Dinslaken. Das historische Dinslaken ist in einer Ausstellung zum Stadtjubiläum zu entdecken. Diese Leistung hat Wilhelm Krebber dafür vollbracht.

Es hängen ganz besondere Kleinode derzeit im Kassenraum der Sparkasse – historische Aufnahmen aus Dinslakens Innenstadt. Aufnahmen, die eine Besonderheit aufweisen: Sie sind nicht in schwarz-weiß, wie vor 1945 üblich, sondern leicht und behutsam koloriert. „Das historische Dinslaken - so bunt wie das Leben“, heißt sie auch, die Ausstellung, die von Horst Miltenberger mit Mitgliedern des Heimatvereins Land Dinslaken, Gisela Marzin, Michael Süselbeck und Werner Schenzer, verwirklicht wurde. Doch ohne Wilhelm Krebber wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen.

Der 83-jährige Dinslakener hat die Fotosammlung seiner Mutter übernommen und ergänzt. Der Fotograf Lilienthal war es, der als einer der ersten Dinslakener Fotografen nicht nur Familienszenen, sondern auch Ansichten der Stadt in Bildern festhielt und teilweise als Postkarten mit Grußwort verkaufte. Eine wahre Sammelleidenschaft rief er damit bei seinen Kunden aus. Auch Krebbers ließen sich davon anstecken. „Meine Mutter sammelte alles von Dinslaken, ich erweiterte die Sammlung mit Aufnahmen aus dem Altkreis Dinslaken“, erzählt Wilhlem Krebber.

Koloriert und restauriert

Seine Sammlung sei noch nie der Öffentlichkeit präsentiert worden, sagt er weiter. Dafür sei sie nie konzipiert worden. Privat ist für Wilhelm Krebber privat und sollte es auch bleiben. Bis Horst Miltenberger und Axel Wolff bei ihm vorsprachen. „Und auf mich einredeten“, berichtet er. „Ich wollte mich standhaft weigern, aber als man mir sagte, es sei für das 750-jährige Jubiläum, da gab ich nach.“ Und ist begeistert, ob der Vergrößerungen, die nun an Stellwänden hängen.

Acht Alben brachte er zu einem Treffen mit den Organisatoren mit. Im Klartext – 1600 Bilder, die bereits koloriert und vor allem restauriert waren. Kratzer und Risse, abgebrochene Ecken, all dies ist auf den ausgestellten Aufnahmen nicht mehr zu sehen. Das sei die eigentliche Kunst und Arbeit, hebt Fotograf Axel Wolff hervor.

In mühevoller Kleinarbeit restauriert und koloriert

Und keine Angst – dort in der Sparkasse hängen nicht die Originale, sagt Wilhelm Krebber. „Ich liebe schwarz-weiß Aufnahmen und würde die Originale nie verfälschen.“ Daher habe er Kopien seiner Fotos angefertigt und sie in mühevoller Kleinarbeit restauriert und koloriert. Dabei sei er sehr behutsam vorgegangen, um den Charakter der Fotografien und der darauf abgebildeten Gebäude, Ereignisse und Personen nicht zu verändern. Eine feine Farbgebung ist dabei herausgekommen. Reine Fantasie, sagt er, er habe sich vorgestellt, wie es damals ausgesehen haben könnte.

Wilhelm Krebber hat die Bilder, die noch bis zum 11. August in der Sparkasse Dinslaken zu sehen sind, restauriert und koloriert.
Wilhelm Krebber hat die Bilder, die noch bis zum 11. August in der Sparkasse Dinslaken zu sehen sind, restauriert und koloriert. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Mit 14 Jahren habe Krebber seine erste Kamera bekommen. „Für 14 Mark“, erinnert er sich. Professionell habe er seine Leidenschaft nie betrieben, er sei immer ein Amateur geblieben. Na ja, seine Bilder aus Israel werden als Kalender abgedruckt und verkauft. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Ein Arbeitskollege habe die Versuche des jungen Wilhelm Krebber gesehen und ihm viele wertvolle Tipps gegeben.

