Voerde. Bei der Gemeindeversammlung in Möllen ging es um die Entwidmung der Evangelischen Kirche. Bürger verließen aus Protest vorzeitig den Saal.

Bereits seit einiger Zeit sorgt die bevorstehende Entwidmung der Evangelischen Kirche Möllen (Auf dem Bünder) für Wirbel in der Evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm. Bei der Gemeindeversammlung, die in ebenjener Kirche stattfand, fanden sich rund 70 Gemeindemitglieder ein, um über dieses und weitere Themen zu diskutieren.

Pfarrer Harald Eickmeier begann die Versammlung in einer kurzen Predigt damit, dass jeder Abschied weh tue, es in diesem Fall aber auch eine Chance für einen Neuanfang sei. „Früher war es selbstverständlich, zur Kirche zu gehen, das ist heute nicht mehr so“, skizzierte der Presbyteriumsvorsitzende Thomas Schröder die Entwicklung der Kirche im Allgemeinen. Kirchenbesucher würden immer älter und weniger. Es gebe wenige junge Leute, die in die Kirche gehen würden.

„Über Verhältnisse gelebt“

Der neue Superintendent des Kirchenkreises Dinslaken, David Bongartz, betonte, dass die Kirche einige Zeit, gerade in den 80er-und 90er Jahren, über ihre Verhältnisse gelebt habe. Es wurden zahlreiche neue Gebäude gebaut, viele neue Stellen geschaffen, doch mittlerweile müssen die meisten Gemeinden einen Sparkurs fahren, weil sie die Gebäude kaum noch halten können und im Zuge dessen viele Stellen abgebaut wurden.

Schröder erklärte, dass er bereits seit 2006 im Presbyterium sei und sich die Gemeinde bereits damals Gedanken gemacht habe, wie es langfristig mit dem Kirchengebäude in Möllen weitergehen könne. Man hätte andere Gemeinden besucht, um sich Ratschläge und Ideen zu holen, „aber irgendwann müssen wir auch zu einer Lösung kommen. Wir dürfen nicht stehen bleiben. Die Kirche soll nicht an einem Gebäude hängen, sondern wir wollen sie für die Menschen nutzen“.

Viele Gemeindemitglieder verfolgten die Versammlung kritisch.
Viele Gemeindemitglieder verfolgten die Versammlung kritisch. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die „Freunde der evangelischen Kirche Möllen“ bemängelten, dass die Entwidmung der Kirche alternativlos erscheine und der Verein das Gefühl habe, dass nicht alle Aspekte geprüft worden seien. Bongartz erwiderte, dass alle möglichen Szenarien geprüft worden seien und nicht gesagt werden könne, dass irgendetwas übersehen worden sei.

Diskussion nicht erwünscht

Dieter Spelleken, seit 65 Jahren Einwohner Möllens und seit 22 Jahren Vorsitzender des dortigen Bürgerschützenvereins, kündigte zu Beginn seines Wortbeitrages an, eine Frage stellen zu wollen. Dazu kam er aber nicht, da Schröder ihm mitten im Beitrag das Wort abschnitt. Der Presbyteriumsvorsitzende insistierte, dass er darum gebeten habe, nur Fragen zu stellen und keine Diskussionen anzuzetteln. „Das ist ja wohl die Arroganz in Person. Ich weiß gar nicht, was man sich hier einbildet“, schimpfte Hans Gutjahr, Präsident von Glückauf Möllen und seit einigen Monaten auch Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft, in Richtung Schröder und verließ die Kirche empört. Als Spelleken wenige Minuten später erneut ansetzte und wieder von Schröder abgewürgt wurde, folgten rund 20 weitere Mitglieder Gutjahrs Beispiel.

In der Folge äußerten die geblieben Gemeindemitglieder weiterhin Unmut über die Entwidmung der Kirche, doch die benötigten Anträge würden alle bei den dafür zuständigen Behörden liegen und die entsprechenden Vorgänge würden alle in den kommenden Monaten stattfinden, erklärte Bongartz. Vikarin Janna Brakensiek kündigte an, dass es am Tag der Entwidmung vor dem Gottesdienst ein dreistündiges Zeitfenster geben wird, in dem sich die Gemeindemitglieder von „ihrer“ Kirche verabschieden können.

So geht es weiter

Pfarrerin Hanke Ibbeken kündigte bei der Versammlung an, dass sich in Zukunft die evangelische mit der katholischen Kirchengemeinde zusammentun werde, um die Gruppen, die aktuell in den Räumlichkeiten der Kirche auf dem Bünder untergebracht sind, im „Ökumenischen Zentrum Barbarahaus“ zu beheimaten.

Auf die Frage eines Besuchers, warum man nicht die Gruppen in das Kirchengebäude holen würde, hieß es, dass das Barbarahaus deutlich günstiger wäre.