Voerde. Zahlen sanken zwischen September und Dezember um 35 Prozent. Liegt es nur am kälteren Wasser und an fehlenden Warmbadetagen? Stadt äußert sich.
Das Hallenbad hat seit dem Beginn der Energieeinsparmaßnahmen vor mehr als viereinhalb Monaten einen enormen Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen: In der Zeit von Anfang September bis einschließlich 22. Dezember 2022 kamen 7.631 Gäste dorthin, im Jahr davor waren es im identischen Abschnitt 11.770. Die Besucherzahlen zu den öffentlichen Schwimmzeiten sind ergo im Vergleich zum selben Zeitraum in 2021 um mehr als 4000 oder rund 35 Prozent gesunken. Ob ausschließlich die seit dem Herbst greifenden Einsparmaßnahmen im Hallenbad dafür ursächlich sind, hält die Voerder Verwaltung jedoch für „fraglich“, konstatiert Miriam Gruschka auf NRZ-Anfrage.
Sauna ist nicht mehr in Betrieb
Die Pressesprecherin der Stadt argumentiert in dem Zusammenhang mit der „allgemeinen Preisentwicklung bei Gütern des täglichen Bedarfs, zum Beispiel bei Lebensmitteln und bei den Energiekosten (Gas, Strom...)“, die eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Schwimmbadbesuch spielen könnten. Zur Erinnerung: Seit dem 5. September 2022 werden im Voerder Hallenbad keine Warmbadetage mehr angeboten, weil dafür ein „erhöhter Energie- und Finanzaufwand“ habe betrieben werden müssen. Außerdem ist die Wassertemperatur im Hallenbad mit Ausnahme des Lehrschwimmbeckens (ist bei 30 Grad geblieben) dauerhaft um zwei Grad Celsius abgesenkt worden: auf 26 Grad im Schwimmerbecken und auf 33 Grad im Planschbecken. An den beiden Warmbadetagen (freitags und samstags) hatte das Wasser eine Temperatur von 30 Grad Celsius. Auch ist seit dem 5. September die Sauna nicht mehr in Betrieb.
Wie sich all die Maßnahmen bis heute im Vergleich zum vorherigen Hallenbadbetrieb beim Energieverbrauch konkret in Zahlen niedergeschlagen haben, dazu nimmt die Verwaltung derzeit noch keine Bewertung vor. Die Stadtpressesprecherin führt die geltende Beschlusslage an: Danach soll nach Ende der Hallenbadsaison 2022/2023 unter anderem im Hinblick auf den Energieverbrauch eine Evaluation erfolgen. Die Verwaltung bittet daher um Verständnis, „dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Auswertung nicht vorgesehen ist“, so Gruschka.
Während der Weihnachtsferien-Schließung wurden rund 58.000 kWh Gas eingespart
Vor wenigen Wochen ergriff die Stadt eine weitere Maßnahme zur Einsparung von Energie im Hallenbad: Dessen Türen blieben während der Weihnachtsferien – von Freitag, 23. Dezember, bis inklusive Freitag, 6. Januar, komplett dicht. Auch dabei ging es vordringlich darum, Gas zum Heizen einzusparen. Die Bilanz für diesen Zeitraum nach Angaben der Stadt: Rund 58.000 Kilowattstunden (kWh) Gas wurden in diesen zwei Wochen weniger verbraucht. Auf der Kostenseite beläuft sich die Ersparnis auf rund 5000 Euro, wie Gruschka erklärt. Zu der Frage, wie viel Strom und Kosten hier in derselben Spanne außerdem eingespart wurden, kann die Stadtpressesprecherin sich derzeit noch nicht äußern. Eine belastbare Aussage dazu sei erst nach Ablauf der Hallenbadsaison 2022/2023 möglich. Dabei gelte es allerdings im Hinblick auf die entstandenen Kosten zu berücksichtigen, dass sich der Strompreis je Kilowattstunde geändert habe, „wodurch die Kostenbewertung relativiert“ werde.
In der Vergangenheit wurde das Hallenbad in den Weihnachtsferien ausschließlich von der Öffentlichkeit genutzt, wie Miriam Gruschka bestätigt. Das Kursprogramm der Schwimmvereine beziehungsweise der VHS habe in den vergangenen Jahren erfahrungsgemäß wegen der Ferien pausiert. Die Besucherzahlen bewegten sich in den fünf Jahren vor der umfangreichen Sanierung des Hallenbades und vor Beginn der Corona-Pandemie – beides hatte lange Schließungsphasen zur Folge – während der Weihnachtsferien 2013/2014 bis 2017/2018 in einer Spanne von rund 1300 bis 1500. Bei der Stadt oder im Hallenbad seien bisher keine Beschwerden darüber eingegangen, dass die Türen dieses Mal nicht geöffnet wurden sagt Miriam Gruschka. Vereinzelt aber hätten Stammgäste der Sauna „eine tageweise Öffnung der Sauna angeregt“. Kritik wurde von Badegästen laut Gruschka auch hinsichtlich der weggefallenen Warmbadetage und der abgesenkten Wassertemperatur nicht in Richtung Stadt oder im Bad geäußert.
Weitere Ferien-Schließungen?
Plant die Kommune nun, die Türen zum Hallenbad auch während der Oster- und Herbst- und der nächsten Weihnachtsferien 2023/2024 zu schließen, um Energie einzusparen? Zu dieser Frage würden „noch separate Überlegungen stattfinden, die auch in Abhängigkeit des weiteren Verlaufs der Energiekrise und der damit verbundenen Preisentwicklung zu sehen sind“, erklärt Stadtpressesprecherin Gruschka. Grundsätzlich sei eine Schließung des Hallenbades jedoch nur in den Sommermonaten (Juni, Juli, August) während der Öffnung des Freibades vorgesehen. Dies wird in Voerde schon seit einigen Jahren so praktiziert, um Kosten zu sparen.