Düsseldorf. Ein Flieger von Abu Dhabi nach Düsseldorf hatte 30 Stunden Verspätung. Die Passagiere wollen jetzt ihr Geld zurück. Aber das ist gar nicht so einfach.

Nach der qualvollen Rekord-Verzögerung einer Etihad-Maschine aus Abu Dhabi nach Düsseldorf sind die Passagiere sauer und wollen ihr Geld zurück. Die "Bild"-Zeitung zitierte am Dienstag einen der Passagiere, der rechtliche Schritte angekündigt hat - gegen wen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Der Mann aus Marl habe aber eine Liste herumgehen lassen und die Namen von 110 Passagieren gesammelt, jetzt bereite er eine Sammelklage vor. „Uns geht es nicht nur um eine Entschädigung. Wir wollen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Die Verantwortlichen haben mit unserer Gesundheit, ja mit Menschenleben gespielt“, zitiert "Bild" den Mann.

Der Etihad-Flug EY 23 von Abu Dhabi nach Düsseldorf war am Sonntag mit 30 Stunden Verspätung gelandet. Zuerst hatten die Passagiere in Abu Dhabi wegen dichten Nebels 13 Stunden in der Maschine ausgeharrt. Dann machte die Maschine auch noch eine Zwischenlandung in Wien, weil ein 73-jähriger Passagier an Bord verstorben war. Fraglich ist, ob der Tod des Mannes mit den Strapazen zu tun hatte. Fraglich ist auch, ob die Passagiere wirklich in Abu Dhabi nicht von Bord gehen durften. Aber von einem Horrorflug zu sprechen, ist wohl in keinem Fall übertrieben.

Also Geld zurück. Aber wie? Vielflieger wissen vielleicht, dass sie ab drei Stunden Verspätung laut einer EU-Verordnung unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf eine Ausgleichszahlung haben. Bei einem Flug wie diesem über 5000 Kilometer Entfernung könnten jedem Passagier pauschal 600 Euro von der Fluglinie zustehen.

Das Recht ist auch eine Frage der Flugrichtung

Der Haken ist: Diese Ansprüche gelten nur gegenüber Airlines, die ihren Sitz in einem EU-Land haben - oder gegenüber außer-europäischen Airlines bei Flügen, die in der EU gestartet sind. Pech für die Passagiere von EY 23: Ihre Airline Etihad hat ihren Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten und dort begann auch der Flug. Darauf weist der Düsseldorfer Rechtsanwalt Hilmar de Riese hin, der sich auf Reiserecht spezialisiert hat. Nach seiner Einschätzung können die Passagiere aber trotzdem versuchen, irgend eine Art von Kompensation zu bekommen.

  • Individualreisende, die nur den Flug gebucht haben, genießen im Fall EY 23 zwar nicht den standardisierten Schutz durch die EU. Aber sie können auch so versuchen, Geld bei Etihad locker zu machen. "Die Fluglinie hat die vereinbarte Leistung schlecht erbracht", sagt Anwalt de Riese. "Also sollte man versuchen, eine Flugpreisminderung durchzusetzen." Dabei hilft vielleicht, dass der Flug vom Sonntag Etihad schon viel schlechte Presse gebracht hat und das Unternehmen weitere Schlagzeilen wahrscheinlich verhindern will.
  • Wer im Rahmen einer Pauschalreise in dem Flieger gesessen hat, kann versuchen, gegenüber dem Reiseveranstalter einen Reisemangel geltend zu machen. "Der Wert eines Urlaubs vermindert sich in der Rückschau durch so eine Abreise ja erheblich", sagt de Riese. Allerdings sei der Minderungsanspruch der Passagiere schwer zu beziffern. Auch diese Schwierigkeit ergibt sich aus der Flugrichtung: Wäre die Verspätung bei der Hinreise aufgetreten, hätte man einen verlorenen Urlaubstag ansetzen können - und was der kostet, lässt sich ausrechnen. Auf alle Fälle ist Eile geboten: Wer von seinem Reiseveranstalter Geld zurück haben will, muss ihm das innerhalb eines Monats Nach Reiseende schriftlich mitteilen - am sichersten per Einschreiben.
  • Skepsis ist offenbar angebracht, wenn Passagiere Schadensersatz fordern oder Schmerzensgeld für das qualvolle Ausharren im Flieger. "Für Schadensersatz muss man einen Schaden auch beziffern können", sagt de Riese. Und Schmerzensgeld könne es nur geben, wenn ein Arzt eine Verletzung oder Erkrankung attestiert, die Etihad mit seinem Verhalten verschuldet hat - so etwas ist meistens schwierig.

Zumal es unterschiedliche Aussagen über das Verhalten der Airline gibt. Hat Etihad die Verspätung, für die es nichts konnte, nun gut gemanagt oder nicht? Einige Reisende aus Belgien beklagten sich über Chaos in der Maschine. Andere lobten die Crew für ihr Handeln rund um den kranken Passagier. Sie sahen den Fehler eher beim Flughafen am Persischen Golf. (mit dpa)