Voerde. Am Rande des VKV-Maskenballs am Samstagabend, 11. Februar, in Friedrichsfeld können sich mögliche Stammzellenspender registrieren lassen.

Anfang dieser Woche hat mit Florian Lützler ein omnipräsenter Vertreter des Voerder Karnevals Stammzellen für einen schwerkranken Mann aus den USA gespendet. Der Prinz aus dem Dreigestirn, das der VKV und die jecke Abteilung des MGV „Eintracht“ Spellen gemeinsam stellen, machte mit seinem privaten Einsatz Werbung für ein wichtiges Anliegen, für das es in wenigen Tagen in seiner Heimatstadt eine große Aktion geben wird.

Die „Stefan-Morsch-Stiftung: gemeinsam gegen Blutkrebs“, für deren Stammzellspenderdatei Lützler vor etwa vier Jahren bei einem Blutspendetermin in Spellen ein Röhrchen mehr von seinem „Lebenssaft“ abgegeben hat, wird am Tag des VKV-Maskenballs in Friedrichsfeld sein. Am Rande der Veranstaltung am Samstag, 11. Februar, in der Aula des Gymnasiums findet eine Typisierungsaktion statt. Angesprochen sind alle Interessierten – nicht allein Besucher des Maskenballs. Sie können sich nach Auskunft des VKV-Vorsitzenden Martin Scholz ab 19.11 Uhr bis etwa 22 Uhr typisieren lassen.

„Es handelt sich um einen allgemeinen Aufruf, sich vorsorglich als Spender:in zu registrieren. Für Betroffene sind solche allgemeinen Aufrufe ein großer Vorteil, denn wer bereits typisiert ist, wird auch schnell gefunden und Patient:innen verlieren nicht so viel wertvolle Zeit“, wie es dann der Fall wäre, wenn erst noch ein Typisierungsaufruf gestartet werden müsse, erklärt Annika Bier, Pressesprecherin der Stefan-Morsch-Stiftung.

Umfassende Voruntersuchung

Für eine Stammzellenspende müsse man grundsätzlich in einer Datei wie jener der Stefan-Morsch-Stiftung erfasst sein. Ansonsten müssten die genetischen Gewebemerkmale zwischen Spender und Patient übereinstimmen: „Weitere Kriterien spielen auch eine Rolle, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Gewicht und bei Frauen die Anzahl der Schwangerschaften.“ Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften und Menschen über 40 Jahre würden aus medizinischen Gründen seltener als Spender ausgewählt. Grundsätzlich dürfe die Entnahme für den Spender oder die Spenderin auch kein gesundheitliches Risiko darstellen. Dazu erfolge eine ausführliche Voruntersuchung. Die Entscheidung darüber, wer als Spender oder Spenderin ausgewählt wird, treffe der transplantierende Arzt in der Klinik des Stammzellempfängers oder der -empfängerin. „Um zu spenden, darf man nicht älter als 60 Jahre sein“, erklärt Annika Bier.

Die Typisierung dauert ihr zufolge nur wenige Minuten: „Man füllt eine Einwilligung aus und gibt die Kontaktdaten an. Außerdem werden ähnlich wie bei der Blutspende bestimmte Vorerkrankungen abgefragt, die zum Ausschluss führen. Dazu gehören Krebs, bestimmte Autoimmun- und Herz-Kreislauferkrankungen.“ Unter Anleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung entnehmen sich die Teilnehmer der Typisierungsaktion dann eine Speichelprobe. Nach ein paar Wochen bekommen sie einen Spenderausweis per Post zugestellt. Wer vor Ort nicht dabei sein kann, könne sich jederzeit online über www.stefan-morsch-stiftung.de registrieren, sagt Annika Bier.

Stammzellenspender werden von Koordinatoren der Stiftung betreut

Stimmen bei der Suche nach einem potenziellen Stammzellenspender für einen an Leukämie erkrankten Menschen die Genmerkmale überein, wird der Spender oder die Spenderin benachrichtigt und gefragt, ob er oder sie noch zur Spende bereit sei. Danach folgen die sogenannte Bestätigungstypisierung und eine Blutuntersuchung, zur Bestimmung der Blutgruppe. Auch Infektionen wie HIV und Hepatitis würden überprüft. Danach folge eine ausführliche Voruntersuchung. Ein medizinisches Aufklärungsgespräch über die Stammzellentnahme gehöre ebenfalls dazu. Bei all dem würden die Spender persönlich von einer Koordinatorin oder einem Koordinator aus dem Team der Stiftung betreut.

