Dinslaken/Hünxe. Die RAG möchte die Rohre für die Grubenwasserentsorgung der Zeche Lohberg parallel zum Entwässerungsgraben legen. Was das für die L4n bedeutet.
Seit Jahren schwelt der Streit zwischen Dinslaken und Hünxe über die künftige Trasse der L4n, der Verbindung zwischen Bruckhausen und der B8 zwischen Dinslaken und Voerde. Die Positionen scheinen festgefahren – beide Kommunen möchten ihre Bürger schützen. Ein Verlauf der L4n am Lohberger Entwässerungsgraben entlang würde der die Anwohner des Dinslakener Bruchs belasten, ein Verlauf über den Schwarzen und Tenderingsweg die dort lebenden Hünxer Bürger. Nun kommt eine weitere Variable ins Spiel: die Grubenwasserleitung zwischen dem ehemaligen Bergwerk Lohberg, dem Schacht Hünxe und dem Rhein soll im selben Bereich verlaufen wie die L4n. Die Trassenführung könnte die künftige Umgehungsstraße beeinflussen.
Das ist geplant
Die Zeche Lohberg soll, wie bekannt, einer der sechs Standorte des Zentralen Grubenwasserhaltung im Ruhrgebiet werden. Hier sollen, voraussichtlich nach dem Jahr 2030, die Grubenwässer des mittleren Ruhrreviers gehoben und in den Rhein geleitet werden. Die erwarteten 33 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr würden aber den Lohberger Entwässerungsgraben, der bis zum Rhein verläuft, allerdings überlasten. Die dauerhafte Ableitung von Wassermengen dieser Größenordnung „in einem dicht besiedelten Gebiet ist nur über ein Rohrleitungssystem als sinnvoll zu erachten“, so die RAG. Deswegen will sie – neben einer Verbindung des Schachts Hünxe mit der Zeche Lohberg – zwei 7,6 Kilometer lange Druckrohrleitungen mit einem jeweiligen Durchmesser von einem Meter bis zum Rhein bauen. Die Leitungen sollen in drei Metern Tiefe liegen. Außerdem ist ein Schutzstreifen von 12,5 Metern Breite vorgesehen.
Die RAG hat zwei Trassenverläufe in dem Bereich untersucht: Variante 20a verläuft zunächst parallel zum Entwässerungsgraben, knickt dann nach oben ab und nimmt den Weg zwischen den Tenderingseen. Variante 20b – und das ist die von der RAG bevorzugte Trasse – verläuft parallel zum Lohberger Entwässerungsgraben. Es handele sich, so RAG-Sprecher Christof Beike, um die „umweltverträglichste Leitungstrasse. Gehölzverluste sind nach momentaner Planung vorwiegend nur im Bereich der Tenderingsseen zu erwarten.“ Dennoch müsste auf der Strecke auf 740 Metern Grün abgeholzt werden.
Das fürchtet die Initiative
Für die Dinslakener Bürgerinitiative Stop L4n ist das ein Alarmsignal: Die Bürger fürchten, dass auf diese Weise auch der Weg für die L4n bereitet werden soll – weil die Trasse dann ja bereits gerodet sei. Zwar heißt es in den Planungsunterlagen der RAG, dass auf dem Schutzstreifen „keine Bebauung erfolgen“ dürfe. Aber das, so fürchtet Susanne Tackenberg von der Initiative, könne auch nur Tiefbauten betreffen.
Die Planungen für die Grubenwasserleitung sind schon weiter fortgeschritten als die für die L4n, die voraussichtliche Bauzeit für die Verlegung der Druckrohrleitungen wird bis zu zweieinhalb Jahre betragen. Der Landesbetrieb Straßenbau NRW, der die Planung für die L4n übernommen hat, hat erst vergangene Woche den Korridor festgelegt, in dem Varianten untersucht werden: Zwischen Schwarzem Weg und Entwässerungsgraben. „Ist damit der Trassenverlauf für die L4n gesetzt?“ fragt die Bürgerinitiative.
Das sagt die RAG
Der Bereich über der Grubenwasserleitung könnte, so erklärt Christof Beike, nach Abschluss der Baumaßnahme wieder wie bisher – also ackerbaulich – genutzt werden. „Auch kleinere nicht tiefwurzelnde Gehölze können auf dem Schutzstreifen wachsen oder wieder angepflanzt werden.“
Die L4n wird auch in den Planungsunterlagen der RAG erwähnt. Die Planung für die Verbindungsstraße stehe noch nicht fest, heißt es da, eine „Betroffenheit der Variante 2oa“ – also Schwarzer-/Tenderingsweg – sei aber „wahrscheinlicher“ als bei Vorzugstrasse für die Leitung am Entwässerungsgraben. Eine Darstellung, die wiederum die Stadt Dinslaken beanstandet: Diese Aussage „kann nicht nachvollzogen werden“, der Trassenverlauf sei schließlich noch offen, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.
Die RAG erklärt auf Nachfrage der NRZ, dass es generell möglich sei, über der Grubenwasserleitung einen Weg oder eine Straße anzulegen. „Die Leitung wäre hierbei aber zusätzlich zu sichern, zum Beispiel durch ein Schutzrohr“, so Christopf Beike. Außerdem müssten Möglichkeiten geschaffen werden, im Schadens- oder Kontrollfall durch entsprechende Revisionsschächte an die Leitungen zu kommen. „Von Seiten der RAG ist dieser erhöhte technische Aufwand nach jetzigen Planungsstand nicht vorgesehen.“
So geht es weiter
Die Politik beschäftigt sich erstmals im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung (Montag, 7. November, 17 Uhr, KTH, Mehrzweckraum) mit der Grubenwasserleitung. Die BI Stop L4n ruft zur Teilnahme auf.