Voerde. Nach langer coronabedingter Pause soll in diesem Jahr wieder Straßenkarneval gefeiert werden. Beim Zug wird erstmals das Dreigestirn mitfahren.
Mit Altweiber geht in rund vier Wochen die fünfte Jahreszeit in ihr Feierfinale. Das definitive Highlight spielt sich in Voerde wenige Tage später traditionell auf den Straßen in der Innenstadt ab: beim Zug an Tulpensonntag, der diesmal auf den 19. Februar fällt. Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause soll nun wieder gemeinsam draußen gefeiert werden. 2020 war das zum letzten Mal der Fall gewesen.
Ein Jahr später stellte der 1. Voerder Karnevalsverein (VKV) einen virtuellen Ersatz auf die Beine, um die Veranstaltung aufgrund von Corona nicht komplett ausfallen lassen zu müssen. Aus einer Firmenhalle und von der Wegstrecke wurden närrische Beiträge auf die Computer in den heimischen vier Wänden gesendet. Im vergangenen Jahr sagte der VKV den Karnevalszug komplett ab – eine zweite digitale Auflage kam 2022 nicht zum Tragen: „Das war ein einmaliges Event. Das kann man nicht wiederholen“, sagt der VKV-Vorsitzende Martin Scholz im Gespräch mit der NRZ.
VKV-Vorsitzender: Freude ist „überall spürbar“
Umso größer ist nicht nur innerhalb des Vereins die Begeisterung darüber, dass der Lindwurm in diesem Jahr wieder durch die Voerder Innenstadt ziehen kann, dass generell nach der langen Zwangspause Karneval in diesem Jahr in gewohnter Form stattfinden kann. Die Freude sei „überall spürbar“, sagt Martin Scholz. Bei der närrischen Tour durch die Stadt ist erstmals auch das von VKV und Karnevalsabteilung des Männergesangsvereins (MGV) „Eintracht“ Spellen beauftragte Dreigestirn mit von der Partie: Prinz Florian I. (Florian Lützler), Bauer Pippo I. (Petrick Markert) und Jungfrau Benny I. (Benny Sattler) bekleiden bereits seit der Session 2021/22 ihre Ämter, doch auf einem Wagen beim Voerder Karnevalszug mitzufahren, war ihnen wegen Corona im vergangenen Jahr nicht vergönnt. Das Trio „vertritt ganz Voerde“, sagt Scholz. Und es steht nicht zuletzt auch für die zwischen VKV und den Jecken des MGV „Eintracht“ Spellen intensivierte Zusammenarbeit.
Diese zeigt sich auch in einer Firmenhalle auf Weseler Stadtgebiet: Dort wird Seite an Seite am eigenen Wagen gebaut, sich untereinander ausgetauscht, wie Martin Scholz erzählt. Der VKV-Elferrat wird am 19. Februar auf einem komplett neugestalteten Gefährt die närrische Tour durch Voerde antreten. Dritter im Bunde beim Wagenbau in einer Weseler Firmenhalle ist Andre Stepper. Der Inhaber der beiden Edeka-Geschäfte in Friedrichsfeld und Spellen hat einen zweistöckigen Karnevalswagen gekauft, den er mit Mitarbeitern seiner Märkte zusammen gestaltet. Auf eben diesem „neutralen“ Fahrzeug wird das Dreigestirn am Tulpensonntagszug den Jecken an den Straßen zuwinken, wie Martin Scholz ankündigt.
Auch interessant
Das Gefährt von Andre Stepper wird das Ende des Lindwurms bilden: Bislang tat dies der Senatorenwagen des VKV, von dem aus unter anderem Bürgermeister Dirk Haarmann Kamelle & Co. aufs Narrenvolk regnen lassen wird. Auch der Landtagsabgeordnete René Schneider (SPD) wird mit dabei sein. Der VKV hofft zudem, dass es der volle Terminkalender der Frau, die das zweithöchste Staatsamt in Deutschland bekleidet, zulässt, ebenfalls mitzufahren: Eine Abordnung des VKV traf bei der Prinzenkürung in der Mercatorhalle in Duisburg Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und lud sie ein. Die gebürtige Walsumerin hat eine persönliche Verbindung zu Voerde, sie besuchte dort die Hauptschule, machte ihre Fachoberschulreife.
Stand jetzt sind für den Tulpensonntagszug 13 Fußgruppen und 19 Karnevalswagen angemeldet. Wer am 19. Februar mitlaufen oder mitfahren möchte, kann sich noch bis spätestens 5. Februar anmelden, erklärt Martin Scholz. Der VKV setzt auch wieder auf die Überzeugungskraft von Panzerknackern. Sie sollen Närrinnen und Narren, die am Straßenrand stehen, um Zaster für den Zug bitten. Sie werden am Anfang des Lindwurms, dessen Leitung wieder Stefan Schmitz innehat, zu finden und mit Sammelbehältnissen aus Holz unterwegs sein.
Panzerknacker sammeln Geld
Das Geld, das die Panzerknacker zusammen bekommen, fließe „eins zu eins“ in die Finanzierung des Lindwurms. Das, was davon 2023 übrig bleibt, wird für den nächsten vorgesehen, wie Scholz berichtet. Der VKV braucht für die Panzerknacker noch Verstärkung. Das Gleiche gilt für die „Zugengel“, die neben den Karnevalswagen laufen und dafür sorgen, dass keiner „unter die Räder gerät“. Wer eine der beiden Aufgaben übernehmen möchte, melde sich per Mail an vorstand@karneval-voerde.de.
Mitglied im VKV muss man dafür nicht sein. Neben dem Mindestalter von 18 Jahren als Vorgabe gibt der Vorsitzende Martin Scholz aber eine Voraussetzung an, die sich von selbst verstehen sollte: „Lächeln wäre schön.“
>>Info: Bahnstrecke ist am Veranstaltungstag gesperrt
Zu dem jecken Event am Tulpensonntag in Voerde reisen viele Närrinnen und Narren vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet für gewöhnlich auch mit der Bahn an. Dies wird diesmal nicht möglich sein, denn die Strecke ist an dem Tag in Folge des Betuwe-Ausbaus komplett gesperrt. Die Jecken müssen auf den Schienenersatzverkehr umsteigen. Die gute Nachricht sei, dass die Unterführung an der Steinstraße, die der Lindwurm passiert, an dem Tag frei sein wird, sagt Martin Scholz.
Der VKV-Vorsitzende kann über die Totalsperrung der Strecke just an Tulpensonntag nur den Kopf schütteln: „Das kann man keinem Rheinländer erklären.“
Stand jetzt soll der Karnevalszug nach dem Start an der Allee und kurzer Fahrt über die Frankfurter Straße weiter über die Bahnhofstraße verlaufen. Die Frage, ob dies möglich ist, stellt sich wegen des Straßenausbaus, der dort in diesem Jahr beginnen soll.