Düsseldorf.. Die Zahlen sind steigend und mittlerweile alarmierend hoch. Immer mehr Taschendiebe gehen auf Beutefang. Deshalb hat Innenminister Ralf Jäger jetzt die Aktionswoche „Augen auf und Tasche zu!“ gestartet. Auch das Düsseldorfer Präsidium am Jürgensplatz macht mit.


Dabei gestaltet es sich durchaus schwierig, die Langfinger kurz zu halten. Die Aufklärungsquote liegt bei unter fünf Prozent. Dennoch zeigt der verstärkte Einsatz gegen Taschendiebe in Düsseldorf erste Erfolge.

Seit März dieses Jahres hat sich die „Projektgruppe Anstiegsdelikte“ des Problems angenommen und mit vielen Schwerpunktaktionen den Langfingern das Leben schwer gemacht. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei mehr als 8000 Taschendiebstähle, zwei Drittel davon in der Altstadt und der City. Das bedeutete eine Steigerung um 50 Prozent. Bislang gab’s in diesem Jahr 4800 dieser Taten. Das ist zwar nochmals eine Steigerung um 13 Prozent, „doch diese Zahl liegt weit unterhalb des Landesdurchschnitts“, betonte Polizeipräsident Norbert Wesseler. „Und die Zahl der Anzeigen wegen Taschendiebstahls ist in diesem Jahr ebenfalls rückläufig“, ergänzte Jörg Iserath, der Leiter der Projektgruppe.

Die Schwerpunktkontrollen zeigen Wirkung. Von März bis August fassten die Beamten über 130 Taschendiebe, im gesamten Vorjahr waren gerade mal 66.

Immer häufiger kommt nachts in der Altstadt zum Antanz-Trick. Im März gelang es der Polizei eine solche Tat mit der Überwachungskamera zu filmen. Zwei Nordafrikaner (17 und 18 Jahre) wählten einen 24-Jährigen auf der Bolker Straße als Opfer aus. Der war nach einem Kneipenbesuch auf dem Heimweg. Ein Täter sicherte die Umgebung ab, der andere tänzelte zu dem 24-Jährige, suchte den scheinbar freundschaftlichen Körperkontakt und zog ihm mit filigraner Fingerfertigkeit das Handy aus der Hosentasche. Zwei Minuten später schnappte die Polizei das Duo. Der 24-Jährige bemerkte den Diebstahl erst, als er sein Handy von den Beamten zurückbekam.

Tagsüber gibt es viele klassische Taschendiebstähle in den Einkaufsstraßen, zum Beispiel im Gedränge oder auf der Rolltreppe im Kaufhaus. Opfer werden durch Fragen nach dem Weg abgelenkt oder „versehentlich“ mit Kaffee oder Senf bespritzt. Oft kommt es auch in Cafés und Restaurants zu Diebstählen, wenn Wertsachen aus Taschen oder Jacken, die über der Stuhllehne hängen, gerafft werden. Die Beute sind meistens Geldbörsen und Handys. Die Täter kommen häufig aus Südosteuropa und Nordafrika, es schlagen aber auch Banden aus Südamerika zu.

Zu den Opfern zählen zudem Touristen und Messegäste. Eine Masche: Vor Luxushotels machen die Täter durch einen Fingerzeig auf einen vermeintlichen Platten am Auto aufmerksam. Wenn der Gast sich das dann ansieht, klaut ein zweiter Täter Gepäck und Wertsachen aus dem Pkw.

Die Vorgehensweise der Polizei fußt auf vier Säulen. Durch massive Präsenz will man abschrecken. Ebenso durch verschärfte Kontrollen. Mit „Strukturermittlungen“ will die Polizei Banden aufspüren und zerschlagen. Und mit Präventions-Aktionen informiert man die Bürger. In vielen Hotels und Restaurants hängen mittlerweile Logos aus, die vor Taschendieben warnen.

„Wir konfrontieren die Bürger immer wieder mit dem Problem, damit sie vorsichtiger werden. Und an die Täter senden wir das Signal: Düsseldorf ist kein guter Ort für euch. Hier ist die Gefahr sehr groß ertappt zu werden“, sagte Norbert Wesseler.

Die Projektgruppe erweitert jetzt ihr Betätigungsfeld und wird auch am Flughafen aktiv. Denn dort sind täglich im Schnitt fünf Gepäckdiebstähle zu beklagen.