Voerde. Die Bücherei Spellen wurde umfassend umgestaltet. Der Förderverein beantragte dafür Zuschüsse und setzte auch einen Eigenanteil ein.
Die Spellener Bücherei präsentiert sich seit einigen Wochen in einem völlig anderen Licht: Der Großteil des in die Jahre gekommenen Mobiliars ist verschwunden und durch neues ersetzt. Der Raum, in dem der Medienbestand zum Ausleihen bereit steht, kommt nun heller, freundlicher und moderner daher. Die dunklen Regale sind – bis auf fünf – weißen gewichen. Hier und da ist Petrol als neue Akzentfarbe der umgestalteten Bücherei eingestreut, deren Ausleihtheke noch die alte ist. Möglich wurde die Neuausstattung der Einrichtung durch verschiedene Töpfe, aus denen der Förderverein um den ersten Vorsitzenden Klaus Hackstein Mittel beantragt hat. Für den Umbau wurde eigens eine Projektgruppe gebildet. Ihr gehören Kim Mömken, Monika Schmitz und Ines Hickl (vonseiten des Fördervereins) und Kerstin Hinte (Büchereileitung) an.
Der größte Zuschuss stammt aus dem Kleinprojekte-Programm der Leader-Region Lippe-Issel-Nieder-rhein: Insgesamt 16.000 Euro wurden aus diesem Topf bewilligt, wobei der Förderverein der Spellener Bücherei einen Eigenanteil in Höhe von mindestens 4000 Euro aufzubringen hatte. Sein Beitrag belief sich am Ende auf 5500 Euro. So flossen über das besagte Programm also 21.500 Euro in die Umgestaltung der Einrichtung – konkret vor allem in die Anschaffung der neuen Regale im Kinder- und Jugendbereich und das dort befindliche Atrium. Auf dessen Stufen können sich die kleinen Besucher niederlassen und in Büchern schmökern.
Der Eigenanteil sei „hart erarbeitet“ und „vom Munde abgespart“, erklärt Ines Hickl, Geschäftsführerin des Fördervereins: Eine Einnahmequelle speiste sich aus dem Bücherverkauf auf dem Spellener Bauernmarkt, eine weitere aus dem Erlös des Adventskalenders, den der Vereins Stadtmarketing Voerde herausbringt. Zudem legte der Förderverein seinen Anteil am Heimatpreis der Stadt zurück, um den er sich 2021 gemeinsam mit den Fördervereinen der Büchereien in Möllen und Friedrichsfeld beworben hatte – und den dritten Platz belegte. Anfang Juni 2022 kam von Leader die Nachricht, dass das vom Förderverein der Spellener Bücherei beabsichtigte Umbauvorhaben gefördert wird, „dann ging es an die Umsetzung“. Für die Maßnahme wurde ein von „Grund auf neues Konzept“ entwickelt und dabei externe Beratung eingeholt. Eine zentrale Frage war, wie die Bücherei Spellen für die „nächsten Jahrzehnte“ aufgestellt werden und wie der Medienbestand sein soll, erklärt Hickl. Das Fazit zur Bestückung des Medienbestandes fasst sie wie folgt zusammen: „Im Zweifel weniger, aber dafür aktueller.“
Im weiteren wurde „rigoros aussortiert“. Waren es vorher mehr als 10.000 Medien – Bücher, Hörbücher und Tonies (Audiosystem zum Abspielen von Hörbüchern für Kinder) – umfasst der heutige Bestand noch „unter 8000“, sagt Ines Hickl: „Wir haben jedes Medium in die Hand genommen und geschaut, was läuft in der Ausleihe und was nicht.“ Darüber hinaus wurde der Frage nachgegangen, was die Aufgabe einer Stadtteilbücherei wie der in Spellen ist.
Teils „alte Schinken“ im Bestand
Wissenschaftliche Bücher etwa gehörten mehr zum Spektrum einer Stadtbibliothek. Aufgabe der Bücherei Spellen sei es, aktuelle Medien vorzuhalten, das, was klassisch gelesen werde, was in den Bestsellerlisten steht. Romane und Biografien und im Kinderbereich aktuelle Erstlese- und Bilderbücher gehen Ines Hickl zufolge sehr gut. Einen Teil des aussortierten Lesestoffs – im Bestand befanden sich teils auch „alte Schinken“ – hat der Förderverein versucht zu verkaufen. Einige Exemplare wurden verschenkt, andere weggeworfen.
Den Wänden in der Bücherei haben Eltern und Freunde aus dem Förderverein einen neuen Anstrich verpasst. Der alte Boden wurde im Rahmen der Instandhaltung von der Vermieterin, der Wohnbau Dinslaken, durch einen neuen ersetzt. Dabei handele es sich um einen hochwertigen, für öffentliche Räume geeigneten Teppich, sagt Ines Hickl. Zudem hat die Wohnbau den Gemeinschaftsraum mit einem neuen Boden ausgestattet.
Eine weitere Mammutaufgabe
Das neu angeschaffte Mobiliar der Bücherei ist mit Rollen bestückt. Damit soll dem Ziel Rechnung getragen werden, die Bücherei Spellen zu einem „barrierearmen Begegnungsort“ zu machen. Dank der Rollen lässt sich das Mobiliar leicht zur Seite räumen und aus dem Raum kann flugs ein Veranstaltungsort gemacht werden. Der Förderverein möchte als neues Angebot regelmäßig ein Erzähltheater anbieten. Auch ist geplant, das Bilderbuchkino, das es vor der Corona-Pandemie gegeben hat, zu reaktivieren. Zudem soll ein Projekt zum Thema Störche in diesem Jahr umgesetzt werden. Kinder werden unter anderem aufgerufen, Fotos zu den Schreitvögeln in der Umgebung einzureichen. Daraus soll dann ein Bilderbuchkino entstehen. Auch zu diesem Projekt hat der Förderverein einen Förderantrag gestellt.
Ein ehrgeiziges Vorhaben hat dieser sich für 2023 mit einem nächsten Schritt vorgenommen: Es geht um die Digitalisierung der Ausleihe. Für Ines Hickl eine weitere Mammutaufgabe: Jedes einzelne Buch müsse dafür erfasst und mit einem scannbaren Code versehen werden. Auch dafür will der Förderverein Zuschüsse beantragen und versuchen, Spenden zu akquirieren.
>>Info: Hintergrund
Knapp 40.000 Euro hat der Förderverein der Bücherei Spellen inklusive einem Eigenanteil von 6000 Euro an Mitteln für die Umgestaltung der Einrichtung zusammenbekommen. Zu den großen Posten zählen unter anderem auch die von der Bürgerstiftung der Sparkasse RheinLippe zur Verfügung gestellten 8000 Euro, die in die Finanzierung der TV-Regale und Thermovorhänge flossen. Über das Crowdfunding der Volksbank Rhein-Lippe („Viele schaffen mehr“) kamen über 3300 Euro zusammen. Damit wurden die feststehenden Regale rund um die Säulen finanziert.
Seit 1996 betreibt der Förderverein die Bücherei in Spellen eigenverantwortlich. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei drei Euro im Monat.