Dinslaken. Die Karnevalsvereine protestieren gegen das Aus für die Altmarkt-Party. Sie stellen nun auch den Rathaussturm an Altweiber in Frage.
Die Altweiber-Party vom Altmarkt in die Kathrin-Türks-Halle verlegen? Da hört für die Karnevalsfreunde in Dinslaken der Spaß auf. Wie berichtet, hat die Din-Event beschlossen, die Party nicht mehr mittags nach dem Rathaussturm auf dem Altmarkt steigen zu lassen sondern abends in der KTH - und zwar gegen elf Euro Eintritt. Gerechtfertigt wurde das mit der Wettersicherheit in der Stadthalle. Die Karnevalsvereine protestieren in einer gemeinsamen Erklärung. Sie überlegen, Dinslaken an Altweiber den Rücken zu kehren - und den Rathaussturm ausfallen zu lassen.
Die Altweiberparty auf dem Altmarkt findet traditionell nach dem Rathaussturm statt. Sie sei „die einzige öffentliche karnevalistische Großveranstaltung in Dinslaken“, so die Vereine in ihrer gemeinsamen Erklärung - eine „Veranstaltung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, für Jung und Alt, eine Veranstaltung für alle.“ Eine Verlegung hin zu einer kostenpflichtigen Saalveranstaltung „schließt einen Großteil unserer Bevölkerung grundsätzlich von diesem Brauchtum aus.“
„Der Straßenkarneval findet unserem Verständnis nach auf der Straße statt“
„Der Straßenkarneval findet unserem Verständnis nach auf der Straße statt. Unter freiem Himmel - bei Wind und Wetter“, so die Vereine. Die Sicherheitsauflagen für eine Veranstaltung wie die Party auf dem Altmarkt seien „so immens, dass sie ohne die Stadt schlichtweg nicht zu stemmen ist“, betont Frank Winko Bugenings, 2. Vorsitzender der KG Rot-Gold. Für seinen Verein ist das Aus für die Party auf dem Altmarkt besonders bitter: Die KG Rot-Gold wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und stellt mit Sarah I. (Bückemeyer) die Stadtlieblichkeit. Insbesondere für sie sei es „ein ganz besonderer Tag. Aus der Zeitung erfahren zu müssen, dass diese Veranstaltung nicht stattfindet, ist schon eine große Enttäuschung.“ Damit werde „sehr vielen Menschen, die immer großen Spaß und Freude hatten, etwas genommen“, so die Stadtlieblichkeit.
Vereine: Vereinslandschaft und kulturelle Vielfalt drohen zu veröden
„Alle Dinslakener Vereine, die das Brauchtum Karneval ernst nehmen und leben, sind fassungslos“, so die Stellungnahme. In Dinslaken seien gut 600 Karnevalisten in Vereinen organisiert, 300 Kinder und Jugendliche würden sich in Tanzgruppen engagieren. Die Veranstaltungen der Vereine würden von rund 3000 Gästen besucht. „Alle Vereine kämpfen Jahr für Jahr um ihr Brauchtum. Wir wünschen uns von unserer Stadt Unterstützung und Beteiligung. Wenn der Fokus nur noch daraufgelegt wird, eine Stadthalle wirtschaftlich zu unterhalten, verödet die Vereinslandschaft und die kulturelle Vielfalt zusehends weiter“, so die Karnevalsvereine. Die Vorsitzende des DKV Blau Weiss, Claudia Bodstein, findet es „sehr schade, wie mit denen umgegangen wird, die sich in der Stadtgesellschaft ehrenamtlich so stark machen.“
„Das stärkt nicht das Vertrauen in Stadt und Verwaltung“
Sören Schänzer, Vorsitzender der KG We sind wer dor aus Eppinghoven, hätte sich eine grundsätzliche Kommunikation im Vorfeld gewünscht. Sieben Wochen vor der Veranstaltung von einer „Verlegung“ oder „Absage“ aus der Presse zu erfahren, „stärkt nicht das Vertrauen in Stadt und Verwaltung“. Jörg Köster, Vorsitzender des 1. Dinslakener Narrenkomitees „Die Pinguine“, wiederholt: „Weiberfastnacht ist der Beginn des Straßenkarnevals und hat, wie der Name schon beinhaltet, in einer Halle nichts zu suchen“.
HCC will Party in der KTH boykottieren
„Gegen eine zusätzliche karnevalistische ‚Alternative‘ in den Abendstunden spricht nichts, wenn nicht dafür das Brauchtum geopfert würde, findet Jasmin Seitz, Vorsitzende des Hiesfelder Carneval Club. Aber so werde allen „Karnevalsvereinen und Karnevalisten in und um Dinslaken die einzige Straßenkarnevalsveranstaltung genommen, die im Stadtgebiet stattfindet, um hieraus noch Profit zu schlagen.“
In den vergangegen Jahren seien die meisten Showacts von den Vereinen gestellt worden, um die Party am Altmarkt zu erhalten: „Nun wird uns in den Allerwertesten getreten“, so der HCC. Die Hiesfelder kündigen einen Boykott der Party in der KTH an: „Wir werden an Altweiber 2024 Dinslakener Boden (bislang undenkbar) verlassen und den Straßenkarneval in benachbarter Umgebung da feiern, wo er hingehört. Auf der Straße!“
Lieber anderswo feiern statt Rathaus stürmen?
Überhaupt sei bis jetzt auch noch „nicht klar, ob und in welcher Form ein Rathaussturm überhaupt stattfinden wird“, monieren die Karnevalsvereine in ihrer gemeinsamen Stellungnahme: „Leider besteht auch hier keine Planungssicherheit.“ Es gebe Überlegungen, „ob es vor der aktuellen Entwicklung überhaupt Sinn macht, oder ob sich die Karnevalisten nicht lieber anderen Städten zuwenden an diesem Tag!“