Düsseldorf. Der „Antanz-Trick“ erfreut sich bei Dieben anhaltender Beliebtheit. Die Masche wird ab sofort in der Kriminalstatistik der Polizei gesondert erfasst.

Das Video der Düsseldorfer Polizei ist nicht mehr taufrisch, aber es hat an Aktualität nicht verloren. Auf den Bildern einer Überwachungskamera in der Altstadt ist zu sehen, wie zwei Männer scheinbar ziellos durch die Fußgängerzone schlendern. Bis sie vor einer Kneipe auf ihr Opfer stoßen, einen möglicherweise nicht mehr ganz nüchternen Passanten. Einer der beiden Männer klatscht dessen Hand ab, legt seinen Arm um ihn, hakt ein Bein ein. Der zweite sichert die Situation. In Sekundenschnelle ist das Handy gestohlen. Mit der Beute des Opfers kann der Dieb (vorerst) flüchten. „Antanz-Trick“ nennt die Polizei die Masche, oder auch „Ronaldo-Trick“, und sie erfreut sich anhaltender Beliebtheit. Kaum ein Wochenende vergeht ohne entsprechende Mitteilungen der Ermittlungsbehörden.

Aufklärungsquote ist verschwindend gering

Dabei wird der „Antanz-Trick“ in der Kriminalstatistik bislang nicht mal gesondert ausgewiesen. Da zählt nur die Zahl der Diebstähle insgesamt und die ist etwa in Düsseldorf seit Jahren von „leichten Wellenbewegungen“ gekennzeichnet, sagt Polizeisprecher Marcel Fiebig. 8141 Taschendiebstähle gab es im Stadtgebiet im Jahr 2014, 8299 im Jahr 2013, 5780 im Jahr 2012 und 7621 im Jahr 2011. Für 2015 liegen zwar bereits Zahlen vor, sie werden offiziell aber erst bei der Vorstellung der nächsten Statistik im März veröffentlicht.

Seit Mitte des vergangenen Jahres seien die Behörden nun gehalten, Diebstähle mit dem „Antanz-Trick“ gesondert zu erfassen: „Wir haben erkannt, dass wir da etwas machen müssen“, sagt Fiebig. Wie hoch deren Anteil an der Gesamtzahl von Diebstählen ist, wird allerdings erst bei der Vorstellung der übernächsten Kriminalstatistik 2017 klar sein, weil die Zahlen immer nur für ein komplettes Jahr veröffentlicht werden.

Beängstigend, wenn auch nicht überraschend, ist die Aufklärungsquote, und das gilt grundsätzlich für alle Diebstahlsdelikte. Sie hat sich in Düsseldorf in den letzten drei Jahren bei rund fünf Prozent eingependelt. Es erschwert die Ermittlungen der Polizei, dass sich sowohl Tatort wie Tatzeit im Nachhinein schwer rekonstruieren lassen, weil Betroffenen der Diebstahl in der Regel nicht sofort auffällt. „Die Täter nutzen die Dunkelheit und den Alkoholisierungsgrad ihrer Opfer aus“, erklärt Fiebig.

Organisierte Banden statt Einzeltätern

In punkto Diebstähle spricht die Polizei von einem „Drei-Schichten-Modell“. Vormittags und mittags schlagen die Diebe im Gedränge von Geschäften zu, ab dem Nachmittag dann auch an den Restaurant-Garderoben. Die „Antänzer“ kommen ab dem späten Abend und in der Nacht. „Tagsüber sieht man die nicht“, sagt Fiebig. Die Polizei geht davon aus, dass es sich in der Regel nicht um Einzeltäter handelt, sondern um organisierte Banden, die bei ihren Taten arbeitsteilig vorgehen. Bei zwei Tätern sei einer für das Ablenkungsmanöver zuständig, der andere sichere erst den Tatort und dann die Beute, meist Handy und/oder Portemonnaie.

So erschweren Sie das kriminelle Treiben der Trickdiebe

„Ich muss mir bewusst sein, dass ich jederzeit Opfer werden kann“ - diese Einsicht empfiehlt Fiebig jedem Partygänger, der nicht explizit vor dem „Antanz-Trick“ warnen möchte, sondern vor jeder Art von Diebstählen. Die Befolgung einiger einfacher Verhaltensregeln erschwere das kriminelle Treiben der Diebe:

Das Video aus der Überwachungskamera, mit dem die Polizei die Öffentlichkeit bereits Ende 2014 auf das Phänomen aufmerksam machen wollte, zeigt eine Tat aus jenem Jahr. Weil die Aufzeichnungsgeräte in der Altstadt schwenkbar sind, konnten die Beamten auch beobachten, wohin der „Antänzer“ floh. Rasch hatte die Polizei Kräfte vor Ort. Sie konnte die beiden Täter stellen und vorläufig festnehmen. Es handelte sich um einen 18- und einen 19-Jährigen. Beide waren der Polizei bereits einschlägig bekannt.