So viele, dass Krebber in jungen Jahren Kurse erst besuchte und später seine Dunkelkammer- und Laborkenntnisse an junge Menschen weitergab. Kenntnisse, die ihm heute bei der Ausstellung halfen. Denn auch das Kolorieren hatte er einst gelernt. „In der Corona-Zeit, als alles geschlossen war, habe ich angefangen, alle meine Bilder farblich zu gestalten“, berichtet er. Zwischen drei Stunden und drei Tagen benötigte er pro Bild.

Rund 70 Bilder werden präsentiert

Herausgekommen ist eine einzigartige Sammlung an Bildern, die so noch nie gezeigt wurden. Und bei der Gisela Marzin die Qual der Wahl hatte, denn nur rund 70 Bilder können in der Ausstellung gezeigt werden. Auf vier Themenschwerpunkte habe man sich schließlich geeinigt: die Burg als Ausgangspunkt der Stadtwerdung, die Altstadt, die vor der Burg entstand und in der sich erst Bauern und Handwerker ansiedelten, schließlich nach der Stadtwerdung auch andere Bürger. Die Stadt wuchs derart an, dass schließlich eine Neustadt angelegt werden musste – die Neustraße. Und schließlich bieten Panoramaansichten einen ganz eigenen Blick auf Dinslaken.

Die Burg, die alten herrschaftlichen Häuser an der Neustraße mit dem jüdischen Waisenhaus, das ehemalige Kloster Marienkamp, die beiden Kirchen, der Viehmarkt, die Grundsteinlegung der Sparkasse, die Ansichten der beiden alten Bahnhöfe – sie alle sind Zeugnisse einer vergangenen Zeit und zeigen, dass Dinslaken eigentlich eine sehr schöne Stadt war.

Das erste Film-Theater der Stadt, das Krankenhaus

Die Bilder zeugen aber auch vom Leben in der Stadt. Ein Stadtplan aus jener Zeit vor 1945 soll die Einordnung der jeweiligen Bilder erleichtern. Denn diese richtig zuzuordnen, stellt sich für den Betrachter gar nicht als so einfach heraus. Natürlich ist da Heidrun Grießer, die sofort das erste Film-Theater erkannte, auch das katholische Krankenhaus erkennt der Betrachter sofort und vermisst auf einer weiteren Ansicht, von Westen aufgenommen, das evangelische Hospital. Das steht zwar auch bereits, aber seitlich und ist aus der Perspektive nicht erkennbar.

Für junge Interessierte wird manches Überraschende zu sehen sein – die Straßenbahn beispielsweise, die durch die Neustraße fuhr. Ältere Dinslakener wissen das noch und werden auch so manch anderes wiedererkennen. Hans-Hermann Bison, als ältester Teilnehmer, bei der Ausstellungseröffnung, hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten, alle Sehenswürdigkeiten einzuordnen.

Lob für die Organisatoren

In einem feierlichen Rahmen wurde am Montagabend die Ausstellung „Das historische Dinslaken – so bunt wie das Leben“ in der Nispa-Hauptstelle eröffnet. Geladen waren die Heimatvereine, Vertreter von Institutionen, Parteien und Unternehmen sowie alle historisch Interessierten. Grußworte hielten Sparkassendirektor Friedrich-Wilhelm Häfemeier, Werner Schenzer, Vorsitzender des Heimatvereins Land Dinslaken, der stellvertretende Landrat Heinrich Friedrich Heselmann, Bürgermeisterin Michaela Eislöffel.

Sie alle lobten und dankten den Organisatoren und nicht zuletzt Wilhelm Krebber. Durch die Ausstellung führten Wilhelm Krebber, Gisela Marzin, Horst Miltenberger, Michael Süselbeck und Axel Wolff. Versorgt wurden die Gäste vom Mühlenverein und dem Sparkassen-Team.

Die Ausstellung ist bis zum 11. August zu den regulären Öffnungszeiten der Sparkasse im Hauptgebäude an der Friedrich-Ebert-Straße 31-37 zu sehen. Danach zieht die Ausstellung in die Neutor-Galerie.