Düsseldorf. . Der Radsport steckt in Düsseldorf in der Krise. Um diese zu beenden, will Thomas Geisel sich noch einmal um Startetappe der Tour de France bewerben.

Die Tour de France läuft! 3360 Kilometer werden die Fahrer auf ihrem Weg von Utrecht bis auf die Champs Élyséés zurücklegen. Nach den 189,5 Kilometern von Arres nach Amiens gewann André Greipel die Sprintankunft, holte sich seinen zweiten Etappensieg und verteidigte das Grüne Trikot.

Doch es gab auch wieder negative Schlagzeilen. Das Team Astana startete trotz auffälliger Hormonwerte seines Fahrers Lars Boom in die Tour. Die ARD überträgt nach drei Jahren wieder das Spektakel, die Einschaltquoten sind aber mäßig. 1,3 Millionen Deutsche sahen den Auftakt. Der Radsport steckt in der Krise – auch (und besonders) in Düsseldorf.

Düsseldorfer Traditionsrennen "Rund um die Kö"

Beim diesjährigen Traditionsrennen „Rund um die Kö“ waren die Anmeldezahlen unterirdisch. Mitveranstalter Günther Montberg nannte die Zahlen „beschämend“. Im vergangenen Jahr fand das Rennen erst gar nicht statt. Grund: Verkaufsoffener Sonntag. Ein Schlag ins Gesicht der Veranstalter, die erst kurzfristig die Absage vom Ordnungsamt kassierten.

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Montberg, erster Vorsitzender der „Radsport-Aliens“, sieht vielseitige Gründe für den Niedergang des Radsports. „In Düsseldorf gibt es wenige Möglichkeiten für Menschen, die Radsport betreiben wollen. Früher gab es eine große Trainingsstrecke auf den Messeparkplätzen, dazu Radrennen in Bilk und Garath. Das ist mittlerweile nicht mehr möglich.“

Radrennen durch Städte sind teuer und bergen Verletzungsrisiken

Grund dafür ist unter anderem die veränderte Verkehrslage. 30er-Zonen mit Hubbeln machen Radrennen durch die Städte beinahe unmöglich, die Verletzungsgefahr sei viel zu groß, heißt es. Zudem fehlt es an Sponsoren, denn die Organisation eines Radrennens ist teuer. „Allein die Absperrungen kosten knapp 3500 Euro für ein einziges Rennen. Ohne die Unterstützung durch die Sparkasse wäre ‘Rund um die Kö’ schon lange nicht mehr zu stemmen gewesen“, beklagt der 68-Jährige.

Doch nicht nur am Geld scheitert es. Auch die Motivation der Radsportler, sich zu organisieren, fehlt. „Die Radsportszene in Düsseldorf ist riesig, in Vereinen organisiert und engagiert sind allerdings die Wenigsten. Da kocht jeder lieber sein eigenes Süppchen, was natürlich nicht sonderlich förderlich ist“, erklärt Montberg.

Ähnliche Gründe sieht der Präsident des Radsportverbandes Nordrhein-Westfalen, Toni Kirsch. „Landesweit sieht man einen leichten Aufwind, die Jugendmeisterschaften waren gut besucht, und auch die langjährige Anti-Doping-Politik zeigt Effekte. Allerdings gehen die Zahlen gerade in den Großstädten zurück“, bemerkt Kirsch. Die Gründe lägen auf der Hand: viel Verkehr, Hubbel, hohe Auflagen und teure Gebühren der Städte. „Da haben es die Vereine in den ländlichen Gebieten um einiges leichter.“

Düsseldorf hatte schon einmal Interesse an der Tour de France

Hoffnung für die Zukunft besteht trotzdem: Laut NRZ-Informationen plant Oberbürgermeister Thomas Geisel die Tour de France, die schon seit vielen Jahren auch immer mal wieder in anderen Ländern gastiert, nach Düsseldorf zu holen. Im August soll es deshalb Gespräche mit Vertretern der hiesiegen Radsportvereine geben.

Die gab’s in Sachen Tour de France schon einmal. Im Jahr 2008 machte die Stadt unter der Ägide des damaligen OB Dirk Elbers einen Rückzieher bei der Bewerbung für die Tour 2010. Grund waren die Dopingskandale und zu hohe Kosten. Nun soll dem Vernehmen nach der zweite Anlauf folgen.

„Wenn der OB wirklich die Tour nach Düsseldorf holen will, erhoffen wir uns natürlich auch eine bessere Förderung für den Düsseldorfer Radsport“, so Montberg.