Dinslaken. Eine schöne Tradition oder Schwachsinn? Bei einer NRZ-Straßenumfrage in Dinslaken zum Böllern zeigte sich: Am Feuerwerk scheiden sich die Geister.
Wenn das Jahr sich dem Ende neigt, starten die Vorbereitungen auf die Silvesternacht. Bräuche gibt es einige: Bleigießen, das gemeinsame Raclette-Essen oder mit einem Glas Sekt das neue Jahr begrüßen. Auch das Abfeuern von Raketen und das Zünden von Böllern empfinden viele Menschen als Selbstverständlichkeit. Nachdem dieser Brauch in den vergangenen beiden Jahren verboten war – um Krankenhäuser hinsichtlich der Coronapandemie nicht weiter zu belasten – können Böller-Freunde in diesem Jahr ab dem 29. Dezember wieder Feuerwerkskörper im Handel erwerben.
In größeren NRW-Städten wird schon länger über die Einführung von Böllerverbotszonen diskutiert, auch im Hinblick auf Umwelt und Tiere wird die Knallerei immer wieder kritisch bewertet. Doch wie sehen das die Menschen in Dinslaken? Gehört für sie das Feuerwerk zum Jahreswechsel dazu? Was halten sie von Böllerverbotszonen? Wir haben uns in der Neustraße umgehört, dabei wurde eines deutlich: Beim Böllern scheiden sich die Geister.
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Das sagen Dinslakener zum viel diskutieren Böllerverbot
Tim Rudolph in der Fußgängerzone unterwegs, Tüten hält der 33-Jährige in der Hand, als er von Schaufenster zu Schaufenster läuft. Böller einkaufen wird er nicht in diesem Jahr. „Ich sehe in dem ganzen Knallen überhaupt keinen Sinn, das ist weder gut für die Tiere noch für die Umwelt.“ Viel besser könne man seiner Meinung nach das Geld anderweitig investieren und Gutes tun, erklärt er. Die Idee hinter offiziellen Böllverbotszonen unterstützt Tim Rudolph. Auch ein großes, öffentliches Feuerwerk würde er eher begrüßen, als Privatleute, die unsachgemäß mit Feuerwerkskörpern umgingen und sich im schlimmsten Fall verletzten.
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Für Sebastian Lindner, der mit seinem Sohn auf dem Arm durch die Innenstadt schlendert, gehört das Böllern einfach dazu, sagt er. Die vergangenen beiden Jahre habe er das schon vermisst. In diesem Jahr wird er auch wieder etwas einkaufen, jedoch keine Böller, sondern größtenteils Raketen, die schön anzusehen sind.
Feuerwerk als Tradition
Ähnlich sieht das auch Malina Satzki, die gemeinsam mit ihren Eltern und einem Kinderwagen durch die Innenstadt läuft. „Die Jahre zuvor war es ja auch erlaubt und in anderen Ländern gehört es auch dazu“, sagt sie. Deshalb verstehe sie die Diskussion über ein generelles Böllverbot nicht. Zwar zünde sie selber keine Böller an, aber ein Feuerwerk mit Raketen & Co. bestaune sie gerne. Wichtig seien für sie die böllerfreien Zonen in größeren Innenstädten, „damit das dort nicht zu viel wird auf kleinem Raum“, erklärt Satzki.
Ihr Vater Michael Geißler ist ebenfalls gegen ein generelles Böllerverbot und macht deutlich: „Die Diskussion darüber ist einfach nur albern.“ Seitdem er denken könne, würde geballert und geknallt werden in der Silvesternacht. „Das ist einfach Tradition“, sagt er.
Böllerei schlecht für Umwelt, Tiere und Menschen
Wenn Raketen und Böller verkauft werden, gebe er gut und gerne an die 100 Euro für das Spektakel aus, „aber immer nur was fürs Auge, keine großen Böller oder so etwas“. Auch seine Frau Irmgard stimmt ihm zu: „Keine Böller, aber Raketen, die schön anzusehen sind, etwas fürs Auge.“ Die Familie ist sich also einig. „Einmal im Jahr ist das in Ordnung, das ist ja wirklich nur eine Nacht“, sagt Satzki.
Anders sehen das die Schwestern Rumeysa und Nazli Ciftci. Ihrer Meinung nach sollte das Böllern verboten werden. „Die Tiere leiden, das ist nicht gut“, sagt die 20-jährige Rumeysa. „Auch für die Umwelt ist es schlecht und Unfälle passieren dabei“, fügt sie hinzu. Dass Menschen teils viel Geld für Böller und Raketen ausgeben, können die beiden nicht nachvollziehen.
Geld für Sinnvolles ausgeben
Auch Leo Mosses ist in der Dinslakener Fußgängerzone unterwegs. Seine Ansicht ist klar: „Das ist Geldverschwendung, Lärmbelästigung für Mensch und Tier und schadet der Umwelt.“ Unter diesen Gesichtspunkten könne er das Böllern nicht nachvollziehen. Wenn Böllern nicht ganz verboten wird, würde er die Idee von eingerichteten Böllverbotszonen jedoch begrüßen. „Kinder müssen auch geschützt werden, es gibt immer Menschen, die mit den Böllern nicht richtig umgehen können.“
Das würde auch Krankenhäuser stärker entlasten. „Da sind dann Ärzte und Krankenschwestern, die sich vielleicht auf ein ruhiges Silvester gefreut haben und arbeiten müssen, weil Menschen nicht richtig mit dem Feuerwerk umgehen können.“ Er selbst habe nie geböllert, einen Sinn sehe er ebenfalls nicht darin. „Das Geld, was man dort ausgibt, kann man lieber der Tafel geben und an Menschen verteilen, die sowieso nichts haben“, findet Mosses.
Sollte jeder Mensch selber entscheiden
Gegen ein grundsätzliches Böllerverbot spricht sich Jasmine Wolff aus, die mit ihrer Tochter Maxine Kwiatkowski durch die Neustraße läuft. Die Familie böllert selber nicht, auch die letzten beiden Jahre hat Jasmine das Feuerwerk und die Knallerei nicht vermisst. „Aber man verbietet den Menschen schon wirklich genug. Wer Spaß daran hat und das gerne macht, der soll das doch bitte auch machen dürfen“, findet die 39-Jährige. So dürfe jeder Mensch für sich selbst entscheiden, ob er Geld dafür ausgibt und in der Silvesternacht Raketen zündet.
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