Voerde. Die Bahn stellte beim virtuellen Bürgerdialog die nun in Voerde anstehenden Maßnahmen vor. Eine Auskunft bleibt sie bisher aber schuldig.

Ein Blick auf die Übersichtskarte zeigt es: Der Ausbau der Betuwe-Strecke Emmerich-Oberhausen ist in Voerde vielerorts mit der Errichtung neuer oder der Erweiterung bestehender Bauwerke verbunden. Auf dem Abschnitt ab der Stadtgrenze zu Dinslaken bis in Höhe der Grenzstraße reiht sich entlang der Zugstrecke in relativ kurzen Abständen eine Großbaustelle an die nächste. Die Umsetzung des Großprojekts spiegelt sich im Stadtbild zurzeit massiv wider.

Die Deutsche Bahn ist mit dem Baufortschritt auf dem knapp fünf Kilometer langen ersten Teilstück in Voerde offenkundig zufrieden: Man habe „schon extrem viel geschafft“, bilanzierte Jan Niklas Swart am Mittwochabend während des virtuellen Bürgerdialogs, bei dem das Verkehrsunternehmen über den aktuellen Realisierungsstand des Vorhabens informierte.

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Nach Angaben des Abschnittsleiters für den Betuwe-Ausbau in Voerde und Dinslaken sind die meisten Bereiche in Voerde „bereit für das dritte Gleis“. Um das wird die insgesamt 73 Kilometer lange Betuwe-Strecke bekanntlich erweitert. In Voerde wird es auf der nordöstlichen Seite der Bahnlinie gebaut. Am Bahnhof Voerde werden zwischen Voshalsfeld und Steinstraße die Erdarbeiten fortgesetzt, an der freien Strecke – im Bereich Alte Prinzenstraße und Rahmstraße – beginnen sie jetzt.

Bei der bald gestellten Frage, wann in Voerde die Bauarbeiten final abgeschlossen sein würden, musste Swart passen: Zu einem Fertigstellungstermin lasse sich verlässlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Zwar stünden alle Baufirmen fest, nicht alle Bauwerke aber würden allein von einer Firma errichtet. Es gebe viele Abhängigkeiten, viele Schnittstellen, erläuterte Swart. Beim Bürgerdialog wurden geplante Zeitfenster für Einzelmaßnahmen aufgezeigt. Ein zentraler Punkt ist der Umbau des Bahnhofs, an dem die Reisenden seit längerem schon an Interimsbahnsteigen in die Züge steigen.

An der einen oder anderen Stelle – wie hier an der Eisenbahnüberführung Prinzenstraße – stehen bereits Teile der Schallschutzwände.
An der einen oder anderen Stelle – wie hier an der Eisenbahnüberführung Prinzenstraße – stehen bereits Teile der Schallschutzwände. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Nach dem Umbau wird sich der Haltepunkt völlig anders darstellen: Die beiden Bahnsteige, an denen die Regionalzüge Richtung Dinslaken auf der einen und in Richtung Wesel auf der anderen Seite halten, werden jeweils außen von einer Lärmschutzwand umgeben sein. Zwischen Mittelgleis (ohne Bahnsteig) und dem Außengleis, auf dem die Züge gen Norden verkehren, wird eine dritte Lärmschutzwand errichtet. Diese Arbeiten stehen im November 2024 an. Vorher müssen die beiden konventionellen Bahnsteige inklusive neuer Treppenanlagen errichtet werden. Die Arbeiten für den Bahnsteig 2 laufen seit April und befinden sich auf der Zielgeraden. Auf der gegenüberliegenden Seite soll es im Oktober 2023 losgehen. Der Abschluss der Maßnahme ist für Juni 2024 vorgesehen. In der neuen Form fertiggestellt sein soll der Bahnhof Voerde bis Dezember 2024.

Noch bis Oktober nächsten Jahres werden sich die Hauptarbeiten ziehen, die in unmittelbarer Nähe laufen. Es geht um die Eisenbahnüberführung Bahnhofstraße, unter der Fußgänger und Radfahrer die Zugstrecke passieren. Dort ist auf der nordwestlichen Seite der Strecke eine neue Treppenanlage vorgesehen – wie auch eine Schallschutzwandbrücke. Letztere wie auch die Schallschutzwände überhaupt auf beiden Seiten sollen im November 2024 fertig werden. Die um das dritte Gleis erweiterte Eisenbahnbrücke folgt dann im Monat darauf. In denselben Zeitraum fallen die anstehenden Arbeiten an dem Bauwerk über der Steinstraße. Die Brücke soll ebenfalls im Dezember 2024 fertiggestellt sein.

Apropos Schallschutz: Erste Wände stehen entlang der Voerder Strecke punktuell bereits – etwa an den Eisenbahnüberführungen Mommbach oder Prinzenstraße. Im nächsten Jahr soll das Ganze dann an Fahrt aufnehmen. Schallschutzwände mit einer Höhe von bis zu fünf Metern werden auf dem Teilstück ab der Stadtgrenze zu Dinslaken bis etwa in Höhe Grenzstraße auf einer Länge von 10,5 Kilometern gebaut – aber nicht durchgängig auf beiden Seiten. In einigen Bereichen – am Bahnhof im Bereich von Brücken – sind sie transparent.

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Die Farbgestaltung ist in Grün/Grau. Hier und da sind die Schallschutzwände begrünt: etwa durch Rankhilfen. Die allerdings dürfen nicht direkt an die Wände angebracht werden, weil diese regelmäßig auf Schäden, Tragfähigkeit oder Sicherheit überprüft werden müssen. Für eine Lärmminderung um zusätzlich drei dB(A) soll das „besonders überwachte Gleis“ sorgen. Die 4,7 Kilometer lange Strecke werde regelmäßig kontrolliert und die Schienenoberfläche durch Schleifen wieder eben gemacht, wie Projektingenieurin Andrea Banozic erläuterte.

Noch ein Jahr dauern wird es, bis im Bereich des für immer geschlossenen Bahnübergangs Grenzstraße die Schallschutzwände errichtet werden. Im selben Zeitraum – also im September 2024 – soll das Brückenbauwerk inklusive Rampen und Treppenanlagen fertiggestellt werden. Die Bahnstrecke wird an der Stelle für Radfahrer und Fußgänger untertunnelt.

>>Info: Weitere Vegetationsarbeiten

Auch kündigte die Bahn beim Bürgerdialog für den Bereich Voerde weitere Vegetationsarbeiten entlang der Strecke an. Diese sind gesetzlich in den Monaten Oktober bis Februar erlaubt. Die Bahn nehme Vegetationsarbeiten nur an Stellen vor, „wo es für unsere Maßnahmen notwendig“ ist, erklärte Jan Niklas Swart. Konkret genannt wurden nahe der Zugstrecke gelegene Bereiche an der Alten Prinzenstraße. Dort müssten Gehölze für eine Leitungsmaßnahme entnommen werden, sagte Swart.

Die Kompensation für die Vegetationsarbeiten erfolge grundsätzlich im Nahbereich der Bahntrasse als auch trassenfern. Beispielsweise würden die derzeit genutzten Baustellenflächen zwischen Prinzenstraße und Schwanenstraße mit Bäumen und Strauchgruppen begrünt (trassennah). Auch plant die Bahn, im Bereich der Mehrstraße/Mühlenberg eine Baumreihe (zirka 1,8 Kilometer) anzulegen.