Voerde. Sie werden später im Rahmen eines Hilfstransports in die umkämpfte Millionenstadt Charkiw gebracht.

Die Ladenlokale am Rathausplatz sind schon seit einiger Zeit geschlossen. Doch am Samstag tat sich etwas in einem. Neun Mitglieder des Vereins Gänseblümchen nahmen in einem von der Bäckerei Ernsting zur Verfügung gestellten Raum Spenden entgegen. Die Sachen sollen demnächst in die Ukraine gebracht werde. Der Verein kümmert sich seit Monaten um eine Familie, die vor dem Krieg flüchtete.

Der Vorsitzende Tobias Modrzejewski hat die Aktion gemeinsam mit seiner Frau in die Wege geleitet. An einem Adventsabend haben sie sich die Frage gestellt, wie sie den Menschen in der Ukraine helfen können. „Mit unserer aus Charkiw stammenden Bekannten Yuliya Slipak haben wir uns dann zusammengesetzt und Ideen gesammelt, was wir tun können und was gebraucht wird.” Slipak ist 34 Jahre alt, in Charkiw geboren und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Von hier aus möchte sie den Menschen in der Ukraine helfen.

Ein Familienangehöriger konnte einen Kontakt zur onkologischen Klinik von Charkiw herstellen. In dieser befinden sich laut ukrainischen Angaben noch 15 Kinder die aktuell in Behandlung sind. Die Spenden sollen direkt an die Klinik geschickt werden. „Ich finde es toll, dass so viele Menschen uns heute unterstützen, für mich ist das heute ehr emotional.“ Ihr Vater und ihr Bruder befinden sich derzeit noch in Charkiw. Am 24. Februar 2022 habe sie gegen 5.30 Uhr einen Anruf bekommen, in welchem ihr erzählt wurde, dass die Ukraine bombardiert werde.

Zollformalitäten erledigen

Viele Menschen brachten am Samstag Lebensmittel in Dosen, warme Kleidung und Decken in den Raum von Ernsting. Diese müssen alle für den Zoll dokumentiert werden, um die Formalitäten an der Grenze einzuhalten. Denn die Spenden werden von einem Angehörigen Slipaks auf eigene Faust und unter lebensgefährlichen Umständen per Lastwagen nach Charkiw gebracht. Eine der Helferinnen ist die 38 Jahre alte ukrainische Kriegsflüchtige Bohdana Hutsenko. Sie lebt seit dem 27. Februar in Deutschland und kam aus Lwiw. Vor dem Krieg war sie Englischlehrerin: „Ich bin sehr glücklich über die Möglichkeit hier zu helfen.” Gemeinsam ist sie mit ihrer Schwester und ihren Kindern geflüchtet.

Charkiw ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt in der Ukraine und wurde vor kurzem von der Deutschen Außenministerin Annalena Baerbock besucht. Derzeit wird die Millionenstadt mit russischen Raketen beschossen.