Dinslaken. Immer wieder stoßen Lkw vor die neue Höhenbegrenzung - nachdem sie zuvor die Unterführung passiert haben. Dabei soll beides gleich hoch sein.
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ - so ähnlich wie in dem Film bietet sich auch an der B8-Unterführung in Dinslaken fast täglich dasselbe Bild: Am Freitag ist erneut ein Lkw vor die Höhenbegrenzung hinter der Unterführung gefahren. Erneut hat der Laster zuerst die laut Beschilderung 3,90 Meter hohe Unterführung passiert - um dann an der ebenfalls 3,90 Meter hohen Höhenschranke hängenzubleiben. Wie das sein kann, darüber wird in den Sozialen Medien eifrig spekuliert: Hat sich jemand vermessen? Kennen die Brummifahrer die Höhe des eigenen Lkw nicht? Wir haben Deutsche Bahn und Stadt gefragt.
Der Hintergrund: Die Deutsche Bahn erneuert für den dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen die Eisenbahnbrücke an der Weseler Straße in Dinslaken. „Nachdem die Bautrupps Anfang des Jahres die alten Widerlager der Brücke an der Weseler Straße erfolgreich beseitigt haben, geht es nun an den neuen Überbau der Brücke“, so eine Bahnsprecherin.
Höhenangabe wurde aus „psychologischen“ Gründen geändert
Und weiter: „Um die hierfür nötigen Betonarbeiten effizient durchführen zu können, hat das Projektteam in der vergangenen Woche ein Traggerüst in 3,90 Metern Höhe aufgestellt.“ Das Traggerüst steht an der Stelle des zu Jahresbeginn abgerissenen Brückenteils. Auf dem Gerüst wird die neue Brücke gebaut. „Um die Sicherheit der Bauleute nicht zu gefährden, ist die Durchfahrt unter der Brücke für Lkw höher als 3,90 Meter nicht gestattet“, so die Bahnsprecherin. Es seien entsprechende Hinweisschilder installiert worden - und seit Montag steht auf der Voerde zugewandten Seite ein „Anprallbalken“. Dieser solle „in letzter Instanz“ dafür sorgen, dass Lkw, die aus Fahrtrichtung Wesel kommen, „rechtzeitig vor dem Gerüst zum Stehen kommen“, so die Sprecherin.
Wie viele Lkw mittlerweile an diesen „Anprallbalken“ gestoßen sind, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. In den ersten zwei Tagen waren es laut Polizei vier und mindestens zehn weitere wurden an der Durchfahrt gehindert. Seit Dienstag sei nur noch ein Lkw vor die Höhenschranke gefahren, so die Polizei - nämlich der am Freitag. Die Sache habe sich wohl unter Brummifahrern herumgesprochen. Ein User auf Facebook hat neun Lkw gezählt. Das Kuriose: Viele kommen aus Fahrtrichtung Duisburg, müssten also eigentlich schon zuvor vor Brücke oder Traggerüst gestoßen sein.
Am Montag noch wurde die Beschilderung auf dem Balken geändert: Nun steht da 3,80 Meter. Das sei aber nur „die verkehrsrechtliche Höhenbeschränkung“, erklärt eine Stadtsprecherin. Die „bauliche Höhenbeschränkung“ - also der Balken - liegt weiter bei 3,90 Metern. „Verkehrsrechtlich“ sei die Änderung auch eigentlich „nicht erforderlich“. Die Beschilderung sei „aus ‚psychologischen‘ Gründen“ geändert worden, „um auf die veränderte Situation hinzuweisen“: Lkw mit einer Höhe von 3,90 Meter konnten die Baustelle zu jeder Zeit „problemlos passieren“, so die Stadtsprecherin.
Das ist die Umleitung
Für Lkw, die höher sind als 3,80 Meter sind (verkehrsrechtliche Anordnung!), bestehe eine Umleitungsstrecke über die Voerder Straße und Rahmstraße. Die Bahn steht laut Bahnsprecherin bezüglich der entstandenen Anfahrschäden bereits im Austausch mit der Polizei, die zudem an der Stelle schon Bußgelder verhängt hat.
Die Lösung: Die Unterführung selbst ist einen Hauch höher als 3,90 Meter - weswegen in der Vergangenheit immer wieder auch höhere Laster sich zentimeterweise unter der höchsten Stelle herschieben konnten. Auch das Traggerüst ist zumindest derzeit noch höher als 3,90 Meter, so die Bahnsprecherin. Dennoch sollten höhere Lkw auf keinen Fall die Unterführung passieren. Denn in den kommenden Tagen und Wochen würden auf dem Traggerüst „mehrere Hundert Tonnen Beton aufgebaut“, deswegen werde sich „das Gerüst leicht absenken“, so die Bahnsprecherin: „Das haben die Kolleg:innen natürlich bereits mit einberechnet.“
Hohe Lkw gefährden die Arbeiter auf dem Traggerüst
Wer also mit einer Höhe von mehr als 3,90 Metern unter die Unterführung fährt, gefährdet nicht nur den Aufbau seines Brummis, sondern Gesundheit oder gar Leben der Menschen, die auf dem Traggerüst arbeiten und über dem laufenden Verkehr die neue Brücke installieren. „Die Sicherheit der Bauleute auf dem Gerüst steht hier an erster Stelle. Um die Sicherheit der Bauleute nicht zu gefährden, dürfen Fahrzeuge mit einer Höhe von mehr als 3,90 Metern in diesem Bereich nicht verkehren“, so die Bahnsprecherin.