Voerde/Hünxe/Dinslaken. Das gesamte Dekanat Dinslaken mit seinen vier Pfarreien in Dinslaken, Voerde, Hünxe und Walsum wird ab 1. Januar 2024 ein Seelsorgebereich sein.
Mit dem Abschied von Heinz-Josef Möller in diesem Sommer verliert die Pfarrei St. Peter und Paul Voerde ihren leitenden Pfarrer. Der 67-Jährige wird, wie er während des jüngsten Sonntagsgottesdienstes in der Pauluskirche mitteilte, nach Recklinghausen gehen, wo er als emeritierter Pastor in der dortigen Pfarrgemeinde St. Peter mitarbeiten wird (die NRZ berichtete). Ob ein Nachfolger an seine Stelle tritt, ist noch offen – was auch mit der geplanten Neuausrichtung zusammenhängt, die im Bistum Münster vollzogen werden soll: Die Seelsorge soll nach dem Willen der Bistumsleitung künftig in „pastoralen Räumen“ erfolgen.
Damit begründet Heinz-Josef Möller den Schritt, Anfang Juni seinen Dienst als leitender Pfarrer in Voerde zu beenden. Diese Grundsatzentscheidung der Verantwortlichen in Münster bedeute für die Gemeinden vor Ort, „dass das gesamte Dekanat Dinslaken der zukünftige Seelsorgebereich sein wird. Dinslaken, Walsum, Voerde und Hünxe werden demnächst von einem Seelsorgeteam geleitet“, beschrieb Möller in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung die Pläne. Für diese stehe er – auch aufgrund seines Alters – nicht mehr zur Verfügung.
Sinkende Zahl von Katholiken
Der Plan der Bistumsleitung, pastorale Räume zu bilden, betrifft auch das Kreisdekanat Wesel – und mithin unter anderem die Kirchengemeinden St. Vincentius Dinslaken, St. Peter und Paul Voerde, St. Albertus Magnus Hünxe und St. Dionysius Duisburg-Walsum. Diese vier umfasst das Dekanat Dinslaken. Die Neustrukturierung wird mit „massiven Veränderungssituationen“ begründet, in denen man sich als katholische Kirche im Bistum Münster befinde: „Nicht nur die Katholikenzahl und unsere Einnahmen werden spürbar zurückgehen. Insbesondere werden wir auch schon in zehn und noch viel stärker in 20 Jahren einen massiven Rückgang bei Priestern, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten sowie Ständigen Diakonen haben“, erläutert Dr. Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Münster, auf NRZ-Anfrage.
Der pastorale Raum Dinslaken/Voerde/Hünxe/Walsum orientiere sich wesentlich „an den Strukturen, die bereits durch das Dekanat Dinslaken vorgegeben sind“. In der Vergangenheit sei die Zusammenarbeit bei pastoralen Fragen dort gewachsen, erklärt Kronenburg, der betont, dass „partikulare Bedürfnisse und Interessen vor Ort berücksichtigt“ würden.
Bistum zahlt Verwaltungsleitung
Wie die für das Dekanat Dinslaken angedachte Umorganisation im Einzelnen aussieht, könne das Bistum nicht sagen. Generell gelte für alle pastoralen Räume: „Die Pfarreien bleiben bestehen.“ Und weiter: Der pastorale Raum werde zum 1. Januar 2024 in Kraft gesetzt. Danach bilde sich ein Team, das die Implementierung des pastoralen Raums koordiniere. „Für diesen Prozess wird vom Bistum eine Begleitung zur Verfügung gestellt“, sagt Kronenburg. In dessen Verlauf werde das Leitungsteam für den pastoralen Raum gebildet. Teil davon ist Kronenburg zufolge eine „zu 100 Prozent vom Bistum finanzierte Verwaltungsleitung“.
Für das Seelsorge-Personal werde perspektivisch der pastorale Raum die planerische Ebene und die Einsatzebene sein, antwortet Kronenburg auf die Frage, ob die Seelsorger aus den vier Pfarreien in Zukunft für das gesamte Dekanat Dinslaken zuständig, ergo in Dinslaken, Voerde, Hünxe und Walsum unterwegs sein werden. Wie sich die Aufgabenverteilung im pastoralen Raum konkret darstellt, darüber werde dann auch dort selbst mitentschieden, erklärt Kronenburg.
Zu der Frage, wie weit der Prozess zur geplanten Umstrukturierung gediehen ist, erklärt er: „Die verschiedenen Gremien vor Ort haben ein positives Votum abgegeben. Der Pfarreirat sowie der Kirchenvorstand und alle hauptamtlichen Mitarbeiter haben den Plänen zugestimmt. Auf Bistumsebene gibt es in diesem Jahr weitere Beratungen zu den Voten.“ Die Bildung pastoraler Räume sei „keine Fusion“, sagt Kronenburg: „Die Pfarreien bleiben als Kirchengemeinden rechtlich selbst- und eigenständig. Es gilt die Aussage von Bischof Felix Genn, dass es keine von ihm angeordneten Fusionen geben wird.“
Herausforderung und Chance
Wie soll Seelsorge bei der Bildung immer größer werdender Einheiten auch ob der großen Entfernungen noch gelingen? „Das ist zum einen in der Tat eine Herausforderung“, räumt der Pressesprecher des Bistums Münster auf diese Frage ein. Aber zum anderen sei dies auch eine Chance. Kronenburg nennt ein Beispiel: „Wie ist gute und motivierende Jugendarbeit noch möglich, wenn es vor Ort in der Pfarrei nur noch wenige Jugendliche gibt, die sich hier engagieren? Der Pastorale Raum als größere Einheit bietet hier neue Möglichkeiten.“
Ob und wie die mit dem Weggang von Heinz-Josef Möller in Voerde vakante Stelle des leitenden Pfarrers neu besetzt wird, sei aktuell Gegenstand der Beratungen der Personalkonferenz. „Im Rahmen der weiteren Überlegungen und Planungen wird es auch Gespräche mit den Gremien und den Mitgliedern des Seelsorgeteams geben“, kündigt der Bistumssprecher an.