Dinslaken. Nach zwei Jahren Coronapause gab es wieder einen Vorentscheid für das SYLS-Festivals im ND-Jugendzentrum. Welche Bands sich durchsetzten.
Über zwei Jahre bremste die Coronapandemie die Musikszene und damit auch die regionalen Rockbands aus. Damit war es kein „normaler“ Bandwettbewerb, bei dem Samstag im ND-Jugendzentrum fünf Bands um die beiden noch freien Slots im SYLS-Festival am Samstag, 27. August, im Burgtheater kämpften. Es war die erste Gelegenheit, überhaupt wieder live vor Publikum aufzutreten, zu tanzen oder einfach die Atmosphäre eines kleinen Club-Festivals zu erleben.
Jedoch, es ging halt auch um mehr, um den Auftritt nicht vor 100 Leuten wie am Samstag im geschlossenen Raum, sondern auf der Open Air Bühne im Burgtheater. Headliner sind Motorjesus, unter den 300 Bands, die sich fürs SYLS bewarben, setzte das Orga-Team Japanese Junkfood und die Duisburger Punkband Gisela von Hinten.
NRZ-Autorin in der Jury
Wer ergattert einen der noch zwei freien Plätze im Line-up? Zur Wahl standen Kombiticket, Waste the Days, Knife Breath, Our Burden to prevail und Slinky Mind. Die Qual der Wahl hatten zu je 50 Prozent das Publikum und die Fachjury. Und dies zwingt mich, die Autorin dieses Textes, an dieser Stelle die eigentlich gebotene Neutralität der Berichterstattung zu verlassen. Das SYLS-Team hatte mich anlässlich des ersten Bewerbungsaufrufs fürs Festival gefragt, ob ich Teil der Jury sein möchte. Klar, die lokale Bandszene kenne ich seit ewigen Jahren, die Möglichkeit, jetzt in der schwierigen Neustart-Situation nah der Pandemie aktiv mitzumachen, nahm ich gerne an. Und so saß ich da am Tisch hinterm Namensschild, während die anderen im Saal vor der Bühne tanzten. Links neben mir Tim Perkovic, der sich auch mit Martin Baumann die Moderation teilte und rechts neben mir Jan Recht.
Reihenfolge wurde am Dartboard entschieden
In welcher Reihenfolge die Bands auftraten, wurde zuvor an der Dartscheibe entschieden, Kombiticket aus Bocholt machten den Opener. Wer Marie Schmalz bei der gestreamten Acoustic Lounge gehört hatte, kannte die Sängerin mit den blauen Haaren als Singer-Songwriterin mit Gitarre. Sie nun mit ihrer Band Kombiticket zu erleben, machte wumms! Die Songs sind in der geballte Power kaum noch wieder zu erkennen, doch bleiben die teils sogar richtig eingängigen Melodien, die ausgeklügelten Songstrukturen und die starken Texte. Marie selbst wird von der Banddynamik richtig gehend nach vorne gepusht und liefert eine entsprechend überzeugende Performance. Wir werfen uns in der Jury nur vielsagende, anerkennende Blicke zu.
Waste the Days sind eine der ganz jungen Dinslakener Bands und man hört ihnen, an wo sie aufgewachsen sind. Dinslaken ist Hansestadt. Punk und Hardcore haben hier vor Ort eine Tradition über mehrere Bandgenerationen, hier tritt die jüngste in die Fußstapfen derer, die das SYLS in den vergangenen Jahren geprägt haben. Pogendes Publikum, ein vertrautes Bild im ND-Jugendzentrum.
Ähnliches lässt sich auch über Knife Breath sagen. Druckvoller Punk, Einflüsse des Alternative Rock lassen die Band ausgereifter als die ungebremst losstürmenden Waste the Days erscheinen, dabei hat die 2019 gegründete Formation im ND-Jugendzentrum ihren allerersten Liveauftritt vor Publikum.
Our Burden to Prevail kommen aus Bocholt, Sänger Fabian stammt aus Dinslaken. Schon die Roll-ups, die sie auf der Bühne aufbauen, lassen keinen Zweifel an dem, was musikalisch folgen wird: Ein Mix aus Death Metal und Metal Core, den Fabian aber mit mystisch-melodischen Syntheziser-Einspielungen Farbe und Atmosphäre verleiht. Ein echter Hingucker ist Peters neunsaitige E-Gitarre, eine Spezialanfertigung.
Und dann macht sich schon die letzte Band für ihren 30-minütigen Auftritt bereit. „Nutbush City Limits“ als Soundcheck und Jan guckt mich mit großen Augen an – ich denke das Gleiche: Was für eine Rockstimme. Clara heißt die Sängerin der Oberhausener Band Slinky Mind, die sowohl das Publikum als auch uns als Jury auf ihre Seite bringt. Die Musiker bringen eine gute Technik mit, die stärksten Songs sind die, die am meisten Gas geben. Zugaberufe. Kann das Publikum haben. Und zwar beim SYLS. Nach dem Auszählen der Publikumsstimmen und der Juryberatung, bei der wir schnell zum einhelligen Ergebnis kommen, steht es fest: Kombiticket und Slinky Mind sind im Burgtheater dabei. „Das wird ein Super-Sommer“, strahlt Gitarrist Eric.
>>Diese Bands spielen beim SYLS
Motorjesus aus Mönchengladbach sind der Headliner des SYLS Festival am Samstag, 27. August, im Burgtheater Dinslaken. Die Band, die hält was ihr Name verspricht, spielt nach 21 Uhr ein komplettes Set. Vorab stehen insgesamt vier Bands aus der Region für jeweils 30 Minuten auf der großen Bühne.
Neben Kombiticket und Slinky Mind sind dies Japanese Junkfood und Gisela von Hinten. Sie wurden vom SYLS-Team aus 30 Bewerbungen gesetzt.
Japanese Junkfood sind Dinslakener, haben bereits SYLS-Erfahrung. Am Freitag stellte die Hard Rock Band ihre aktuelle EP im Oberhausener Druckluft vor.
Gisela von Hinten aus Duisburg/Stuttgart steht für linken, gesellschaftskritischen, freiheitsdenkenden Deutschpunk.