Düsseldorf. . Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel ist irritiert über die Diskussion um den Namenszusatz „Johannes Rau“ für den Flughafen. Rau habe “eine Landesidentität geschaffen“.
- Viele Parteien wehren sich gegen Flughafen-Umbenennung
- Düsseldorfs OB Thomas Geisel reagiert "irritiert"
- Geisel: "Rau hat wie kein anderer eine Landesidentität geschaffen"
Die Diskussion um den Namenszusatz „Johannes Rau“ für den Düsseldorfer Flughafen verschärft sich. Nach CDU, Tierschutzpartei/Freie Wähler und AfD kündigte nun die FDP an, im Stadtrat dagegen zu stimmen. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz äußerte Geisel am Mittwoch „seine wachsende Verwunderung und Irritation“ über die Diskussion.
„In anderen Städten wurde so etwas nie kontrovers diskutiert“
„Es ist üblich, Flughäfen einen zusätzlichen Namen zu geben“, sagte er und nannte Stuttgart, Berlin, Köln oder Hamburg als Beispiele. In anderen Städten sei dies nie kontrovers diskutiert worden: „Nicht einmal in München beim Namenszusatz Franz Josef Strauß.“ Geisel betonte, dass Johannes Rau als NRW-Ministerpräsident das Land geprägt hat wie kein anderer, er habe „eine Landesidentität geschaffen“.
Die Idee des Namenszusatzes sollte an Raus zehntem Todestag im Januar bekannt gegeben werden. Bis dahin sollte dies mit den politischen Gremien in Düsseldorf geklärt werden. Durch eine Indiskretion ist der Plan aber am Samstag vorab öffentlich geworden und sorgt nun für die Verstimmung.
Ein Kommentar
Oberbürgermeister Thomas Geisel hat ein Problem: Die Namensergänzung für den Airport fliegt ihm gerade um die Ohren. Mit einem derartigen Gegenwind aus Politik und Bürgerschaft hatte er nicht gerechnet. Damit hat er sich zwischen alle Stühle katapultiert, wenn nicht gar ins Abseits.
Thomas Geisel ist das bewusst. Das hat man dem OB bei der schnell einberufenen Pressekonferenz angemerkt. Nur selten erlebt man diesen Mann mit so besorgtem Gesicht. Denn er muss jetzt zum einen verhindern, dass das Andenken des unumstritten beliebten Landesvaters Johannes Rau durch die Diskussion beschädigt wird, zum einen aber auch eine eigene Schlappe. Schließlich hat er den Namenszusatz vorangetrieben.
Dass in Düsseldorf vieles kontrovers diskutiert wird, was in anderen Städten selbstverständlich ist, damit hat Geisel Recht. Aber gerade das ist es, was unsere Stadt ausmacht. Und das wusste Thomas Geisel auch, als er für den Posten der schönsten Stadt am Rhein kandidierte. Dass er nun versuchen muss, doch noch eine breite Zustimmung für den „Johannes-Rau-Flughafen“ zu finden, darum ist er nicht zu beneiden. Auch nicht um die Alternative, dieses Vorhaben wieder zurückzuziehen...
Götz Middeldorf
Für Geisel steht nicht fest, ob die Umbennenung des Flughafens überhaupt durch den Stadtrat abgesegnet werden muss, wo es nach derzeitigem Stand keine Mehrheit geben wird. Allerdings setzt der OB weiter auf einen „sehr breiten Konsens“ in der Politik. Wird er notfalls den Stadtrat außen vor lassen? „Da habe mir noch keine Gedanken gemacht“, so die Antwort. Er vertraue auf die Einsicht.
Abschließend sagte der OB: „Ich werde nichts tun, was das Ansehen von Johannes Rau beschädigt.“ Diese Antwort wiederholte er auf die Nachfrage, ob er seinen Vorschlag nach einem Namenszusatz möglicherweise zurückzieht...
IHK ist gegen „Johannes-Rau-Flughafen“
Die Industrie- und Handelskammer hat sich am Mittwoch gegen den Namenszusatz „Johannes Rau“ ausgesprochen. „Ich glaube nicht, dass die Menschen im In- und Ausland das annehmen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann. „Die Reaktionen in den örtlichen Tageszeitungen belegen das bereits.“ Für ihn ist der Airport Düsseldorf mit seinem derzeitigen Namen eine „Marke“: „Man sollte nicht mit derartigen Namenspielchen den Bekanntheitsgrad unseres Flughafens auf Spiel setzen.“
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Wie wichtig der größte NRW- Flughafen für die Region ist, belegte die IHK mit Ergebnissen einer Umfrage anlässlich der geplanten Kapazitätserweiterung. Ausgewertet wurden 1200 Fragebögen von Unternehmen im Umkreis von 30 Kilometern des Airports. Demnach geben 76 Prozent der Firmen an, der Flughafen sei für sie „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Betriebe, die in den vergangenen fünf Jahren zusätzliche Mitarbeiter eingestellt haben, legen mehr Wert auf den Flughafen als jene mit stagnierender oder abnehmender belegschaft.
Düsseldorfer starten am liebsten in Düsseldorf
Die Umfrage hat auch ergeben, dass die Unternehmen rund 88 Prozent ihrer geschäftlichen Flugreisen von Düsseldorf starten, nur fünf Prozent von Frankfurt, drei Prozent von Köln. Dies, so die IHK, belege, wie wichtig für die regionale Wirtschaft die Nähe zum internationalen Flughafen ist. Ein Grund, andere Flughäfen als Düsseldorf zu nutzen ist die dort vorhandene Möglichkeit weiterere Direktverbindungen. Vor allem Richtung Indien und Südamerika weist Düsseldorf fehlende Verbindungen auf.