Florian Lützler berichtete, dass er sich im Vorfeld der Stammzellenentnahme mehrere Tage selbst spritzen musste. Das Ziel dahinter: Es sollen vermehrt Stammzellen produziert werden, die dann aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf gelangen. Dadurch sei es möglich, sie später über den Weg der Blutabnahme durch Herauslösen zu gewinnen. Ein anderer Weg zur Stammzellenspende führt darüber, Knochenmark unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm zu entnehmen. Bei Florian Lützler gelang die Entnahme direkt aus der Blutbahn. Die von ihm geschilderten Rückenschmerzen sind aber nicht etwa darin begründet, dass Stammzellen im Rückenmark gebildet würden. Das sei falsch, klärt Annika Bier auf. Sie würden im Knochenmark gebildet: Die Rückenschmerzen seien eine typische Nebenwirkung der von Lützler erwähnten Spritzen, die er sich vor der ambulanten Entnahme verabreichen musste.

Diese enthalten einen Botenstoff, der dem Körper suggeriere, „dass er sich gegen Krankheitserreger wehren muss“. Dadurch träten Stammzellen aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf über. Bei einem echten Infekt werde dieser Botenstoff vom Körper ausgeschüttet. Wie bei einer Grippe verursache der verabreichte Botenstoff dieselben Beschwerden: Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit. Diese Symptome könnten mit herkömmlichen Schmerzmittel behandelt werden. „Während der ambulanten Entnahme verschwinden diese Beschwerden für gewöhnlich nach und nach. Diese Vorbehandlung ist bei einer Knochenmarkentnahme nicht nötig“, erläutert Annika Bier.

Wichtige Funktion von Vereinen

Dass sich Karnevalisten wie jetzt in Voerde des wichtigen Themas der Stammzellenspende angenommen haben, ist für die Stefan-Morsch-Stiftung nichts Ungewöhnliches. Man starte regelmäßig Aufrufe mit verschiedenen Vereinen – darunter aus dem Sportbereich. Auch mit Karnevalsvereinen oder Garde-Gruppen habe die Stiftung bereits Aktionen ins Leben gerufen. „Vereine sind enorm wichtig, damit sich mehr Menschen typisieren und letztendlich mehr Lebensretter:innen für Leukämiekranke gefunden werden. Denn hier konzentrieren sich engagierte Ehrenamtler mit Teamgeist, die Menschen in Not helfen möchten“, sagt Annika Bier.

>>Info: Hintergrund

In der Datei der „Stefan-Morsch-Stiftung: gemeinsam gegen den Blutkrebs“ stehen „mehr als 480.000 potenzielle Spender und Spenderinnen für Betroffene weltweit zur Verfügung“, erklärt Pressesprecherin Annika Bier. Alle Stammzellspenderdateien seien weltweit miteinander vernetzt. Heißt: Wer einmal registriert sei, müsse das nicht wiederholen. Die Stefan-Morsch-Stiftung sei täglich auf der Suche nach Menschen, die sich als Stammzellspender zur Verfügung stellen möchten.

Allein in Deutschland seien jedes Jahr rund 3.500 Leukämiekranke auf eine Stammzelltransplantation angewiesen, um zu überleben. „Pro Jahr vermitteln wir etwa 600 Spender und Spenderinnen – für Betroffene weltweit“, so Bier. Leider sei die Suche immer noch für jeden zehnten Betroffenen erfolglos. Je mehr Menschen sich erfassen ließen, desto mehr Erkrankten könne geholfen werden.

Erwachsene bis 40 Jahre können sich kostenlos registrieren. Mit Einverständnis der Sorgeberechtigten ist das schon ab 16 Jahren möglich. Spenden gehe aber erst ab 18. Für jede Neuaufnahme fielen Registrierungskosten von 40 Euro an, die mithilfe von Geldspenden finanziert würden. Da diese nur begrenzt zur Verfügung stünden, würden diejenigen gebeten, diese Kosten selbst zu übernehmen.