Voerde. Während für Verantwortliche der evangelischen Kirchengemeinde das Aus der Kirche besiegelt scheint, ist der Widerstand dagegen ungebrochen.
Die Schließung der evangelischen Kirche in Möllen ist für die Verantwortlichen der Kirchengemeinde Götterswickerhamm beschlossene Sache: Der Plan lautet, sie am 29. Januar 2023 mit einem Gottesdienst zu entwidmen, und am Tag zuvor sollen die Gemeindeglieder die Gelegenheit haben, sich bei einem Rundgang an verschiedenen Stationen im Gebäude zu verabschieden, wie Pfarrer Harald Eickmeier auf NRZ-Anfrage mitteilt. Ob, und wenn ja, seit wann für diesen Schritt seitens der evangelischen Landeskirche die Genehmigung vorliegt, beantwortet er nicht. Zu dem Punkt konstatiert er am Mittwoch, zwei Tage vor der Gemeindeversammlung, in der es auch um das geplante Aus des Gotteshauses gehen wird: „Natürlich ist die Landeskirche informiert – es gibt einen sehr genauen Ablaufplan für die Entwidmung einer Kirche.“
Zweiter Brief an höhere Instanz
Während aus Sicht der Entscheidungsträger vor Ort die Aufgabe des Gotteshauses in dem Voerder Stadtteil besiegelt scheint, wehren sich die Gegner weiter mit Vehemenz dagegen. Nach einem offenen Brief einiger Gemeindeglieder im Sommer dieses Jahres an das Landeskirchenamt ist Anfang vergangener Woche ein erneutes Schreiben aus dem Voerder Stadtteil dorthin verschickt worden.
Die Antwort aus Düsseldorf von Juli 2022 könnte die Hoffnung auf eine Umkehr gedämpft haben. Das Landeskirchenamt erklärt, „nach dem bisherigen Kenntnisstand“ davon auszugehen, „dass eine umfassende und verantwortungsbewusste Entscheidung“ durch das Presbyterium, das sich seit langem mit dem Thema beschäftige, „getroffen werden wird“. Aufgrund der Entwicklung der Gemeindegliederzahlen und der Finanzen – bezogen auch auf erforderliche Investitionskosten in die vorhandenen Gebäude – sei die Entwidmung von Gottesdienststätten eine Frage, der sich die evangelische Kirche stellen müsse, heißt es in der Antwort aus Düsseldorf vom Juli 2022 weiter. Ein entsprechender Antrag der Kirchengemeinde Götterswickerhamm für das Gotteshaus in Möllen lag dem Landeskirchenamt nach eigener Aussage zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. Die Schließungsabsicht war acht Monate vorher bei der Gemeindeversammlung in Götterswickerhamm verkündet worden.
Warnung vor Kirchenaustritten
In dem zweiten Schreiben an das Landeskirchenamt von Anfang vergangener Woche formuliert der Förderverein „Freunde der evangelischen Kirche in Möllen“ seinen Protest gegen das Aus des Gotteshauses eindringlich, warnt vor Kirchenaustritten als „garantierter Folge“. Mit dem Aus „würde gleichzeitig unsere Glaubensgemeinschaft in Möllen zerstört: Unser Kirchengebäude ist der natürliche Mittelpunkt im Stadtteil Möllen, dieses Gotteshaus wird von uns als Ort der Besinnung und sogar der Hoffnung empfunden!“
Zudem führt der Förderverein, der sich vor wenigen Tagen auch Hilfe suchend an den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, gewandt hat, die Bedeutung der Möllener Kirche für die gesamte evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm als „überaus wertvoll“ und „unverzichtbar“ an: Das Gotteshaus sei als „sehr funktionales Mehrzweckgebäude“ gestaltet, das auch „größere, in die Öffentlichkeit wirkende, attraktive Veranstaltungen im Gottesdienstraum“ ermögliche – erweiterbar um die darunter liegenden Räume.
Das Gebäude „voreilig“ zu schließen, es „einzig und allein unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten“ zu sehen, wäre eine „schwere, zerstörerische und nicht wieder gutzumachende Fehlentscheidung“, mahnt der Förderverein. Sollte es „trotz aller Bemühungen vieler“ dazu kommen, „hätte der Stadtteil Möllen keine christliche Kirche mehr“.
Pfarrer Eickmeier erwidert darauf, dass die evangelische Kirchengemeinde das Barbarahaus der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul mit der dortigen Kapelle, „die sehr schön ist und 80 Sitzplätze hat“, nutzen werde. Dort sollen die Gruppen, die sich in den Räumen unter der evangelischen Kirche treffen, eine neue Heimat finden. Eickmeier betont: „Wichtig für den Stadtteil wird aber vor allem die Sanierung der Kita sein, die Zusammenarbeit mit der Regenbogenschule und Angebote von Diakonie und der Evangelischen Familienbildungsstätte.“ Das Barbarahaus soll als „ökumenisches Gemeindezentrum“ fungieren, mit Angeboten für den „sich wandelnden“ Stadtteil: „Wenn junge Familien in die neuen Häuser in Möllen ziehen, wird die Zusammenarbeit mit Kitas und der Regenbogenschule in Möllen wichtig sein. Die bisher an getrennten Orten stattfindenden Angebote beider Kirchengemeinden haben dann im ökumenischen Barbarahaus ihren gemeinsamen Platz und ergänzen sich sehr gut.“
Statt Schließung: Idee einer ökumenischen Kirche
Für den Förderverein „Freunde der evangelischen Kirche in Möllen“ kann das Barbarahaus „nur ein Notbehelf“ sein: Es „wäre auf Dauer zu klein für alle“. Den „Grundgedanken einer ,verstärkten Ökumene in Möllen’“ greift er auf und lenkt ihn in eine andere Richtung. Dieser lasse sich zu einer „genialen Problemlösung“ entwickeln: Die Idee ist, das evangelische Gotteshaus zu einer „ökumenischen Kirche“ zu wandeln – „gemeinsam getragen von katholischen und evangelischen Christen mit ihren Institutionen, später gegebenenfalls auch mit kontinuierlichen Kontakten“ zu den Muslimen und ihrer Moschee in direkter Nachbarschaft.
Überlegungen zur weiteren Nutzung der evangelischen Kirche in Möllen und den darunter liegenden Gemeinderäumen sind laut Pfarrer Eickmeier noch nicht abgeschlossen. Da das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz stehe, seien „aktuell weder ein Abriss, noch ein Verkauf geplant“. Allerdings erschwere der Denkmalschutz auch einfache Lösungen zur weiteren Nutzung: „Wenn unter anderem Diakonie oder evangelische Kinderwelt das Gebäude nutzen sollen, seien Umgestaltung und Umbau zwingend notwendig, aber nicht erlaubt“, erklärt Eickmeier.
Die Gemeindeversammlung, in der die Entwidmung der evangelischen Kirche in Möllen ein Thema ist, findet dort am Freitag, 18. November, 18 Uhr, statt.