Voerde. Auf der Baustelle am geschlossenen Bahnübergang Grenzstraße wurde der erste Tunnel für die Unterführung per riesigem Kran in den Boden gesetzt.

Auf der Baustelle am geschlossenen Bahnübergang an der Grenzstraße in Voerde klafft dort, wo sonst die Züge entlang fahren, an diesem Dienstagmorgen ein großes, tiefes Loch. Nach unten auf den Boden soll gleich der Koloss aus Beton gehievt werden, der nur wenige Meter entfernt davon platziert ist. Das Bauwerk ist Teil eines großen Ganzen, das Fußgängern und Fahrradfahrern künftig die Möglichkeit bieten soll, an dieser Stelle die Betuwe-Linie zu queren. Bis es soweit ist, wird – Stand jetzt – noch knapp ein Jahr ins Land gehen.

Was aus der Warte der Fußgänger und Radfahrer und im Volksmund Unterführung genannt wird, bezeichnet die Deutsche Bahn aus ihrem Blickwinkel heraus als Eisenbahnüberführung. Das Element der Anlage, das unter den beiden bestehenden Gleisen im Bereich des ausgedienten Bahnübergangs herführt, wird an diesem Morgen an den Haken eines Seilkrans genommen, um dann an die richtige Stelle gesetzt zu werden. Auf einer Seite des Fahrzeugs sind schwere Blöcke gestapelt, die das Kontergewicht zu dem 230 Tonnen wiegenden Bauwerk bilden.

Maß- und Millimeterarbeit waren beim finalen Platzieren des Bauwerkes in der ausgehobenen Grube gefragt.
Maß- und Millimeterarbeit waren beim finalen Platzieren des Bauwerkes in der ausgehobenen Grube gefragt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Bis das Tunnelteilstück gegen 12.10 Uhr die Bodenhaftung verliert, sind gegenüber dem zunächst kommunizierten voraussichtlichen Startzeitpunkt etwa zwei Stunden vergangen. Der Kranführer manövriert das um die drei bis vier Meter breite und etwa 3,50 hohe Bauwerk, das vom Boden aus mit Hilfe von Seilen und einem langen massiven Stock in „Schach“ gehalten wird, langsam in Richtung des ausgehobenen Grabens. Ungefähr 20 Minuten später schwebt der Koloss komplett darüber und muss danach auf in die Lücke gehoben werden, die auf der einen Seite von zwei Spundwänden begrenzt ist: Hier ist Maß- und Millimeterarbeit gefragt. Bis das Bauwerk schließlich dort ist, wo es hin muss, sind danach am Ende noch einmal etwa 75 Minuten vergangen.

Die Grube, mit deren Aushub am vergangenen Samstag begonnen worden war, wird als nächstes lagenweise wieder verfüllt und verdichtet. Noch bis Sonntagnacht (16. April), 23.59 Uhr, ist Zeit, die Baustelle am Bahnübergang Grenzstraße so herzurichten, dass dort wieder Bahnverkehr möglich ist: denn dann endet die Vollsperrung der Betuwe-Strecke Oberhausen-Emmerich, die bekanntlich dreigleisig ausgebaut wird, und schließt sich vom 17. bis 21. April der Bahnbetrieb auf nur einem Gleis an.

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Die Beseitigung der Bahnübergänge, für die an einigen Stellen wie an der Grenzstraße ein Ersatzbauwerk geschaffen wird, ist im Zuge des Infrastrukturprojekts der Deutschen Bahn eine Maßnahme von vielen entlang der Strecke. Für das dritte Gleis, das in Blickrichtung Emmerich östlich der heutigen Schienen verlaufen wird, muss am Bahnübergang Grenzstraße ein zweites Tunnelelement als Teil der Unterführung installiert werden. Auch diese Konstruktion aus Beton wird an Ort und Stelle gebaut.

Betuwe-Baustelle Grenzstraße Voerde

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Das Gleiche gilt für die Rampenanlagen, die sich daran auf beiden Seiten anschließen, und für die Treppen, die Fußgängern die Möglichkeit zum direkten Unterqueren der Bahnstrecke eröffnen, wie Jan Niklas Swart, Abschnittsleiter für den Voerde und Dinslaken betreffenden Betuwe-Bauabschnitt, erläutert. Damit werde ihnen der viel längere Weg über die Rampen erspart, die wiederum aber die erforderliche barrierefreie Verbindung der Grenzstraße dies- und jenseits der Bahnstrecke für Fußgänger und Radfahrer gewährleisten. Anders als beim ersten Tunnelbauwerk muss das zweite für das dritte Gleis nicht aufwendig per Kran an die richtige Stelle gehievt werden. Die Konstruktion wird direkt in der noch auszuhebenden Grube gebaut, wie Jan Niklas Swart erklärt.

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Als das erste Tunnelelement der künftigen Unterführung am Dienstagmittag endlich am Haken des Seilkrans hängt, ist bei den Beteiligten Erleichterung zu spüren. Gut aber fühle es sich am Montagmorgen an, „wenn die Züge wieder fahren können“, sagt Swart auf die Frage einer seiner Kolleginnen. Dass dies klappt, da ist die Bahn „guter Dinge“.

>>Info: Zeitfenster, Kosten und parallele Baumaßnahme

Bis zu diesem Winter soll das Gröbste der an Ort und Stelle anstehenden Betonarbeiten abgeschlossen sein, die Fertigstellung der Unterführung an der Grenzstraße ist für März 2024 geplant.

Rund 2,5 Millionen Euro fließen nach Angaben der Deutschen Bahn insgesamt in die Baumaßnahme im Bereich des für immer geschlossenen Bahnübergangs an der Grenzstraße.

Einige Kilometer weiter südlich wurden am Dienstagmorgen ebenfalls Schwergewichtige an ihren Platz gebracht: Unweit der Friedrichsfelder Straße hoben riesige Kräne im Tandem zwei von drei neuen Eisenbahnüberführungen über den Mommbach ein.