Dinslaken. Nach dem Überfall auf einen 13-Jährigen gibt es Berichte über Probleme mit Jugendlichen auf dem Neutorplatz Dinslaken. Was die Polizei dazu sagt.

Sonntags zwischen 19 und 20 Uhr – um diese Zeit ist die Gastronomie am Neutorplatz gut besucht. Am Sonntag zwischen 19 und 20 Uhr haben Jugendliche genau zwischen L’Osteria und Piazza Nuova – wie berichtet – einen 13-Jährigen überfallen. Sie haben ihn geschlagen, durchsucht und einen Reifen seines Fahrrades zerstochen. Eine Restaurantangestellte berichtet der Polizei, dass auch Gäste belästigt wurden. Als Jens Dodeweit das gelesen hat, war er fassungslos. Auch sein Sohn wurde vor einem Jahr auf dem Neutorplatz überfallen. Dinslaken hat an der Stelle ein Problem, sagt er.

Der Sohn von Jens Dodeweit war mit seinem Kumpel – beide 15 und 16 Jahre alt – auf dem Weg ins Kino, als er von einer Gruppe von 15 bis 20 Jugendlichen angesprochen wurde, so der Vater. Nach dem Kino hätten die Jugendlichen auf die beiden gewartet und sie attackiert. Zum Glück ist sein Sohn groß gewachsen, berichtet Jens Dodeweit – und zum noch größeren Glück sei in dem Moment eine Polizeistreife dort entlang gefahren. Am nächsten Tag sei dem Sohn eines Bekannten ebenfalls auf dem Neutorplatz dasselbe passiert. Die Gerichtsverhandlung im Dezember, bei der die Jungs die Angreifer identifiziert hätten, sei eine „Farce“ gewesen, sagt er. Die Täter hätten sich „unter aller Kanone benommen“, von Reue keine Spur.

Zwei Monate zuvor, im Oktober, wurde ein 14-Jähriger auf dem Neutorplatz aus einer Gruppe von fünf Jugendlichen heraus geschlagen. Im März warfen Jugendliche Steine vom Dach der Neutor-Galerie. „Was muss passieren, damit dort etwas passiert?“, fragt Jens Dodeweit.

„Hotspot für Jugendliche“

Dass es in dem Bereich Probleme mit jugendlichen Gangs gebe, berichten auch – vor allem jüngere – Leser der NRZ-Instagram-Seite. Der Neutorplatz entwickele sich besonders abends zum „Hotspot für Jugendliche, die andere beleidigen etc.“, schreibt eine Userin. „Jeder weiß, wer die Leute sind, trotzdem läuft die Gruppe weiter durch die Gegend“, schreibt eine andere.

Ganz überraschend ist das nicht. Eine Untersuchung der Universität Bochum ergab bereits im Jahr 2019, dass „im Stadtzentrum eine Agglomeration von Angsträumen vorliegt“. Um den Neutorplatz und in der Altstadt würden Gruppen Jugendlicher als „angsteinflößend empfunden“, so die Studie. Die Verfasser schlugen verstärkte Polizeikontrollen und „freundliche Sicherheitsdienste” nach Gelsenkirchener Vorbild vor.

Das sagt die Polizei

Tatsächlich fahren und gehen Polizei und Ordnungsamt auf dem Neutorplatz regelmäßig Streife, sagt Andrea Margraf, Sprecherin der Kreispolizeibehörde in Wesel. Ein Kriminalitätsschwerpunkt ist der Platz laut Polizeistatistik nicht. Dass dort Gruppen Jugendlicher abhängen, ist auch den Behörden bekannt: Es handele sich um Zwölf- bis 15-Jährige, die aber älter aussehen und eine „entsprechend große Klappe“ hätten, so Andrea Margraf. Dass Bürger ein „subjektives Unsicherheitsgefühl“ verspüren, kann die Polizeisprecherin verstehen.

Am Montag wurde die Polizei zu einer Rangelei auf dem Neutorplatz gerufen, in deren Verkauf ein Jugendlicher mit dem Kopf vor die Restaurantscheibe gestoßen wurde. Einen aus der Gruppe konnten die Beamten festhalten: ein Zwölf-Jähriger aus Duisburg.

Auch in der Neutor-Galerie, die bei Jugendlichen sehr beliebt ist, gebe es „hier und da schwierigere Personen“, berichtet Center-Manager Tobias Agthe. Der Wachdienst sorge dafür, dass es im Einkaufszentrum „sicher und ruhig“ sei. Die Wachleute würden die jungen Leute mittlerweile kennen.

Andrea Margraf rät Bürgern, die sich auch angesichts von Jugendgangs unsicher fühlen, sich an die Polizei zu wenden. Und sie bittet Zeugen, eventuell Restaurantgäste, die den Vorfall am Sonntag beobachtet haben, sich unter Tel. 02064/6220 zu melden.

Hintergrund: weniger Licht an der Neutor-Galerie

Ebenfalls zum Unsicherheitsgefühl beitragen könnte, dass der Bereich rund um die Neutor-Galerie abends derzeit weniger hell beleuchtet scheint. Wegen der Energiesparmaßnahmen musste das Einkaufszentrum einen Teil der Außenbeleuchtung abschaltet, so Tobias Agthe, Centermanager der Neutor-Galerie.