Hünxe. Bei der Jahreshauptversammlung ehrte der Heimatverein Hünxe langjährige Mitglieder. Warum Hünxe für das Ehepaar Unterloh ein besonderer Ort ist.

Zur Jahreshauptversammlung hatte der Heimat- und Verkehrsverein Hünxe am Freitagabend in die Gaststätte „Alt Peddenberg“ in Drevenack eingeladen. 51 Mitglieder kamen, um zu hören, zu ehren und zu wählen. Auch Bürgermeister Dirk Buschmann referierte zu zwei Themen.

Bei den Ehrungen konnten elf Mitglieder für 25 Jahre und fünf für 40-jährige Treue zum Verein mit Urkunden bedacht werden.

Ingrid und Fritz Unterloh
Ingrid und Fritz Unterloh © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Unter den für 40 Jahre Mitgliedschaft Geehrten waren auch Ingrid und Fritz Unterloh als Ehepaar, beide im 84. Lebensjahr. Was bedeutet für sie Heimat? Für Fritz Unterloh, dessen Elternhaus im Hünxer Wald stand, ist die Antwort schnell gefunden: „Wo meine Wurzeln sind, wo ich meine Kindheit verbrachte.“ Für Ehefrau Ingrid hingegen ist das Thema Heimat schwieriger aufzuarbeiten. Sie stammt nämlich aus Erfurt, floh 1960 als 19-Jährige aus der damaligen DDR. „Ich wollte ein Leben in Freiheit verbringen“, erzählt sie. Diesen Wunsch durfte sie damals nicht offenlegen, ihre Fluchtgedanken konnte sie nicht einmal den Eltern erzählen. Bis der Tag kam, an dem sie in den Zug von Berlin nach Potsdam stieg, der zwei Haltestellen in Westdeutschland hatte. „Die erste habe ich vor Aufregung verpasst, aber bei der zweiten West-Station konnte ich den Zug verlassen“, berichtet sie, und das Spiel ihrer Augen zeigt noch heute, was die Flucht damals für eine mutige Aktion war.

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Ingrid schlug sich als Kindermädchen durch, landete nach einiger Zeit durch reinen Zufall in Hünxe. Auch dort kam sie in einer Familie unter, konnte die Kinder betreuen. Und sie bekam Kontakt zu den jungen Leuten des Dorfes, mit denen auch Fritz Unterloh seine Freizeit verbrachte. „Ich wurde von allen angenommen, durfte bei allen Aktivitäten dabei sein“, erzählt Ingrid noch sichtlich gerührt. „Da wusste ich, dass Hünxe meine neue Heimat werden konnte“, kommt Ingrid jetzt auf die Eingangsfrage nach der Bedeutung von Heimat zurück.

Viele schöne Jahre im Vorstand

Mit Fritz habe es dann schnell „gefunkt“. Die beiden wurden ein Paar, heirateten 1963 und gründeten eine Familie. Fritz arbeitete als Schreinergeselle, Ingrid als kaufmännische Angestellte. Beide waren auch aktive Mitglieder im Hünxer Schützenverein BSV. „Und da haben wir dann 1984 gemeinsam entschieden, auch dem Heimatverein beizutreten“, erzählen die beiden vom Beginn ihrer Mitgliedschaft in dem damals gerade achtjährigen Verein. Viele schöne Jahre folgten in der Gemeinschaft, Fritz Unterloh arbeitete im Vereinsvorstand als Beisitzer mit. „Als Schreiner habe ich bei unseren Veranstaltungen immer alles gerichtet“, zwinkert er.

Doch dann erkrankte Ingrid, und die beiden mussten schmerzlich feststellen, dass nur ein Ortswechsel Besserung bringen konnte. 2010 zog das Ehepaar nach Bad Bentheim, in die Nähe einer Hautklinik, wo es mit Ingrids Gesundheit bergauf ging. Obgleich sich die beiden auch in Niedersachsen schön in eine Gemeinschaft einfügen konnten, brach der Kontakt nach Hünxe nie ab.

Zurück an den Niederrhein

Um ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln wieder näher zu sein, entschieden sich Ingrid und Fritz Unterloh 2023 für eine Rückkehr. Jedoch, wie schade – in Hünxe war keine adäquate Wohnung zu bekommen. So zogen Ingrid und Fritz mit einem weinenden Auge nach Wesel-Fusternberg.

„Als wir uns nach dreizehn Jahren das erste Mal wieder beim Heimatverein einfanden, waren wir sofort wieder ein Teil der Gemeinschaft“, sind Ingrid und Fritz dankbar und hoffen, wieder an möglichst vielen Aktivitäten des Vereins teilnehmen zu können.