Voerde. Bei der Kundgebung auf dem Rathausplatz in Voerde setzten am Donnerstagabend viele Menschen eindrucksvoll ein Friedenszeichen.

Auf dem Rathausplatz brennen die ersten „Voerder Friedenslichter“. Immer wieder stellen Menschen Kerzen auf dem Boden ab. Dorthin, wo das internationale Friedenszeichen mit Kreide aufgemalt ist. Das „Voerder Kirchenmobil“ – ein ehemaliger Bauwagen – steht vor dem Verwaltungsgebäude und wird gleich den vielen, die an diesem Abend das Wort ergreifen werden, dafür die Plattform bieten. Aus der Box erklingt die ukrainische Hymne – es wird nicht der letzte bewegende Moment dieser Veranstaltung sein. Am Vorabend des Tages, an dem sich der Angriff Russlands auf seine Nachbarn zum ersten Mal jährt, haben sich viele Menschen auf dem Rathausplatz eingefunden, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Zur Teilnahme an der Solidaritätskundgebung hatten alle im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen aufgerufen.

Stummer Protest

Helle Kerzen mit Windschutz, auf denen sich das internationale Friedenszeichen und der Schriftzug „Voerder Friedenslicht“ finden, werden verteilt. Die ukrainische Fahne ist in den Reihen der Teilnehmer zu sehen – „Peace“, „Stop Putin“, „Stop war“ ist auf Plakaten zu lesen. Stummer Protest. Markus Gehling, Pastoralreferent der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul, erinnert an den Abend des 23. Februar 2022, den „Vorabend eines Krieges in Europa“, als Menschen hier ratlos vor dem Fernseher saßen, nicht glauben wollend, dass Russland es wirklich tun und die Ukraine angreifen wird, indes hoffend, dass es am Ende doch nur ein „großer Bluff“ werde, dass die „Mechanismen der Diplomatie“ den Frieden sichern würden. Doch es kam anders: Putins Truppen marschieren am 24. Februar 2022 in die Ukraine ein. Wenige Tage später versammelten sich auf dem Voerder Rathausplatz rund 400 Menschen, um ihr Entsetzen darüber zum Ausdruck zu bringen und ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Auch daran erinnert Gehling.

Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Es habe unsagbares Leid gebracht. Bis zu 300.000 Menschen hätten Schätzungen zufolge durch diesen furchtbaren Angriffskrieg ihr Leben verloren, „15 Millionen Menschen sind auf der Flucht“. Täglich steige die Zahl international dokumentierter Kriegsverbrechen an der ukrainischen Bevölkerung, erklärt Markus Gehling. Viele Menschen aus der Ukraine „sind auch zu uns geflüchtet, leben unter uns – und manche von ihnen stehen mit uns hier. Darüber freue ich mich sehr“. Der Pastoralreferent spricht von der Ratlosigkeit in der Frage, wie dieser Krieg zu Ende gehen kann. Darauf gebe es keine leichten Antworten – außer vielleicht einer: Derjenige, der den Krieg begonnen habe, könne diesen am Leichtesten beenden. Aber danach sehe es leider nicht aus.

Solidaritätskundgebung Ukraine

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Putin nehme „einen langen Zermürbungskrieg in Kauf“, der nicht nur auf der ukrainischen Seite, sondern auch aufseiten Russlands mit extrem hohen Verlusten verbunden sei, sagt Bürgermeister Dirk Haarmann. Er schildert eindringlich das Dilemma: „Wir sind in der paradoxen Situation, dass wir uns um die Lieferung von Waffen streiten, wo wir doch alle nur eines wollen: Frieden und Sicherheit so schnell wie möglich und das ohne weitere Gewalt. Denn wir alle sind uns einig, dass Kriege niemals das geeignete Mittel für die Lösung von Konflikten sein können und dürfen. Wenn es doch nur eine Lösung gäbe, die diesen Wahnsinn beendet, ohne dass die Ukraine untergeht! Darum stehen wir heute gemeinsam hier, in der Hoffnung, dass diese Lösung gefunden wird.“

Haarmann dankt den Menschen, die den vielen Kriegsflüchtlingen Sicherheit und Geborgenheit geben. „All diese Menschen – auch in Voerde – haben unseren tiefen Dank und unseren großen Respekt verdient. Es macht mich stolz zu sehen, zu welchen Leistungen wir in der Lage sind, wenn andere Menschen in Not sind. Das gilt im Übrigen auch ganz aktuell bei der Unterstützung der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien“, erklärt Dirk Haarmann. Er dankt für das erneute Signal, „dass wir bei den Menschen in der Ukraine stehen und um Frieden bitten und beten“.

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Besonders ergreifend wird es bei der Solidaritätskundgebung noch einmal, als sich mit Maryna Stratiienko eine Geflüchtete zu Wort meldet. Die junge Ukrainerin, die vor elf Monaten nach Voerde kam, liest in gebrochenem Deutsch einen zu Papier gebrachten Text vor. Ihre Worte gehen ans Herz, rühren zu Tränen: Sie habe hier viel Liebe, Solidarität und Wärme erfahren. Sie spricht über die Sinnlosigkeit von Kriegen, die zu „nichts führen“, das habe die Vergangenheit gezeigt, und bittet um Frieden.

Stellvertretend für die Geflüchteten aus der Ukraine, die in der Turnhalle am Blumenanger in Fried-richsfeld eine erste Unterkunft gefunden haben, dankt Diana Mrosek von der Caritas dem Bürgermeister und den Mitarbeitern der Stadt. Der Verband betreut die in der Einrichtung untergebrachten Menschen.

Harald Eickmeier hält ein Plädoyer auf die Hoffnung. Sie sei eine Lebenshaltung, die nicht nur das Wünschen, sondern auch das Handeln bestimme, sagt der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm, bevor die Fürbitten verlesen werden, die auch die Flüchtlinge in anderen Kriegsgebieten in das Gedächtnis rufen.

Pastoralreferent Markus Gehling appelliert, den Frieden weiterzugeben, ihn unter die Leute zu bringen, andere zu beschenken, indem sie die Kerzen mitnehmen: „Auch wir in Voerde können es gut gebrauchen zusammenzustehen.“

>>Info: Resonanz

Rund 200 bis 250 Teilnehmer, schätzt Stefan Weltgen, einer der Vertreter der Initiatoren, kamen am Donnerstagabend zu der Solidaritätskundgebung – „viel mehr als erwartet“.

Von den 1000 „Voerder Friedenslichtern“, die zur Verfügung standen und nach der Veranstaltung mitgenommen werden konnten, seien „ein paar Restkerzen“, etwa die, die im Friedenszeichen brannten, übrig geblieben.