Dinslaken. FDP und PARTEI kritisieren „realitätsfremde“ Absage des Straßenkarnevals in Dinslaken: „Da bleibt einem der Eierlikör im Halse kleben.“

Die Karnevalsvereine waren nach eigenem Bekunden „fassungslos“ und auch in Teilen der Politik wirft die Entscheidung der stadteigenen Veranstaltungstochter Din-Event, die Altweiber-Party vom Altmarkt kurzerhand einige Stunden nach hinten und in die Kathrin-Türks-Halle zu verlegen, Fragen auf. FDP und Die PARTEI haben sich deswegen an die Stadt gewandt.

Auf „Unverständnis“ sei die Entscheidung der Din-Event bei der FDP gestoßen, teilen die Liberalen mit. Eine Anfrage an die Stadtverwaltung soll klären, seit wann die Planung bekannt ist und warum wurde sie „so kurzfristig vor dem Jahreswechsel bekannt gegeben“ wurde. „Wurde die Wirtschaftsförderung in die Entscheidung einbezogen?“ - und: „Warum wurden die lokalen Dinslakener Karnevalsvereine nicht in die Entscheidung miteinbezogen?“ sind weitere Fragen der FDP. Die Fraktion möchte zudem von der Stadt wissen, wer die Eintrittskosten und deren Grundlage festgelegt hat, welche Einnahmen erwartet werden und „ob die Verlagerung der Veranstaltung in die KTH eine Subventionierung der Einrichtung durch die Din-Event bezweckt.“

FDP fordert „karnevalistische Entscheidungsfindung“

Angesichts der zwei Millionen Euro, die die Stadt in die Din-Event investiert habe, „sollte die Planung im Interesse der Karnevalisten und insbesondere der Karnevalsvereine sein und nicht gegen deren Willen erfolgen“, so die FDP, die zudem die „nicht unbeträchtlichen, wirtschaftlichen Verluste der Gastronomen in der Altstadt“ anführt.

Das Verhalten der Din-Event „sorgt dafür, dass der Straßenkarneval, welcher bekanntlich um 11.11 Uhr (!) beginnt und in den letzten Jahren vermehrt Anklang gefunden hat, in Dinslaken wieder uninteressant wird“ und es stehe zu befürchten, dass die Karnevalisten wieder auf andere Städte ausweichen. Das hatte etwa der HCC aus Hiesfeld bereits angekündigt. Insofern fragt sich die FDP, ob Din-Event bei seiner Entscheidung wirklich an die Karnevalisten gedacht habe, oder „dies realitätsfremd am Schreibtisch entschieden hat.“ Die FDP appelliert „an eine karnevalistische Entscheidungsfindung“.

Partei fordert kostenlose Partys auf dem Altmarkt und in der KTH

Die PARTEI hat der Stadt konkreten Antrag gesandt: Danach soll nach entsprechender Entscheidung der politischen Gremien die Verwaltung beauftragt werden, zu veranlassen, dass die Din-Event - oder eine beauftragte Agentur - an Altweiber ab 11.11 Uhr „eine eintrittsfreie Veranstaltung für alle Närrinnen und Narren auf dem Altmarkt Dinslaken anbietet“. Zudem soll die geplante Veranstaltung in der KTH „unentgeltlich zugänglich“ gemacht werden.

Inwieweit waren die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf auf dem Altmarkt an Altweiber in den vergangenen kostendeckend? Welche Gewinne erwartet die Din-Event für die Party in der Kathrin-Türks-Halle und wie hoch sind die veranschlagten Kosten? Auch diese Fragen soll die Stadt nach dem Antrag der PARTEI klären und beantworten.

Bei der Ankündigung der Din-Event, eine Party für 11 Euro zu veranstalten, die ab 18 Uhr (für Damen) bzw 20 Uhr (für Herren) geöffnet ist, „bleibt einem der Eierlikör im Halse kleben“, so die PARTEI. „Haben die Verantwortlichen jemals Karneval gefeiert oder sich wenigstens in den regionalen Stadtgesellschaften umgehört? Dieser Tag beginnt traditionell (spätestens) um 11 Uhr 11 auf den zentralen Plätzen der Dörfer und Städte, vielerorts wie auch in Dinslaken mit dem Sturm auf das Rathaus,“ so die PARTEI.

Nur bestimmter Personenkreis könne Party besuchen

Die Fraktion fragt, zudem „welche Zielgruppe damit angesprochen werden soll. Die meisten der feierfreudigen Damen (und natürlich auch Herren) werden ab 11 Uhr eher auf die Plätze der umliegenden Städte ausweichen und um 18 Uhr vermutlich nur noch vereinzelt den Weg in die KTH finden.“ Die elf Euro Eintritt seien „außerdem so hoch veranschlagt, dass nur ein bestimmter Personenkreis die Veranstaltung besuchen kann. Für Familien mit Kindern, die sich an Altweiber sonst auch zahlreich auf dem Altmarkt einfinden, ist das alles sowieso nichts.“ Oder, so fragt die PARTEI, „ist das Kalkül? War die fünfte Jahreszeit bisher für alle Mitbürger:innen kostenlos, kann nun endlich die solvente Elite in der KTH feiern – und zwar in Ruhe. Passt zwar nicht zu Dinslaken, das sich selbst als Karnevalsstadt sieht, aber offenbar gut in die Finanzplanung der Din-Event“.

Weil diese die „erst zum Jahresende 2023 mit dieser Neuigkeit um die Ecke gekommen“ sei - obwohl sie schon länger feststehen müsse - „hätten sich vielleicht andere Veranstalter oder Vereine gefunden, um die Party am Altmarkt auf die Beine zu stellen. Oder fürchtet die Din-Event womöglich die Konkurrenz, die dann einen Teil des Kuchens abbekommen hätte?“

„Sich stattdessen am feierwilligen Volk zu bereichern, wirft kein gutes Licht auf Dinslaken“

Auch die PARTEI nimmt Bezug auf die zwei Millionen Euro Subventionsmittel der Stadt „Wo, wenn nicht an Karneval wäre ein Teil davon besser angelegt, um Jung und Alt eine gemeinsame Sause und eine närrische Zeit, umsonst und draußen, zu ermöglichen? Sich stattdessen am feierwilligen Volk zu bereichern, wirft kein gutes Licht auf Dinslaken und fördert nicht gerade die Außendarstellung.“ Und mit Blick auf die „Wirtschaftsförderung“ stelle „sich schon vorab ein Katergefühl ein. Haben die umliegenden Gastronomen immer von der Veranstaltung auf dem Altmarkt profitieren können und nach dem Ende derselbigen noch den ein oder anderen Taler umgesetzt, ist jetzt die bereits erwähnte Konkurrenzsituation geschaffen worden. Das ‚Wirtschaften‘ der Din-Event scheint wichtiger als die ‚Wirtschaften‘ beziehungsweise deren ‚Wirtschaften‘ zu sein“, so die PARTEI.

Die Din-Event hatte ihre Entscheidung, die Party vom Altmarkt abzusagen und statt dessen eine Party in der Stadthalle für elf Euro anzubieten, am Montag mitgeteilt. Die Dinslakener Karnevalsvereine haben sich in einer Stellungnahme vehement dagegen ausgessprochen. (aha)