und Verwaltung, die – nach so vielen Jahren – endlich Fakten geschaffen haben. Ein Sieg, aber erst nach Verlängerung.